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Der Schatz des Störtebeker

Der Schatz des Störtebeker

Titel: Der Schatz des Störtebeker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald Gutberiet
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Ordnung schaffte – in administrativen wie auch finanziellen Angelegenheiten.
    Martin Burchard, Sproß einer einstmals wohlhabenden Familie hanseatischer Kaufleute, die sich im Laufe der Jahrhunderte weit verzweigt hatte und in allen Zweigen kontinuierlich verarmt war, hatte es innerhalb von sechs Monaten geschafft, dank spezieller von ihm erfundener Archivierungs-und Buchhaltungsmethoden den Verwaltungsapparat des Fürstbischofs zu rationalisieren. Zum Dank hatte der Bischof ihn keineswegs wie versprochen ins Kloster geschickt, sondern auf die Reise in fremde Gefilde, wo er sich ein zweites Mal als genialer Verwaltungsfachmann bewähren sollte. Danach aber, so wurde ihm versichert, dürfe Burchard der Ordnung der weltlichen Dinge entsagen und seinen Platz im Kloster einnehmen.
    Vielleicht hätte der Fürstbischof anders entschieden, wenn er geahnt hätte, wie gefährdet der junge Mann noch war. So sehr Martin Burchard sich auch den Zahlenkolonnen und Ordnungsziffern hingab, so sehr er auch Systeme zur Kategorisierung und Methoden der Statistik anwandte, er wurde ganz bestimmte Erinnerungen nicht los. Und diese Erinnerungen konnten gelegentlich in unberechenbare Gefühlsausbrüche umschlagen, die, verstärkt durch unvorhersehbare Melancholieanfälle, manchmal zu unvernünftigen Taten führten.
    Wer schreibt, sündigt nicht, hatte Martin Burchard sich gedacht, als er den bürokratischen Posten übernommen hatte. Er hatte sich vorgenommen, durch kalte Präzision seine unwürdigen Triebe zu zähmen. Doch eiserne Disziplin und größtes Arbeitsethos konnten nicht verhindern, dass er des Nachts, wenn er erschöpft auf sein Bett sank, träumte. Und diese Träume waren nicht beherrschbar. In ihnen tauchte immer wieder das Gesicht von Antonia auf, seiner Versuchung.
    Auch jetzt, als er von Josef Eckart wachgerüttelt wurde, stürzte er aus einem verführerischen Traum jäh in die Wirklichkeit. Er errötete, obwohl keiner seiner Begleiter ahnen konnte, wie weit es die verführerische Antonia diesmal getrieben hatte. Das Teuflische an diesen Träumen war, dass sie immer dann endeten, wenn sein Widerstand gebrochen war und er die Arme ausstreckte…
    »Wacht auf, wir sind da!«, hörte er die Stimme Eckarts.
    Die Kutsche kam holpernd zum Stehen. Burchard öffnete die Augen, blinzelte und stellte fest, dass die Dämmerung hereingebrochen war. Schwenk und Nicolai beugten sich aus den Fenstern. Dann ließen sie sich wieder auf die harte Bank fallen und blickten einander betroffen an.
    Nicolai seufzte: »Die Tore sind bereits geschlossen.«
    »Seltsam«, sagte Burchard, »es ist doch erst kurz nach acht.«
    »Und wenn schon«, meinte Schwenk, »man wird uns einlassen müssen.«
    »Ein Nachtlager unter dem Sternenhimmel ist nicht gerade das, was mir vorschwebt«, murmelte Eckart mit ironisch verzogenen Mundwinkeln.
    »Uns wurde doch ein Empfehlungsschreiben mitgegeben«, sagte Burchard und suchte in den Taschen seines Tuchrocks danach.
    Der Kutscher öffnete die Tür und gab bekannt: »Die Tore sind bereits geschlossen, meine Herren.« Dann trat er zur Seite und wartete.
    Burchard fand den Brief mit dem Siegel des Fürstbischofs und reichte ihn Schwenk, der ihn dem Kutscher hinhielt. »Dies wird uns den Weg frei machen.«
    Der Kutscher nahm den Brief in Empfang und verschwand.
    Es wurde ziemlich schnell dunkel. Der Kutscher kehrte nicht so prompt zurück wie erwartet, und auch das Stadttor blieb geschlossen. Die vier Reisenden stiegen aus der Kutsche und sahen dem Postillion dabei zu, wie er die Pferde mit Wasser aus einem nahe gelegenen Tümpel versorgte.
    »Ach, wer jetzt einen kühlen Trunk hätte!«, rief Eckart aus.
    Nicolai lachte, während er seinen breitkrempigen Hut aufsetzte. Schwenk zog sich die Strümpfe hoch und knöpfte die Kniehose darüber.
    »Das Horn, nicht wahr?«, sagte er an Eckart gewandt.
    »Ganz recht.«
    »Eine alte Geschichte«, meinte Nicolai abschätzig.
    »Auch alte Geschichten sollte man nicht gering schätzen. Die Geschichte vom Horn…«
    Burchard, der damit beschäftigt gewesen war, seinen Kavalierdegen, den er eigentlich überhaupt nicht mochte, umzubinden, fragte mehr aus Höflichkeit denn aus Neugierde: »Was für eine Geschichte von einem Horn ist das?«
    »Sie soll sich vor vielen hundert Jahren zugetragen haben«, begann Eckart zu erzählen, »fast achthundert, um etwas genauer zu sein. Dem Grafen ist sie zugestoßen, heißt es. Während einer Hetzjagd wurde er von seinem Gefolge getrennt und

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