Der Schatz des Ritters Hermelhain - Die Geisterreiter ; 1
bemerkte Lara trocken, und alle mussten lachen, so unheimlich das auch war.
»Findet ihr, wir sollten weitergehen?«, fragte Ben, und ihm war anzusehen, dass er nur eine Antwort auf seine Frage für angemessen hielt.
»Hier entlang jedenfalls nicht. Hinter der Walze kommt nur die Schlucht.«
»Woher willst du das wissen?« Tommy verschränkte die Arme.
»Wollt ich schon ein paarmal erzählen, hat aber nie wen interessiert«, antwortete Mia, der jetzt klar wurde, dass sie vor ein paar Tagen nichts anderes entdeckt hatte als einen von Hermelhains Geheimgängen. Wenn sie an die beiden Skelette dachte, wusste sie auch, dass schon mindestens zwei weitere Schatzjäger den tödlichen Ideen des Raubritters zum Opfer gefallen waren.
Tommy sah ratlos zu Ben hinüber. Wann hatte Mia denn bitte etwas von einem Gang bei der Schlucht erzählen wollen? Ben zuckte nur mit den Achseln.
Mia leuchtete in den linken Gang, der nach ein paar Metern wieder eine Biegung machte, sodass sie nicht sehen konnte, was dahinter kam.
»Und wer sagt dir, dass es in dem anderen Gang nicht auch Knochensalat gibt?«, wollte Ben wissen.
»Niemand, aber einen anderen Weg gibt es nicht.«
»Entzückend«.
»Okay, wenn es zu gefährlich ist, dann gehen wir alle zurück«, entschied Mia und versuchte, einen zustimmenden Blick von Lara zu erhaschen, die aber schon die ganze Zeit in den dunklen Gang schaute, aus dem sie gekommen waren.
»Lara, was meinst du?«, fragte Mia sie ein bisschen genervt. Manchmal musste man für Lara eine Extrawurst braten. Dann plötzlich hörte sie es. Alle hörten es. Und dann sahen sie es.
Aus dem Gang, aus dem sie gekommen waren, kamen allerlei Mäuse und Ratten auf sie zugestürmt, gefolgt von noch mehr Kriechgetier, als sie bisher gesehen hatten. Mia schrie auf, als der Strom des flüchtenden Kleingetiers zwischen ihren Füßen hindurchschoss. Dann hörten sie ein lautes Poltern und unheimliche Geräusche, als ob Steine aufeinanderfielen. Irgendetwas vibrierte so wie eben im Stall, als sie Hermelhains geheime Falltür entdeckt hatten. Mia hielt ihre Taschenlampe in den Gang, und sie sahen, dass plötzlich die Steine von der Decke fielen. Der einstürzende Gang arbeitete sich mit einer Staubwolke zu ihnen vor, als würde er sie verfolgen.
»Ich glaub, zurück können wir auch nicht mehr«, war das Letzte, was Lara sagte, bevor Ben sie in den Gang zog, der ihnen als einziger noch zur Flucht geblieben war. Mia und Tommy sprinteten hinterher, gefolgt von einer Lawine aus Staub, Dreck, Steinen und Krabbeltieren.
Die Tür
Sie rannten den Gang entlang, während hinter ihnen alles zusammenbrach. Nach der nächsten Biegung standen sie auf einmal vor einer großen eisenbeschlagenen Tür. Tommy rüttelte wie verrückt an dem großen Türgriff, aber nichts tat sich. Endstation.
Mia blickte zurück. Schon drang Staub um die Ecke, erste Steine lösten sich von der Decke und fielen ihnen vor die Füße. Mäuse und Ratten drängelten sich am Fuße der Tür zwischen Tommys Turnschuhen und fiepten panisch.
»In unser Zimmer bist du auch irgendwie gekommen, da kann doch so eine alte Tür kein Problem sein.«
»Ah, danke. Guter Tipp!«, schrie Tommy über das Getöse hinweg, fischte einen großen Schlüsselbund klappernd aus der Hosentasche und steckte einen alten Schlüssel in das erste Schlüsselloch, das er finden konnte.
»Alle runter!«, schrie Ben plötzlich und warf sich auf den Boden, wo die Mäuse erschreckt zur Seite stoben. Lara sah etwas Dunkles auf sich zuschießen, duckte sich instinktiv und zog Mia mit sich. Tommy drehte sich um und konnte gerade noch den Kopf zurückziehen, bevor der etwa fußballgroße, mit messerscharfen Eisendornen bespickte Morgenstern splitternd in die Holztür fuhr. Mia sprang wieder auf und wischte mit der Hand über das verstaubte Schlüsselloch. Neben Tommys abgebrochenem Schlüssel kam deutlich Hermelhains Auge zum Vorschein, aber darüber gab es noch ein zweites Schlüsselloch.
»Auge gleich Aua«, erinnerte sie Tommy an Hermelhains Diebstahlsicherung und steckte einen anderen Schlüssel in Schlüsselloch Nummer zwei. Zwar ging die Tür nicht auf, aber das Gerumpel hinter ihnen hörte schlagartig auf, und der Staub legte sich. Ben erhob sich langsam vom Boden, und auch die Mäuse schienen sich zu beruhigen. Lara blinzelte, als sie ein Lichtstrahl traf, der von oben zu kommen schien. In der Decke war eine kleine Öffnung entstanden, durch die Tageslicht drang.
»Ich glaub, hier ist
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