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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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wie sich die Klinge in einen Körper bohrte. Umgeben von einer tobenden Masse kämpfender Körper, umringt vom Klirren und Knirschen der Klingen und den handfesteren Geräuschen anderer Waffen, unter die sich das Schluchzen, Stöhnen, Zischen und Schreien von Männern in Todesqualen mischte, spürte er einen Schatten über sich aufragen – ihm blieb keine Zeit, ihn wirklich zu sehen – und spürte das Rauschen der Luft, als etwas auf seinen Kopf niedersauste und mit einem Schlag alles schwarz wurde.
     
    ALS ER WIEDER zu Bewusstsein kam, konnte er sich nicht bewegen, und jeder Versuch, die Augen zu öffnen, schmerzte unerträglich. Daher blieb er eine Weile still liegen, um den Kopf wieder frei zu bekommen und seine Gedanken zu ordnen. Er konnte sich daran erinnern, in einem brutalen, blutigen Kampf unter die Masse der ringenden Körper geraten zu sein. Und er wusste noch, wie er sich plötzlich einer ernsten Gefahr bewusst gewesen war, das Gefühl, dass sich ein Schatten über ihn senkte, bevor er getroffen wurde.
    Kurze Zeit später versuchte er erneut, die Augen zu öffnen, vorsichtig diesmal, und es gelang ihm, doch der Schmerz war noch genauso intensiv wie zuvor. Er konnte zwar Licht sehen, konnte aber nichts erkennen, worauf er sich einen Reim hätte machen können. Und er konnte sich nicht bewegen.
    Also schloss er die Augen langsam wieder, zwang sich, still zu liegen und regelmäßig zu atmen, und kämpfte gegen die aufsteigende Panik an, bis sein Herzschlag seine normale Geschwindigkeit wiedergefunden hatte. Langsam krümmte er die Finger, unglaublich froh, dass er es konnte und dass sie ihm gehorchten. Er stützte sie am Boden ab und drückte. In seinem Rücken gab etwas nach, und er stieß sich fester ab. Und was immer auf ihm lag, fiel plötzlich herunter.
    Dann öffnete er die Augen zum dritten Mal. Es schmerzte nach wie vor höllisch, doch diesmal konnte er sehen, obwohl alles immer noch sehr verschwommen war.
    Es brauchte einige weitere Sekunden, um sich zu befreien und sich zum Sitzen hochzukämpfen, doch dann begriff er, dass er kopfunter am Fuß des Geröllbergs im Inneren der Stadtmauer gelegen hatte. Seine Schulter hatte sich unter einem abgebrochenen Mauerstück verfangen, und sein Gesicht hatte in den Trümmern gesteckt. Seine Augen waren voller Staub und Sandkörner, was die Schmerzen erklärte. Und das Gewicht, das ihn an Ort und Stelle festgehalten hatte, waren zwei Tote, der eine ein Moslem, der andere ein Franke.
    Der Kampf war an ihm vorübergezogen, auch wenn er noch im Gange war. Hugh konnte entfernte Kampfgeräusche hören, und ihm wurde bewusst, dass ein ständiger Strom fränkischer Krieger an ihm vorüberzog; Ritter und Waffenknechte stiegen zu seiner Rechten hintereinander die Geröllhalde hinab und verteilten sich so schnell in den Straßen und Gassen der Stadt, als hätten sie Angst, der Kampf könnte vorüber sein, bevor sie ihn erreichten. Keiner von ihnen schenkte ihm die geringste Aufmerksamkeit.
    Hugh erhob sich, stellte jedoch sofort fest, dass er noch nicht in der Lage war, sich fortzubewegen, denn die Welt kippte alarmierend zur Seite, und er landete abrupt wieder im Sitzen. Im Fallen jedoch spürte er, wie das Gewicht seiner Wasserflasche gegen seine Seite prallte, und er wurde von Dankbarkeit erfüllt. Er zog ein Tuch aus seinem Kettenpanzer und tränkte es mit Wasser aus der Flasche, um sich den Dreck aus den Augen zu waschen. Er zischte vor Schmerzen, verspürte jedoch umgehend Erleichterung. Er wiederholte die Behandlung mit frischem Wasser, und nun, da er besser sehen konnte, blickte er sich um – und sah überall Leichen.
    Es schienen zu gleichen Teilen Verteidiger und Angreifer zu sein, doch er stellte erleichtert fest, dass er keine Bekannten unter den Toten sah – was wiederum die Frage aufwarf, wo St. Omer und die anderen waren und warum sie ihn zurückgelassen hatten. Die einzige Erklärung, die er dafür hatte – und sie musste wohl zutreffen, da Arlo noch nie zuvor von seiner Seite gewichen war – war, dass sie ihn im Gewirr des ursprünglichen Kampfes aus den Augen verloren hatten und nicht gesehen hatten, wie er mit dem Gesicht nach unten in einem Geröllhaufen unter einem Berg von Toten gelegen hatte. Sie mussten wohl gedacht haben, er befände sich irgendwo ein ganzes Stück vor ihnen, und auf der Suche nach ihm weiter vorgeprescht sein.
    Da er wusste, dass er hier und jetzt nicht in Gefahr war, legte er seinen flachen Stahlhelm ab, löste die

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