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Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition)

Titel: Der Schatz der gläsernen Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dane Rahlmeyer
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weiteres Gewicht wurde ihr auf den Rücken geschnallt.
    »Bereit?«, fragte Barabell, wie üblich eine Zuckerwurzel zwischen den Zähnen.
    Kriss nickte.
    Lian und Lorgis, die bereits in ihren Anzügen steckten, waren über die Strickleiter in das Boot geklettert. Als Kriss ihnen folgte, spürte sie die Bleigewichte an sich zerren.
    Während die Matrosen auf dem Boot die Sicherungsleinen mit den Gürteln der Anzüge verbanden, merkte sie, dass Lian sie ansah. Seine Miene war ernst.
    Man setzte ihnen die Helme auf. Kriss schluckte; als sich die kupferne Kugel über ihren Kopf senkte, kämpfte sie mit einem Anfall von Klaustrophobie und hatte alle Mühe, bei dem Gewicht auf ihren Schultern gerade stehen zu bleiben. Aber sie wollte – sie durfte! – jetzt nicht kneifen. Trotzdem ließ sie der Gedanke, in der Tiefe auf den Helm und den Anzug angewiesen zu sein, schaudern. Vielleicht sollte sie doch lieber oben bleiben? Nein. Es bestand die Gefahr, dass die Matrosen Hinweise übersahen, die nur ihr als Gelehrte etwas sagten. Und die Zeit drängte.
    Die Helmkrausen wurden über drei Metallbolzen mit dem Kragen des Anzugs verbunden. Kriss hörte ein Quietschen, als der Gummischlauch an das Luftventil geschraubt wurde. Das Rauschen der Wellen, die Stimmen der Menschen um sie herum – all das hörte sie nur noch gedämpft. Ihre Sicht auf das Meer war jetzt auf einen Kreis beschränkt, so groß wie ihre gespreizte Hand.
    Das Grabmal lag gut sechs Klafter in der Tiefe. In diesen Teil des Ozeans drang noch genügend Sonnenlicht durch die Wassermassen, so dass sie sehen konnten. Aber in dem versunkenen Gebäude selbst würde es stockdunkel sein. Dicke Glasflaschen mit grün phosphoreszierender Flüssigkeit dienten ihnen als Lampen und wurden auf der linken Seite ihrer Helme befestigt, damit sie die Hände frei hatten: Kriss für die mit Wachs beschichtete Holztafel, in die sie mit einem Griffel Zeichnungen oder Notizen einritzen konnte; Lian und Lorgis für zwei Harpunen mit scharfen Widerhaken. Zusätzlich trug jeder von ihnen ein Messer am Gürtel. Selbst das Meer war nicht ohne Gefahren.
    Dann war es soweit.
    Kriss und ihre Begleiter setzten sich auf den Rand des Bootes, wobei die anderen Matrosen ein Gegengewicht bildeten. Kriss versuchte, ihr wummerndes Herz zu ignorieren, ihre Furcht vor allem, was da unten lauern konnte. Sie versuchte an Bria zu denken.
    »Ihr wisst, was zu tun ist«, sagte einer der Matrosen. »Das Gemäuer liegt direkt vor Eurer Nase, wenn Ihr unten seid. Ihr kennt die Leinensignale. Zieht einmal, und wir holen Euch hoch. Zweimal, und wir pumpen Euch mehr Luft nach unten. Dreimal, und wir geben weniger Luft. Verstanden? Dann viel Glück!«
    Lorgis versank als erster in den Wellen. Einer seiner Kameraden ließ ihn langsam an der Leine hinab, während ein anderer darauf achtete, dass der Luftschlauch sich nicht verhedderte. Lian war der nächste. Er drehte sich kurz zu Kriss um, dann machte es Platsch und er wurde vom Wasser verschluckt.
    Nun war sie an der Reihe.
    Kriss holte tief Luft, kniff die Augen zusammen und stieß sich vom Bootsrand ab. Sie vernahm ein entferntes Klatschen und dann das Dröhnen von Wasser. In der Enge des Helms hörte sie ihr eigenes, angespanntes Atmen und das entfernte Zischen des Kompressors.
    Die Wachstafel an sich geklammert, spürte sie, wie das Blei sie in die Tiefe zog, während oben der Matrose an ihrer Leine darum kämpfte, dass ihr Abstieg nicht zu schnell erfolgte. Erst nach zehn oder zwölf Herzschlägen traute sie sich, die Augen zu öffnen.
    Sie sank durch eine Welt aus Azur.
    Sonnenstrahlen glitten in Wellen durch die Wasseroberfläche und beleuchteten einen grellroten Wald aus Blutkorallen, der sich unter ihren Füßen ausbreitete. Mondquallen und Geisterrochen trieben lautlos dahin und eine Purpurkrabbe marschierte mit spinnenlangen Beinen seitwärts über den schlickbedeckten Boden. Ein Schwarm von Schimmerlingen schwebte vor Kriss’ Augen, bunt wie die Schatzkammer eines Königs. Als sie die freie Hand nach ihnen ausstreckte, schwirrten sie alle wie auf Kommando davon. Kriss lächelte, völlig verzaubert. Sie fühlte sich, als habe sie ein neues Universum entdeckt. Ein Universum der Stille, beherrscht von einer ewigen, blauen Dämmerung. Hätte sie gewusst, welche Schönheit ihr hier unten begegnen würde, hätte sie weniger Zeit mit ihrer Furcht verschwendet.
    Inzwischen ging ihr Atem ganz gleichmäßig. Sie vergaß nicht, das Ablassventil zu betätigen,

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