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Der Schatz des Störtebeker

Der Schatz des Störtebeker

Titel: Der Schatz des Störtebeker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Gutberiet
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sagte er.
    »Von wem?«
    »Na, Sie machen mir Spaß. Woher soll ich das wissen?«
    »Wieso ist der Wagen weg?«, fragte Kulbrod.
    »Was für ein Wagen?«
    »Der R5, der vorhin noch in der Scheune stand«, erklärte Rümker und schlenkerte dabei ungeduldig mit den Armen.
    »Auch geklaut?«, mutmaßte Discher.
    »Scheiße«, sagte Rümker. »Ich hab doch gleich gesagt, es ist Blödsinn, den Kerl im Wald zu suchen.«
    »Eine solche Schrottkarre klaut doch niemand.« Kulbrod holte ein paar Zettel aus der Innentasche seines Jacketts.
    »Ich war stundenlang spazieren. Ich weiß überhaupt nichts. Sie waren doch hier und haben alles durcheinander gebracht.«
    Rümker sah seinen Kollegen an: »Als wir das erste Mal hier waren, war das Scheunentor nur halb aufgezogen.«
    »Dann ist in der Zwischenzeit jemand hier gewesen.«
    Kulbrod sortierte seine Zettel und las.
    »Wer wohnt hier noch?«, fragte Rümker.
    »Niemand.«
    »Er hat noch eine Tochter«, stellte Kulbrod fest. »Die wohnt hier. Und bei ihrer Mutter in Hamburg. Sie ist achtzehn. Also hat sie einen Führerschein.«
    »Wo ist sie?«, fragte Rümker.
    »In Hamburg vielleicht, was weiß ich. Sie ist erwachsen, ich muss sie nichtständig überwachen.«
    »War sie hier?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Sie hat den Renault genommen«, sagte Kulbrod, »keine Frage.«
    »Und ist nach Hamburg gefahren«, ergänzte Rümker.
    »Sie hat wahrscheinlich auch die Brosche mitgenommen«, vermutete Kulbrod.
    Rümker kniff die Augen zusammen: »Stimmt das?«
    »Nein. Ich würde ihr so etwas Wertvolles niemals anvertrauen.«
    »Sie ist bei ihrer Mutter Marie-Christin Discher gemeldet.« Kulbrod las die Adresse vor.
    Rümker hielt Discher ein Handy hin: »Los, anrufen!«
    Es ging niemand dran.
    »Anrufbeantworter«, sagte Discher.
    »Scheiße.«
    »Hallo Greta,« sagte Discher. »Hast du meinen Wagen mitgenommen? Melde dich bitte. Ich brauch ihn wieder, und zwar schnell.«
    »Da fahren wir jetzt hin«, entschied Rümker.
    Sie zerrten Discher vom Sessel hoch.
    Nachdem sie ihn auf den Rücksitz des BMW verfrachtet hatten, setzten sich die beiden Privatschnüffler nach vorn. Jens Discher nutzte die Gelegenheit, bevor sie losfuhren, und probierte die Türen rechts und links. Kindersicherung. Haha.

1774
    Nach zwölf Stunden beschwerlicher Fahrt über unberechenbare Wege, die über lange Strecken durch hinterlistiges Moorgebiet führten, erreichten die vier Reisenden mit der Ordonnanzfuhre ihren Bestimmungsort. Zweimal war die Postkutsche unterwegs umgekippt. Nach dem ersten Unfall hatten die vier Herren aus dem Osten noch wortreich die erlittenen Beulen, Abschürfungen und Prellungen beklagt. Nach dem zweiten schwiegen sie verstimmt. Immerhin hatten sie sich, während der Kutscher und sein Postillion das Gefährt wieder aufrichteten, die Füße vertreten können. Zwölf Stunden zu viert im Kutschkasten durchgeschüttelt zu werden ist kein Vergnügen, auch wenn man sich auf ein weiches Bett zur Nacht freuen kann.
    Glücklicherweise war es Sommer, Mitte August. Das Wetter war herrlich, der Himmel strahlend blau und mit kleinen Wolken überzogen, die langsam von einem sanften Windhauch nach Nordosten getrieben wurden. Während der erzwungenen Pausen machten sich die vier Reisenden über Fleischpasteten, Wein, Obst und verschiedene Süßigkeiten her, die ihr Wirt ihnen in einen großen Korb gepackt hatte.
    Die vier Männer waren Abgesandte eines norddeutschen Fürstbischofs. Sie sollten sich in einer ehemaligen Residenzstadt umsehen, die seit kurzer Zeit zu seinem Herrschaftsbereich gehörte. Ihre Aufgabe war, die Residenz mit ihrem Schloss, den Befestigungsanlagen und auch das gesamte Stadtbild zu begutachten, um Vorschläge zu machen, welche Veränderungen nötig waren, bevor der neue Herrscher anreiste, um seine Herrschaft zu übernehmen.
    Die Delegation bestand aus drei weltlichen Herren, dem Architekten Heinrich Nicolai, dem Kunstsachverständigen Josef Eckart und dem Stadtplaner Gustav Schwenk sowie einem jungen Mann namens Martin Burchard. Der junge Mann hatte sich nach einer schweren menschlichen Enttäuschung vor einigen Jahren entschlossen, der Welt zu entsagen, er wollte ins Kloster. Auf dem Priesterseminar jedoch hatten die Lehrer sehr schnell bemerkt, dass der junge Mann hervorragend mit Zahlen und abstrakten Ordnungssystemen umgehen konnte. Martin Burchard war der geborene Archivar, und als solcher hatte man ihn dem Fürstbischof empfohlen, der jemanden brauchte, der endlich

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