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Der Schatz des Störtebeker

Der Schatz des Störtebeker

Titel: Der Schatz des Störtebeker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Gutberiet
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Nachmittag war das Lokal eine Oase der Ruhe, die wenigen Stammgäste würden erst zu späterer Stunde den Mund aufkriegen.
    Herbert der Hehler saß in einer Nische am Fenster und winkte sie an seinen Tisch. Er hatte das Gesicht eines Boxers, der es verpasst hatte, rechtzeitig den Ring zu verlassen, und die Statur eines Gewichthebers, der sich zu früh auf das Stemmen von Bierkrügen verlegt hatte. Neben ihm auf dem Tisch lag ein schwarzer Motorradhelm, der für seinen massigen Kopf zu klein schien. Als sie sich zu ihm an den Tisch setzten, legte er den Helm neben sich auf die Bank. Vor ihm stand ein leer getrunkenes Teeglas.
    Der schweigsame Schatten trat zu ihnen. Herbert bestellte einen zweiten Tee, Link ein Bier, Greta wollte nichts.
    »Also«, fragte Herbert, »wem soll ich in die Eier treten?«
    Link stutzte, dann sagte er: »So weit sind wir noch nicht.«
    »Wenn ich meinen alten Freund Bernie den Pechvogel richtig verstanden habe, dann hat er euch mit seinem Pechvogelvirus infiziert, und irgendwelche Leute, die ich angeblich kennen soll, haben euch beklaut. Oder was?«
    »Das mit dem Virus könnte stimmen«, sagte Link. »Wir haben letzte Nacht mit meinem Hausboot beinahe die kleine Polizeibarkasse versenkt.«
    »›Otto Lauffer‹ läuft voll, sehr witzig.«
    »Es ist noch mal gut gegangen.«
    »Ich bin übrigens Herbert«, sagte Herbert und hielt Greta die Hand hin.
    Sie sah ihn mit einer Mischung aus Erstaunen und Ablehnung an, dann wollte sie seine Hand ergreifen, aber er zog sie weg.
    »Ich hab noch nie jemandem die Hand gegeben, dessen Namen ich nicht kannte, nicht mal einer so süßen Maus wie dir.«
    »Das ist Greta«, sagte Link.
    »Das ist Greta«, äffte Herbert ihn nach. »Sie ist stumm, arrogant und außerdem querschnittsgelähmt, nein, es könnte auch sein, dass sie einen Besen verschluckt hat.«
    »Was soll denn das, du Arschloch?«, zischte Greta.
    »Ich bin keins, aber ich hab eins. Da geht’s mir genauso wie dir, Mäuschen.«
    »Leck mich.«
    »Darauf kommen wir ein anderes Mal zu sprechen. Aber danke fürs Angebot.«
    »Können wir jetzt mal zum Thema kommen?«, sagte Link.
    »Erst mal nehme ich mein Getränk in Empfang«, sagte Herbert. »Mütterchen hat mir noch einen Tee gemacht.«
    Der schweigsame Schatten stellte Tee und Bier ab und verschwand wieder.
    Herbert grinste Greta an: »Und du bist also die kleine Seeräuberlesbe, bei der sich Chrissie auf den Schoß gesetzt hat?«
    »Mistkerl.« Greta stand auf und verließ das Lokal.
    »Hoppla!«, sagte Herbert.
    »Es wäre nicht nötig gewesen, sie zu provozieren.«
    »Provozieren nenn ich was anderes.«
    »Können wir jetzt mal über was Wichtiges reden?«
    »Du bist ihr Käpt’n, stimmt’s?«
    »Hör mal…«
    »Ihr habt euch gestritten, und jetzt ist sie sauer.«
    »Sie ist sauer wegen dir.«
    »Ach was, ich bin ihr scheißegal. Du hast sie ein bisschen hart rangenommen. Die war doch kurz davor loszuheulen. Würde ihr auch ganz gern mal den Arsch versohlen…«
    Link beugte sich blitzschnell nach vorn, packte Herbert am Anorak und zog ihn über den Tisch. Das Teeglas kippte um, Herberts Boxernase klebte auf dem Rand von Links Bierglas.
    »Wir tauschen jetzt ganz sachlich Informationen aus, okay?«
    »Mach dich mal nicht nass, Baby«, stöhnte Herbert.
    Link stieß ihn zurück.
    »Puh.« Herbert atmete tief durch und strich mit der Hand über den teegetränkten Anorak.
    »Ich will Fakten«, sagte Link.
    Der schweigsame Schatten kam mit einem Lappen und wischte den Tisch trocken.
    »Keinen Tee mehr, mir reicht’s«, sagte Herbert.
    »Wer ist Chrissie?«
    »Eigentlich heißt sie Krzysztyna, ein blonder Lockenkopf aus Stettin. Sie hätte beinahe mal Karriere als Model gemacht. Na ja, für Fotos, die so Typen wie ich an streng gläubige Moslems, Hindus und Katholiken verkaufen. Ich hatte mal einen Straßenvertrieb… aber das ist ein anderes Thema, hm? Na ja, Krzysztof war auch so einer von den Strenggläubigen, besser gesagt ist es noch, jedenfalls in sexualmoralischer Hinsicht. Er ist mir auf die Pelle gerückt, weil er den Blondschopf kennen lernen wollte.« Herbert hob die Arme. »Also Mann… echt, danach hab ich den Job aufgegeben. Okay, es hatte auch ein bisschen damit zu tun, dass die Models zu jung geworden waren und die Bullen einen völlig falschen Eindruck von mir bekamen, aber du willst ja auch nicht unbedingt eine Heiratsvermittlung für gefühlsechte Fundamentalisten aufmachen, Bezahlung null, Trinkgeld in blauen Flecken…

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