Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
Vom Netzwerk:
Es hätte Lian gar nicht geschadet, auch etwas zu leiden.
    »Nun, erholt Euch gut!« Nesko machte Anstalten zu gehen.
    »Nesko«, krächzte sie.
    »Ja, Madame?«
    Der Schnaps machte ihre Zunge schwer und gleichzeitig ganz leicht. »Bin ich ... hübsch?« Sie schämte sich für die Frage, noch bevor sie sie ausgesprochen hatte. Mit verquollenen und tränenden Augen sah sie, wie er blinzelte.
    »Ja, Madame«, sagte er, nach kurzem Zögern. »Natürlich, Madame!«
    »Danke«, murmelte sie. Was hätte er auch anderes sagen sollen? Sie war krank und noch dazu die Leiterin dieser Expedition. Warum stellte sie andauernd Fragen, deren Antworten sie nicht hören wollte?
    Schlaf kam über sie wie eine Decke aus Stein. Sie träumte von kreischenden Echsen, die sie durch einen brennenden Dschungel hetzten.
    Sie schlief bis zum Mittag des nächsten Tages. Als sie erwachte, von der Schiffsglocke geweckt, fühlte sie sich wesentlich erholter. Die Nase war noch wund, der Hals noch rau und nach wie vor quälten sie Kopfschmerzen, aber zumindest hatte sie nicht mehr das Gefühl, daran sterben müssen.
    Dennoch blieb sie weiter im Bett, ließ sich eine dritte Decke bringen, nachdem sie die anderen beiden durchgeschwitzt hatte, schlief viel und trank noch mehr. Zwischendurch raffte sie sich auf, um ihren Nachttopf durch das Bullauge zu leeren.
    Ulgrai war bereits mit bloßem Auge als gewellte grüne Linie am Horizont auszumachen. Ob Veribas all die Orte, zu denen er sie führte, selbst besucht hatte? Oder kannte er sie auch nur aus Büchern, so wie Kriss viel zu viele Dinge nur aus Büchern kannte?
    Ulgrai. Es war ein zweigeteiltes Land. An seinen Küsten gab es prächtige Königreiche, manche davon so alt wie die Menschheit selbst. Als die Völker Ellkors und Beraels gerade erst begonnen hatten, den Sternen Namen zu geben, füllten die Abhandlungen der Astronomen Ulgrais bereits ganze Bibliotheken. Städte wie das sagenumwobene Gamalanda, die Stadt der Tausend Türme, und Nembriar, welches mit seinen uralten Tempeln und Palästen den Schauplatz tausender Legenden bildete, waren in aller Welt bekannt.
    Das Innere des Kontinents jedoch wurde von Stammesgemeinschaften bevölkert, die sich seit Jahrtausenden nicht verändert hatten, als habe der Lauf der Zeit sie nie berührt, und vor Kriss’ innerem Auge erschienen Bilder von stolzen Männern und Frauen mit tiefschwarzer Haut, die sich mit Kriegsbemalung aus Ocker und Kalk durch die Savanne schlichen und mit federgeschmückten Speeren und bunt bemalten Schilden Sichelgazellen und grauhäutige Rüsselstampfer jagten.
    Ulgrai. Eigentlich hätte sie sich denken können, dass ihre Reise sie früher oder später hierher führen würde. Erst Veribas’ Baumhaus in Berael, dann die Statue in Ellkor, nun das Haus des Schläfers hier. Was auch immer dieses »Haus« sein mochte ...
    Was würden sie an ihrem Ziel finden? War ihnen der General vielleicht schon zuvorgekommen?
    Siedenheiß war Kriss eingefallen, dass Ruhndor nun, da er wusste, dass sie ihn belogen hatte, noch einmal nach Hestria zurückkehren konnte, um dort seine Leute in das Museum einbrechen zu lassen. Wenn sie die Statue des letzten Kriegers fanden, konnten sie sich den Rest selbst zusammenreimen. Aber eine Rückkehr nach Hestria würde sie einige Zeit kosten; bis dahin hatte die Windrose wenigstens einen kleinen Vorsprung. Oder doch nicht? Wie schnell war das Schiff des Generals? Würde er am Haus des Schläfers bereitstehen, um sie ein weiteres Mal gefangenzunehmen? Würde er sich für die Schmach, die Lian und sie ihm beigebracht hatten, rächen?
    Sie mussten schneller sein! Kriss hatte Nesko gebeten, den Kapitän daran zu erinnern, aber Nesko hatte ihr ausrichten lassen, dass ihnen die Kessel um die Ohren fliegen würden, wenn sie das Schiff noch weiter strapazierten.
    Was wusste der General über Dalahan, das sie nicht wussten? Veribas und Bria waren nicht die einzigen Forscher, die sich auf die Suche nach der Insel gemacht hatten – konnte es sein, dass Ruhndor in irgendeiner uralten, vergessenen Chronik auf weitere Hinweise gestoßen war? Zumindest schien auch er nicht zu wissen, wo das sagenumwobene Eiland lag. Wie es aussah, war er genauso auf Veribas’ letztes Rätsel angewiesen, wie sie. Diese Nacht träumte Kriss wieder von Bria, doch als sie am nächsten Morgen aufwachte, konnte sie sich an keine Einzelheiten erinnern. Nur an die Sehnsucht, die der Anblick ihrer Mutter in ihr wachgerufen hatte.
    Sie warf die

Weitere Kostenlose Bücher