Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatz des Störtebeker

Der Schatz des Störtebeker

Titel: Der Schatz des Störtebeker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Gutberiet
Vom Netzwerk:
flink mit dem Messer ist er außerdem, der Krzysztof. Na ja, was soll’s, jedenfalls kamen die beiden auf diese Art zusammen, gingen zusammen zur Beichte, heilige Kommunion und so, du weißt schon, wo sie die Hostien fressen, und ab vor den Traualtar. Ich glaub nicht, dass sie standesamtlich… aber das war wohl egal. Krzysztof und Krzysztyna, Mann, was für Namen. Schisch und Schasch hab ich sie genannt oder Chris und Chrissie. Nach der Heirat haben sie in Schischs, ich meine Krzysztofs, Berufsfeld weitergearbeitet. Er ist ein begnadeter Taschendieb.«
    »Wie sind die beiden denn auf den Faschingsball im Atlantic gekommen?«
    »Sagte ich nicht gerade, dass sie als Taschendiebe arbeiten? Sie haben sich verkleidet und vor dem Hotel rumgelungert, jemanden angerempelt, ihm die Karten aus der Tasche gezogen und sind reingeflitzt. Es war ein lukrativer Abend, soweit ich gehört habe. Allerdings hat sich unser Verhältnis abgekühlt, weil es in finanzieller Hinsicht Differenzen gab.«
    »Du hast ihnen das Diebesgut aus dem Atlantic nicht abgekauft?«
    »Gott bewahre! Säße ich sonst hier? Ich bin doch nicht lebensmüde.«
    »Wo kann ich die beiden finden?«
    »Überall, wo es was zu klemmen gibt.«
    »Ich meine, wo sie wohnen.«
    Herbert zuckte mit den Schultern. »Jedenfalls nicht im Atlantic.«
    »Wo?«
    »Ich hab dich für schlauer gehalten. Du glaubst doch nicht, dass ich das einfach so ausplaudere.«
    Link schnellte nach vorn, packte Herbert ein zweites Mal am Anorak und zerrte ihn über den Tisch. Dann griff er seinen kleinen Finger.
    »Kennst du den Film ›Ich heiratete eine Mafia-Braut‹?«
    »Ist das dieser Streifen, bei dem in jeder Szene, wo der Ehemann auftaucht, ein weiterer Finger von ihm verbunden ist?«
    »Genau.« Link bog den Finger um.
    Herbert verzog das Gesicht: »Hotel Ludwig in St. Georg.«
    Link ließ ihn los und stand auf.
    »Du zahlst«, sagte er und ging nach draußen.
    Greta saß auf den Stufen der Hafentreppe und starrte düster vor sich hin. Link ging hin und blieb vor ihr stehen. Nach einer Weile blickte sie auf.
    »Und? Was ist?«
    »Hotel Ludwig, St. Georg.«
    »Das hat er dir einfach so gesagt?«
    »Hmhm.«
    »Müssen wir da jetzt hin?«
    »Klar.«
    »Na gut. Dann kratz ich diesem Miststück die Augen aus.« Greta stand auf.
    Herbert kam aus der Kneipe, Helm auf dem Kopf, Handschuhe an, und setzte sich auf eine alte Vespa, die am Straßenrand geparkt war. Er startete und winkte ihnen zu. Dann tuckerte er davon.
    »Eine ziemliche Nervensäge. Aber irgendwie cool«, sagte Greta.
    »Cool?«
    »Jedenfalls kein Schlappschwanz.«
    »Hmhm.«
    »Ich schätze, wir nehmen den Wagen, oder?«
    »Ja.«
    Sie gingen zurück zur Kaistraße und stiegen in den Renault.
    Das Hotel Ludwig lag am Steindamm und nahm zwei Etagen über einem Etablissement ein, das mit seinen kalt erleuchteten Schaufenstern zunächst wie ein Elektronikladen wirkte, sich dann aber als Fachgeschäft für moderne Pornografie entpuppte.
    Das Treppenhaus war groß, wirkte aber schmierig und roch fettig. An einer Tür mit abblätternder Farbe im ersten Stock hing ein Schild mit der Aufschrift »Hotel-Pension Ludwig«. Man drückt auf einen klebrigen Klingelknopf, und die Tür klickt schmatzend auf. Hinter einem Rezeptionspult thronte eine Frau, die mit ihrem ausladenden Körper und dem kleinen Kopf wie ein riesenhafter Käfer aussah.
    »Na, das wird ja Zeit, dass sich mal jemand um die Kleine kümmert«, sagte sie auf ihre Frage und nannte die Zimmernummer.
    Link und Greta liefen über einen teilweise durchgetretenen Teppich den engen Flur entlang, der von funzeligen Lampen mit Blümchenmuster beleuchtet wurde.
    Sie klopften und hörten einen Schrei. Die Tür wurde aufgerissen, und die blonde Krzysztyna starrte sie aus verheulten Augen an. Als sie Greta erkannte, wollte sie die Tür wieder zuwerfen, aber Link stemmte sich dagegen und drückte sie ganz auf. Krzysztyna wich zurück, lief ins Zimmer, sprang aufs Bett und kroch in die hinterste Ecke.
    Außer einem dunklen Schrank, einem schäbigen Tisch mit zwei Stühlen und dem Doppelbett mit zwei Nachtschränkchen gab es keine Möbel, nur noch ein Waschbecken und zahllose Klamotten, die auf dem Boden verstreut herumlagen. Über dem Bett hing das Bild einer Madonna mit schwarzem Gesicht. Jemand hatte etwas Schmieriges dagegen geworfen, das zerplatzt, zerlaufen und festgetrocknet war.
    Heftig atmend starrte Krzysztyna die beiden Eindringlinge aus weit aufgerissenen Augen an. Link

Weitere Kostenlose Bücher