Der Schatz der Wikinger - Die Zeitdetektive ; 7
umsehen.“
Julian konnte seinen Blick nicht von den Totenschädeln wenden. „Meinst du wirklich?“, fragte er unsicher.
„Ja. Jetzt sind wir schon einmal hier“, entgegnete Leon bestimmt. Er wandte sich vom Altar ab und ging auf eine Truhe zu. In diesem Moment schlug hinter ihnen die Tür mit großer Wucht zu.
Die beiden Raben
Die beiden Raben
Die Kinder schossen herum.
„Was habt ihr hier drin verloren?“ Arnora, ganz in Schwarz gehüllt, stand in der Tür. Auf ihren Schultern saßen zwei große Raben. Ein Blick wie aus Eis traf die Freunde, dann durchschnitt erneut Arnoras heisere Stimme den Raum. „Ich habe euch etwas gefragt!“
„Es tut uns Leid, dass wir bei dir eingedrungen sind“, begann Julian.
„Rede keinen Unsinn, beim Odin!“, schnitt Arnora ihm das Wort ab. „Ihr habt etwas gesucht. Vielleicht wolltet ihr auch etwas stehlen …“
„Nein, nein“, erwiderte Julian schnell. „Wir wollten nichts stehlen. Aber es ist richtig: Wir haben etwas gesucht.“ Er schaute zu Boden.
Arnora nickte bedächtig. „Diesmal glaube ich dir. Und ich weiß auch, was ihr sucht. Das Schwert ist es, nicht wahr?“
Die Freunde nickten stumm.
Arnora warf den Kopf in den Nacken und ließ ein kehliges Lachen erklingen. „Odins Schwert! Wenn ich es wirklich je besessen hätte, so hätte ich es sofort vernichtet. Es bringt nur Unglück.“ Die Alte zeigte auf eine mit Fell bespannte Bank. „Setzt euch.“
Zögernd folgten die Freunde. Kija sprang auf Leons Schoß und starrte die beiden Raben an. Und Leon beobachtete, dass auch die Vögel großes Interesse an der Katze zeigten. Leon kam es so vor, als würden sich die Tiere mit ihren Augen unterhalten. Er hatte plötzlich das Gefühl, dass es sich bei den beiden Vögeln nicht um gewöhnliche Raben handelte. Einmal mehr kam ihm der Gedanke, dass es in der Welt der Wikinger einige unerklärliche, vielleicht sogar magische Dinge geben könnte …
Arnora lehnte sich gegen den Altar. „Ihr glaubt, dass ich mit dem Verschwinden von Gunbjörn und dem Mord an Erik zu tun habe, nicht wahr?“, sagte sie leise.
Betreten schwiegen die Freunde.
„Ich sehe es euch an“, setzte Arnora nach. „Ihr verdächtigt mich. Es ist ja auch so leicht. Eine zauberkundige Alte, die nach Odins Schwert giert, um noch mächtiger zu werden. Und jetzt dringt ihr in mein Haus ein. Ihr findet kein Schwert, aber ihr seht das hier.“ Sie deutete mit dem Daumen hinter sich auf die Schädel.
„Was ist das?“, wollte Julian wissen.
Arnora lächelte schwach. „Hier nehme ich Kontakt zu den Göttern auf. Zu Odin, zu Thor, zu Freya – je nachdem. Die Schädel stammen von meinem Mann, meinen Eltern und meinen Brüdern, die alle längst hinübergegangen sind ins Reich der Toten. Die Schädel helfen mir, mit den Göttern zu sprechen.“
Einer der Raben öffnete den Schnabel und krächzte.
Leon konnte sich nicht länger zurückhalten. „Und die Raben?“, platzte es aus ihm heraus.
„Ach, die beiden Hübschen meinst du“, sagte Arnora, als würde sie die Existenz der großen Vögel erst jetzt bemerken. „Das sind Odins Raben, Hugin und Munin. Odin schickt sie in alle Teile der Welt, wie ihr wisst, damit sie ihm Botschaften zutragen. Und deshalb sind sie jetzt bei mir.“
Schlagartig begriff Leon. „Odin will erfahren, was du über die Morde weißt!“
„Du hast es erfasst“, sagte Arnora.
„Heißt das, dass er dich verdächtigt?“, setzte Leon nach.
Arnora hob die Schultern. „Vielleicht. Aber Odin wird die Raben auch nach Haithabu schicken, da bin ich mir sehr sicher …“
Leons Gedanken überschlugen sich. Zog Arnora nur eine Show ab, um von sich abzulenken? Vielleicht lag das Schwert ja doch in dieser Hütte. Leon hätte viel dafür gegeben, einen Blick in die Truhe zu werfen.
Ein erneutes Krächzen ließ Leon zu Arnora schauen. Munin blinzelte Kija zu. Erneut hatte Leon das Gefühl, dass die Tiere sich unterhielten, auch wenn das noch so verrückt klang.
„Eure Katze …“, murmelte Arnora. In ihren Augen flackerte plötzlich etwas auf. „Sie ist anders, sehr anders. So zauberhaft, so schön.“
Kim schüttelte den Kopf. „Nein, Kija ist eine ganz normale Katze.“
„Unsinn, das ist sie nicht“, sagte Arnora bestimmt. „Aber ich verstehe, dass du sie hütest wie einen Schatz. Du willst sie für dich behalten. Hab keine Angst, ich werde sie dir nicht nehmen. Doch nun kommen wir zu etwas ganz anderem: Ich frage mich, was ich mit euch machen
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