Der Schatz des Ritters Hermelhain - Die Geisterreiter ; 1
Orientierung zu bieten, ritt sie voran.
»Wo lang?«, schrie Mia.
»Egal, nur weg hier!«, schrie Lara zurück und das reichte allen als Antwort. Erst eine Viertelstunde später, als sie merkten, dass die Steinmanns sie nicht verfolgten, hielten sie an. Alle waren außer Atem, der Schreck saß ihnen noch in den Gliedern und sie zitterten.
»Ich muss so nötig, dass ich gleich platze«, stöhnte Ben, ließ sich mit Tommys Hilfe von Pegasus gleiten und verschwand hinter einem Baum.
»Mann, das war vielleicht eine dämliche Aktion!«, fuhr Tommy Mia an.
Mia hielt ein dunkles Etwas in die Höhe. Die Karte von Steinmann.
»Dafür haben wir das hier.«
»Was ist das?«, fragte Lara.
»Lasst uns das herausfinden, wenn wir wieder zu Hause sind.«
»Toller Plan. Weißt du auch, wie wir da hinkommen? Ich hab keine Ahnung, wo wir sind«, schimpfte Tommy. Auch Mia, die meinte, jeden Stein im Umkreis von dreißig Kilometern um den Hof der Maigrunds zu kennen, hatte in der Dunkelheit die Orientierung verloren.
»Pah, ist doch ganz einfach«, fauchte sie Tommy dennoch wütend an. Sie wusste nämlich ganz genau, dass die Pferde jederzeit den Weg zurück in ihren Stall finden würden.
»Bist du eigentlich Europameisterin im Augenverdrehen?«, spottete Tommy.
Mia wedelte mit der Karte. Tommy wollte danach greifen, doch sie zog sie schnell weg.
»Hier wird nichts mehr ›ausgeliehen‹.«
»Krieg dich mal wieder ein, ich wollt mir das Teil nur mal anschauen. Wo hast du das eigentlich her?«
»Das ist eine lange Geschichte. Ich war mit Pegasus …« Weiter kam Mia auch diesmal nicht, denn Ben tauchte erleichtert hinter dem Baum auf.
»Hey Leute, bleibt mal locker. Gebt mir fünf Minuten, und ich sag euch, wie wir nach Hause kommen.«
»Und wie willst du das …« Zu mehr kam Tommy nicht mehr, denn Mia hielt ihm den Mund zu und zog sein Ohr ganz dicht zu sich heran. »Halt einfach mal fünf Minuten deine Klappe, okay?«
»Üff but«, nuschelte Tommy in ihre Hand, und sie ließ ihn los. Ben holte ein goldschimmerndes Etwas aus seinem Rucksack und begann damit zu hantieren.
»Der Sextant.« Lara erkannte das Gerät wieder.
Was Ben im Folgenden machte, war ihnen allen ein Rätsel. Er führte den Sextanten immer wieder dicht an sein Auge und richtete ihn gegen den sternenübersäten Nachthimmel. Dann machte er sich Notizen auf einer Karte, die er ebenfalls im Rucksack gehabt hatte.
»Lieber auf Nummer sicher«, murmelte er und zauberte ein handyähnliches Gerät hervor. Mia erinnerte sich an das GPS-Gerät, das er ihnen schon einmal gezeigt hatte. Na, dann sollte er seinen Spaß haben. Sie würde den Mund halten.
Ben verglich die Zahlenangabe auf dem Display des GPS-Gerätes mit seinen Aufzeichnungen und nickte zufrieden.
»Da lang«, sagte er und wies in die Richtung, in der sich am Horizont langsam die Morgenröte abzeichnete. »In einer halben Stunde sind wir wieder zu Hause. Unterwegs könnt ihr uns dann erzählen, was da eigentlich auf Steinmanns Baustelle los war.«
Der ganz große Ärger
Vögel zwitscherten vergnügt in der aufgehenden Morgensonne, und über der Koppel brummten die Hummeln und Bienen. Die vier passierten den Hochsitz, von dem aus man das ganze Tal überblicken konnte. Ein paar Felder weiter wendeten bereits ein paar fleißige Bauern Heu mit ihren Traktoren, und die Julisonne wärmte schon. Es war ein schöner Morgen, der in keinster Weise etwas von den Ereignissen ahnen ließ, die sie in dieser Nacht durchlebt hatten. Mia und Tommy hatten erzählt, was sie erlauscht hatten. Jetzt war zwar klar, dass die Steinmanns hinter den beiden Einbrüchen steckten, aber beweisen konnten sie es nicht.
Ben war eingeschlafen, nachdem sie den Waldweg wiedergefunden hatten. Er hatte sich an Tommys Rücken gelehnt und schnarchte. Mia blinzelte im Gegenlicht zu den beiden hinüber und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Tommy hatte ja noch nie eine richtige Reithaltung gehabt. Nun sah es so aus, als ob Pegasus gleich zwei nasse Säcke auf dem Rücken hatte.
»Oh, oh. Das sieht nicht gut aus«, warnte Lara, und als auch Mia jetzt in Richtung Reiterhof sah, bekam sie auf einmal das schlechteste Gewissen der Welt. Es war, als wäre sie gleichzeitig beim Schuleschwänzen, Fahrradstehlen und Elternanlügen erwischt worden, wenn das alles auf einmal überhaupt möglich war. Auf dem Hof standen eine große schwarze Limousine und ein Polizeiauto. Dazwischen liefen Oma Maigrund, Peter und Susanne aufgeregt
Weitere Kostenlose Bücher