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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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dachten, das Schlimmste, was uns zustoßen könnte, sei die Entdeckung unserer Geheimnisse durch unsere Frauen. Himmel, Hugh, wären unsere Frauen nicht gewesen, deine Schwester Louise und meine Margaret, wären Goff und ich vielleicht noch daheim und würden in Frieden alt, während wir uns schämten, dort zu sein, während unsere Pflicht doch hier in Outremer liegt.«
    Hugh räusperte sich.
    »Das bezweifle ich. Aber ich will dir nicht widersprechen. Ohne die Frauen – oder vielmehr, wären sie nicht die gewesen, die sie sind – wäre unser Leben möglicherweise ganz anders verlaufen. Doch sie wussten, was Pflicht bedeutet. Und obwohl sie nicht bis ins Letzte verstehen konnten, wodurch wir gebunden waren, wussten sie doch, dass wir eine tiefgehende Verantwortung hatten, die weiter reichte als die Bande, die uns mit ihnen verknüpften. Natürlich haben sie versucht herauszufinden, was es war. Aber sie sind nicht zu weit gegangen und haben sich damit abgefunden, dass die Frauen unserer Sippen niemals mehr gewusst haben, als dass ihre Männer etwas Besonderes waren … gesegnet oder verflucht auf eine Weise, wie andere Männer es nicht sind. Und sie wussten, dass es ihre Pflicht als Schwestern, Ehefrauen und Mütter war, hinter uns zu stehen, obwohl sie nicht wussten, worum es ging. Für sie ging es einfach nur darum zu akzeptieren, dass sie ein Opfer für eine große, unausgesprochene Sache bringen mussten. Und so haben sie sich im Hintergrund gehalten und uns tun lassen, was wir tun mussten …«
    »Meinst du nicht, wir hätten es sowieso getan?«
    Hugh zuckte mit den Schultern.
    »Das kann ich nicht beantworten, weil wir nie vor dieser Frage gestanden haben. Louise und Margaret haben Goff und dich eure Pflicht tun lassen. Ich hatte keine Frau und war nur mir selbst verantwortlich. Aber sie haben ihre Pflicht genauso akzeptiert wie wir die unsere. Sie hätten schreien und weinen können. Aber sie haben es nicht getan und sich mit einem Leben ohne ihre Männer abgefunden. Gott segne sie, sage ich.«
    »Aye, Gott segne sie …«
    Montdidier erhob sich und trat auf die Tür zu, dann zögerte er und streckte die Hand nach Hughs Schulter aus.
    »Mir ist gerade klar geworden, dass ich nicht einmal weiß, ob Margaret noch am Leben ist. Sie könnte inzwischen tot sein.«
    Hugh blickte seinem Freund in die Augen und nickte.
    »Aye, das ist möglich, obwohl es im Lauf des letzten Jahres geschehen sein müsste, denn sonst hätten wir davon gehört. Wahrscheinlich ist sie genauso quicklebendig und gesund wie du und genießt das Leben in Payens.«
    Montdidier blieb noch einige Sekunden reglos stehen, bevor er nickte.
    »Aye, wahrscheinlich hast du Recht. Ich hoffe es. Jetzt gehe ich zu Bett, und du solltest das ebenfalls tun und dich wenigstens ausruhen, wenn du schon nicht schlafen kannst.«
    Hugh nickte, zog seinen Burnus fester um sich und wandte sich um, um seinen Freund ins Innere der Herberge zu begleiten.
7
    B
    IS ZUM MITTAG des folgenden Tages hatte Hugh mit Hilfe seiner Kameraden einen Plan für das weitere Vorgehen beschlossen. Schon vor Tagesanbruch hatten sie zusammengesessen, um zu besprechen, wie man am besten auf Warmund von Picquigny zuging. Und nun war Hugh sich sicher, dass seine Ideen so weit durchdacht waren und auf so festem Boden standen, dass er sofort zur Tat schreiten konnte.
    Deshalb befand er sich nun eine Stunde, bevor die Sonne ihren höchsten Stand erreichte, zu Fuß auf der Hauptstraße zur Residenz des Erzbischofs. Er trug seine besten Gewänder und seine Rüstung und wurde von St. Omer, St. Agnan und Montdidier begleitet, die ebenfalls die Paradegewänder trugen, die sie zu ihrer ersten Tempelzusammenkunft mitgebracht hatten.
    Es kam ihm gar nicht in den Sinn, dass der Erzbischof vielleicht aus irgendeinem Grund nicht bereit oder in der Lage sein könnte, ihn und seine Freunde zu empfangen. Es war der Mann, zu dem er unterwegs war, nicht der Würdenträger. Er kannte und schätzte Warmund von Picquigny schon seit Jahren, und er wusste, dass die Sympathien auf Gegenseitigkeit beruhten. Daher freute er sich auf das Zusammentreffen und ging gerade in Gedanken noch einmal durch, was er zu dem Patriarchen sagen würde, als ihm St. Agnan plötzlich den Arm vor die Brust hielt und ihn zum Stehen brachte.
    Unvermittelt ins Hier und Jetzt zurückgerufen, blickte er auf und sah, wie von rechts zwei Kolonnen von Männern angelaufen kamen, die zu beiden Seiten der schmalen Straße stehen blieben, sodass

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