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Der Schatz des Blutes

Der Schatz des Blutes

Titel: Der Schatz des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Whyte
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unterbrach den Sprecher mit keinem Wort.
    Als de Payens schließlich verstummte, blickte er stirnrunzelnd vor sich hin und dachte über das Gehörte nach. Dann griff er nach einer kleinen Silberglocke, klingelte und stellte sie wieder auf das Tischchen an seiner Seite.
    »Eure Bitte ist einzigartig, mein Freund«, sagte er, als der Glockenklang verhallt war. »So etwas habe ich wirklich noch nie gehört. Ich werde ausgiebig darüber nachdenken müssen.«
    Die Tür am Ende des langen Gemachs öffnete sich, und ein hochgewachsener, dunkelhäutiger Mann im Bischofspurpur trat ein und näherte sich dem Patriarchen, der sich mit einer Geste an de Payens wandte.
    »Verzeiht mir«, sagte er leise und wandte sich dem Neuankömmling zu. »Gibt es Neuigkeiten aus Acre?«
    »Ja, Mylord.«
    »Ausgezeichnet.« Der Patriarch wandte sich wieder seinen Besuchern zu. »Ihr müsst mich entschuldigen, meine Freunde, aber diese Nachricht aus Acre habe ich dringend erwartet. Ich muss Euch um Verständnis dafür bitten, dass ich Euch nun alleinlassen und mich darum kümmern muss. Es wird nicht lange dauern; bitte fühlt Euch also nicht zum Gehen gedrängt. Ich lasse Euch etwas zu essen und zu trinken bringen, und wahrscheinlich bin ich schon zurück, bevor es aufgetischt ist. Ich muss die Botschaft nur lesen und eine Entscheidung treffen, die von ihrem Inhalt abhängt. Sobald ich das getan habe, wird sich Bischof Odo hier in meinem Namen um alles Weitere kümmern. Bitte wartet auf mich.«
    »Er wird es nicht zulassen«, sagte St. Agnan, sobald sich die Tür hinter dem Patriarchen geschlossen hatte.
    Alle sahen ihn an, doch St. Omer war der Erste, der antwortete.
    »Wie kommst du darauf, Archibald?«
    »Nun, es war doch offensichtlich, oder? Einfach zu gehen und uns hier sitzen zu lassen, bevor er uns zu Ende angehört hat? Das ist ein schlechtes Zeichen.«
    De Payens widersprach.
    »Er hat uns zu Ende angehört, Archibald, dessen kannst du dir sicher sein. Und dass er aus dem Zimmer gegangen ist, ist das beste Zeichen, das wir uns wünschen können. Er braucht jetzt etwas Zeit, um allein über die Vor- und Nachteile unseres Vorschlags nachzudenken. Und je länger er fortbleibt, desto gründlicher wird er überlegen. Hätte er beschlossen, unsere Bitte zu ignorieren, hätte er das sofort getan, und wir wären bereits auf dem Rückweg in die Karawanserei. Der Mann ist nicht Patriarch von Jerusalem geworden, weil er dumm oder unentschlossen ist.«
    »Was ist denn mit dieser dringenden Nachricht aus Acre? Wird sie nicht seine ganze Aufmerksamkeit beanspruchen?«
    St. Agnans besorgte Miene ließ de Payens lächeln.
    »Es gibt keine Nachricht aus Acre. Dieses Glöckchen ist nur ein Mittel, mit dem sich der Patriarch Zeit verschafft. Wer auch immer daraufhin in das Zimmer kommt, bejaht die Frage des Erzbischofs. Damit hat dieser seinen Vorwand, uns alleinzulassen, solange er möchte, ohne jemanden zu beleidigen. In unserem Fall deutet die Tatsache, dass er gegangen ist, darauf hin, dass die Dinge gut für uns stehen. Der Erzbischof denkt über unseren Fall nach. Wir haben getan, was wir tun konnten, und ich glaube nicht, dass wir unsere Sache besser hätten vorbringen können. Daher müssen wir jetzt abwarten, bis er alles durchdacht hat und zu dem Schluss gekommen ist, der ihm die meisten Vorteile bringt. Aber ich bin zuversichtlich. Er hätte uns genauso bitten können, morgen oder nächste Woche wiederzukommen. Die Tatsache, dass er uns gebeten hat zu bleiben, sagt mir, dass er von unserem Vorschlag angetan ist – einem Vorschlag, der allerdings von jedem anderen Priester als Häresie betrachtet worden wäre, das dürfen wir nicht vergessen. Aber von Picquigny ist aus anderem Holz geschnitzt. Und er hat es hier mit Problemen zu tun, die es nirgendwo anders gibt. Jetzt muss er nur noch entscheiden, ob die Vorteile unseres Angebots die Risiken überwiegen.«
    Schließlich brauchten sie nur etwa eine Stunde zu warten. Die Hausbediensteten des Patriarchen, ausnahmslos Mönche, huschten wortlos um sie herum und trugen eine leichte, aber köstliche Mahlzeit aus kaltem Geflügel, frisch gebackenem Brot, frischen Datteln und Ziegenkäse auf, dazu verschiedene Limonaden und gekühlte Fruchtsäfte. Die vier Ritter hatten sich gerade satt gegessen, als Warmund von Picquigny zurückkehrte. Er lehnte es mit einer Geste ab, ebenfalls etwas zu essen – es stand noch ein großer Teller mit Datteln auf dem Tisch –, und schenkte sich einen Becher mit einem

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