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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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herausgestellt, und Hugh hatte seine Illusionen mehr und mehr verloren.
    Sie alle hatten von einem halb Wahnsinnigen gehört, der sich Peter der Eremit nannte und wie ein Messias eine Horde hungernder Bauern – ihre Zahl wurde auf zwanzigtausend geschätzt – bis an die Grenzen von Byzanz geführt hatte. Sie hatten eine Spur der Vernichtung hinterlassen, weil sie auf der verzweifelten Suche nach Essbarem raubten und plünderten. Godfrey hatte das Gerücht mitgebracht, sie hätten im Vorüberziehen Belgrad eingenommen und Tausende von Ungarn hingemetzelt. Als sie Byzanz erreichten, waren sie anscheinend nicht mehr zu bändigen gewesen, und Kaiser Alexius hatte einfach seine Tore geschlossen und sie aus Konstantinopel verbannt. Kurz darauf hatten die Türken sie vernichtet.
    Ihre Reise ins Heilige Land hatte nicht mehr als sechs Monate gedauert, und kein einziger von ihnen bekam das Land Jesu jemals zu Gesicht. Hugh hatte sowohl von Augenzeugen als auch von unbeteiligten, aber entsetzten Dritten davon gehört, und der aufkeimende Zynismus gegenüber der Kirche und ihren Gefolgsmännern hatte sich tief in seiner Seele festgesetzt.
    Doch all das bereitete ihn nicht im Geringsten auf das vor, was er in Jerusalem erleben sollte.
7
    S
    O IST ES SCHON BESSER! Bei Jesu Eingeweiden, Kameraden, ich schwöre, dass wir bis heute Mittag in der Stadt sind. Möchte vielleicht jemand wetten?«
    »Wir mögen ja Narren sein, Goff, aber dumm sind wir nicht. Diesmal gibt es keine Wetten.«
    Montdidier war der Einzige, der ihm antwortete. Er musste rufen, um sich im Poltern der fallenden Ziegel Gehör zu verschaffen, und versetzte dem behelmten Kopf seines Freundes einen spielerischen Stoß. Hugh und Arlo waren viel zu gebannt, um sie zu beachten. Sie starrten an den pockennarbigen Mauern Jerusalems empor, von denen sie jetzt keine fünfzig Schritte mehr entfernt waren.
    Montdidier fuhr fort: »Keiner von uns ist so verrückt, dagegenzusetzen. Sieh doch hin, in Gottes Namen! Nichts in der Welt könnte einem solchen Ansturm widerstehen. Da, die Front fällt. Seht hin, sie stürzt ein.«
    Und tatsächlich tat sich direkt vor ihnen ein Riss in der mitgenommenen Vorderfront auf, der sich von einem Loch zum nächsten zog und sich von dort zu anderen Breschen ausweitete, sodass die gesamte Mauerfassade gleichzeitig einzustürzen und abzurutschen schien und das Geröll sichtbar wurde, mit dem das hohle Innere der Befestigungen gefüllt war. Kaum war die Außenwand zu Boden gerutscht, als ein weiteres Geschoss den Geröllkern traf und die Trümmer nur so flogen. Es war unübersehbar, dass die Mauer an dieser Stelle dem Dauerbeschuss bald nachgeben würde.
    Hugh, der sich an die niedrigen Überreste einer alten Lehmmauer gelehnt hatte, richtete sich auf und steckte sein Schwert in die Scheide, bevor er vortrat und einem seiner Waffenknechte winkte. Als ihn der Mann erreichte und Haltung annahm, streckte Hugh die Hand aus und legte sie ihm auf die Schulter, um ihn so zu drehen, dass er die Beschädigung der Mauer sehen konnte.
    »Seht Ihr das? Wisst Ihr, was es bedeutet?«
    Der Soldat nickte, und Hugh versetzte ihm einen leichten Schlag gegen den Oberarm.
    »Gut. Dann geht jetzt und sucht Seine Gnaden, den Grafen. Um diese Tageszeit sollte er sich in seinem Quartier oder nicht weit davon entfernt aufhalten. Entrichtet ihm meinen Gruß und sagt ihm, dass die Mauer hier noch heute Morgen fallen wird … wahrscheinlich noch innerhalb der nächsten Stunde. Ratet ihm mit meinen besten Wünschen, dass er Euch – natürlich diskret – hierher zurückbegleiten sollte, falls er unter den Ersten sein möchte, die die Stadt betreten. Versteht Ihr, was ich meine?«
    »Aye, Sir.«
    »Gut. Dann wiederholt es mir.«
    Er hörte dem Mann aufmerksam zu und nickte schließlich.
    »So sei es. Jetzt geht und verliert keine Zeit. Und denkt daran, dies ist nur für die Ohren des Grafen bestimmt. Diese Worte gehen sofort von mir an ihn über. Also sagt zu niemandem sonst etwas. Nicht einmal, wenn Euch einer der Könige fragt. Und nun fort mit Euch.«
    Er sah dem Mann nach, und gerade, als er sich wieder den anderen zuwandte, löste eine besonders heftige Erschütterung einen Hagel von Steinsplittern aus, sodass sie automatisch zusammenzuckten.
    »Nun meine Freunde, es sieht so aus, als wären wir einmal im Leben zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Wenn es sich erst herumspricht, dass es eine Bresche gibt – und dafür werden die, die sie schlagen, schon sorgen –,

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