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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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seinem Traum war Prinzessin Alice, Prinzessin von Jerusalem, König Baldwins Zweitälteste Tochter. Ihm wurde plötzlich erschütternd klar, dass er mit ihr geschlafen hatte.
    Ihre schweren, nachgiebigen Brüste in seiner Hand waren genauso real wie ihr fester Oberschenkel. Er konnte sich an das Moschusparfum erinnern, das sie trug, und an das Gefühl, sich mit der Zungenspitze zu ihrem Bauchnabel vorzuwagen, während sich ihr straffer, glatter Bauch an seine Wange schmiegte.
    Innerhalb weniger Minuten war er vollständig angekleidet und hatte seine Rüstung angelegt. Er zog sich den leinenen Rock über den Kopf und schlang den schweren Schwertgurt darum, bevor er sich den flachen Stahlhelm unter den Arm klemmte und mit der Rechten seinen Streitflegel ergriff. So lautlos wie möglich durchschritt er den Gemeinschaftsbereich vor seiner Zelle. Seine Stiefel machten kaum ein Geräusch auf dem mit Stroh ausgelegten Boden. Der Wachtposten im Stall zuckte nur kurz im Schlaf und lehnte sich dann bequemer an die Wand. Niemand rechnete damit, dass jemand versuchte, den Mönchen auf dem Tempelberg etwas zu stehlen.
    Genauso geräuschlos sattelte und trenste er sein Pferd und führte es langsam zum Ausgang. Erst als er sicher unter freiem Himmel war, blieb er stehen, um sich den Helm aufzusetzen, den Streitflegel an einen Haken am Sattel zu hängen und die. kurze, schwere Streitaxt an einen ebensolchen Haken auf der anderen Sattelseite. Dann ließ er die Zügel los, um sich eilig einen Speer und einen Schild aus dem Ständer im Stall zu holen. Schließlich stieg er auf.
    Er trieb das Pferd hastig zu der Ansammlung von Gebäuden hinunter, die zwischen dem Berg und dem Südtor standen, wo er die Wachen weckte, ihnen sagte, wer er war und dass er im Auftrag des Patriarchen unterwegs sei. Bevor die schweren Tore vollständig aufgeschwungen waren, hatte er das Portal schon passiert.
    Er verschwendete keinen Gedanken daran, was seine Brüder von seinem Verschwinden halten mochten. Er hielt es für unwahrscheinlich, dass er sie je wiedersehen würde. Sie hatten ihn schon einmal als Toten betrauert. Doch er war so verzweifelt, dass er nicht einmal glaubte, dass sie es noch einmal tun würden. Grimmig dachte er, wie viel besser es für alle Beteiligten gewesen wäre, wenn er damals tatsächlich tot gewesen wäre.
    Er hatte keine Ahnung, wohin er unterwegs war. Er wusste nur, dass es ein Ort war, an dem niemand seinen Namen oder sein Gesicht kannte – und wenn das bedeutete, dass er bis nach Syrien reiten musste, um dort im Kampf gegen eine Sarazenenhorde zu sterben, dann würde er das mit Freuden tun, in der Hoffnung, dass sein Tod als Buße für seine grauenhaften Sünden dienen würde.
    Er hatte mit der Tochter des Königs geschlafen, sich mit ihr vereinigt wie ein Tier! Und nun war sein Kopf voller Erinnerungen daran, die ihn bis in die Tiefen seiner Seele beschämten.
    Nur ein einziges Mal hielt er auf seiner überstürzten Flucht aus Jerusalem an, und auch das nur ganz kurz, weil ihm der Gedanke kam, dass zumindest eines der Erlebnisse aus seinem Traum so nicht geschehen sein konnte. Er brachte sein Pferd zum Stehen und starrte auf den Horizont, der sich allmählich erhellte.
    Das blaue Schmuckstück, das er um den Hals trug, hatte zum Zeitpunkt seiner Entführung noch tief unter der Erde gelegen. Er hatte es erst Monate nach seiner Rückkehr gefunden. Und dies bedeutete, dass seine »Erinnerung« an das, was er damit getan hatte, falsch war und er tatsächlich geträumt hatte. Sein Herz tat einen Freudensprung, als er das begriff, und die Hoffnung machte sich in seiner Brust breit wie ein tiefer Atemzug frischer Luft, als sein möglicher Irrtum durch seinen Kopf hallte wie die Küchenglocke seiner Kindheit.
    Doch kaum hatte er Gott für diese Unstimmigkeit gedankt, als ihm die Kette einfiel, an der das blaue Juwel gehangen hatte: eine dicke, verschlungene Kette aus massiven, handgeschmiedeten Goldgliedern, schwer und glatt und wunderschön, bei weitem die größte Kostbarkeit, die er je in der Hand gehabt hatte.
    Und er hatte sie in der Hand gehabt, unzählige Male. Oft hatte er die Handfläche gekrümmt, um zu spüren, wie sich die massiven Kettenglieder darin sammelten, und seine ausgestreckte Hand hatte sich deutlich vor dem herrlichen Blasslila der Wände im Schlafgemach der Prinzessin abgezeichnet. Er hatte Alice die Kette um den Hals gelegt und seinen eigenen Kopf ebenfalls hindurchgesteckt, sodass sie ihn mit der

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