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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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sprudelnden Getränk ein, bevor er sich wieder auf seinen Platz neben dem Tisch mit der Silberglocke setzte.
    Ohne Acre mit einem Wort zu erwähnen, widmete er sich sofort dem Thema, das der Grund für die Visite der Ritter war. Dabei wandte er sich vornehmlich an de Payens, blickte aber fortwährend von einem Mann zum nächsten, sodass sich alle angesprochen fühlten.
    »Ich muss sichergehen, dass ich Euren Vorschlag klar und ohne jeden Zweifel verstehe. Denn nach dem, was ich bereits gehört habe, könnte er mir das Leben aus mehreren Gründen sehr schwer machen. Ich soll mich bei Euren Lehnsherren für Euch verwenden – jeder von Euch ist einem anderen Adligen verpflichtet – und sie überreden, zugunsten eines guten Zwecks auf Eure Dienste zu verzichten. Und ich soll es Euch gestatten, Euch einem Leben der Buße, des Gebetes und der Abgeschiedenheit zu widmen. Ist das korrekt?«
    Hugh de Payens nickte.
    »Aye, Mylord, im Wesentlichen ja. Nachdem wir ein Leben lang unseren Herren und unseren ritterlichen Eiden gedient haben, wünschen wir jetzt, dass man es uns gestattet, uns Gott zu weihen.«
    Es folgte eine längere Pause, bis von Picquigny ernst den Kopf schüttelte.
    »Ich glaube nicht, dass ich das für Euch erreichen kann, meine Freunde«, sagte er leise. »Nicht einmal mit allem Wohlwollen der Welt. Diese ritterlichen Eide, von denen Ihr sprecht, sind bindend. Sie können in diesem Leben nicht durch das Wort eines Menschen aufgehoben werden.«
    De Payens hob die Hand, als sei er überrascht.
    »Nicht einmal, um Gott besser dienen zu können?«
    »Als Mönche, meint Ihr?«
    Der Patriarch schüttelte skeptisch den Kopf.
    »Wer soll denn definieren, was besser ist? Und besteht diese Verbesserung allein im Gebet? Wenn ja, so fürchte ich, dass dies Eurer Sache nichts nützt. Denn in diesem Land herrscht ja kein Mangel an Mönchen. Und sie beten alle, auch wenn manche damit mehr Erfolg zu haben scheinen als andere. Aber sie haben alle noch eine andere Aufgabe, eine Funktion neben dem täglichen Gebet und dem Leben in Frömmigkeit. Die Hospitalritter sind vielleicht das beste Beispiel. Sie sind zwar dem Namen nach Ritter, doch eigentlich sind sie Mönche, und das wird so bleiben. Seit ihrer Gründung vor hundert Jahren ist es ihre Aufgabe, sich um die kranken Pilger zu kümmern, die die heiligen Stätten besuchen. Das ist ihre Arbeit, und als Patriarch von Jerusalem bin ich sehr auf ihre großzügigen Dienste, ihre Selbstaufopferung und ihr Wohlwollen angewiesen. Doch sie sind Mönche, die der Regel des heiligen Benedikt folgen. All ihr Tun unterliegt letztlich dieser heiligen Regel. Sie verleiht ihnen Autorität und strukturiert ihr Leben – jede Minute ihres Lebens auf das Strengste.«
    Er hielt inne und blickte jeden von ihnen nacheinander aufmerksam an. Der Hauch eines Lächelns umspielte ihre Lippen.
    »Würdet Ihr Euch ebenfalls der Regel des heiligen Benedikt unterwerfen wollen, oder hattet Ihr an etwas anderes gedacht?«
    St. Agnan räusperte sich nervös und fragte: »Könnten wir nicht unsere eigene Regel bekommen?«
    Der Erzbischof lachte bellend auf.
    »Aye, das könntet Ihr, sobald Ihr Euch zwanzig oder dreißig Jahre lang etabliert habt und Eure Hingabe an das Gebet und an ein diszipliniertes Leben bewiesen habt, das Euch von jedem anderen Mönchsorden unterscheidet.«
    Er richtete den Blick erneut auf Hugh de Payens.
    »Sagt mir, mein Freund, denn ich bin neugierig: Was … was hat diese Bitte ausgelöst? Was war der Gedanke, das Argument oder das Ereignis, das Euch zu diesem Schritt bewogen und Euch hierhergeführt hat, um mich um meine Unterstützung zu bitten?«
    Derart in die Enge getrieben, spürte Hugh, wie seine Wangen erröteten und sich der Verdruss in ihm regte. Er war immer stolz darauf gewesen, dass er stets die Wahrheit sagte, und er hatte noch nie jemanden bewusst belogen. Auch unter diesen extremen Umständen, in denen so viel von seiner nächsten Antwort abhing, konnte und wollte er den Patriarchen nicht direkt anlügen.
    Er zuckte mit den Achseln und hatte die Hände schon zu einer hilflosen Geste gehoben, weil er im Begriff war, seinen gesamten Plan zu offenbaren, als ihm plötzlich klar wurde, was er sagen musste – so plötzlich, dass ihm beinahe mulmig wurde. Er war fest überzeugt, dass diese Eingebung eine direkte Offenbarung war. Und ohne sich seine Erschütterung anmerken zu lassen, wandelte er seine Handbewegung in eine Geste der Verlegenheit um und faltete dann die

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