Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
euch nach Sheridan schickte, habe ich bewiesen, daß ich euch Vertrauen schenke.
    Jetzt geht zu Woodward. Er kennt meinen Plan und wird euch die Namen derer nennen, welche ich bei mir behalten werde.«
    Sie gehorchten dieser Forderung und lagerten sich zu dem Genannten, welcher ungefähr den Rang eines Lieutenants unter dem Cornel bekleidete. Jetzt lag noch alles in Dunkelheit; später, als die Stunde nahte, wurde neben der Strecke ein Feuer angebrannt. Die Tramps ahnten nicht, daß diese späte Nachtstunde zu ihrem Verderben gewählt worden sei. Um drei war es noch dunkel; aber bis der Zug den Eagle-tail erreichte, graute der Tag und man hatte leichtes Zielen.
    Es war ein Viertel nach drei, als die Wartenden das ferne Rollen des Zuges hörten und kurz darauf die scharfen Lichter der Maschine erblickten. Old Firehand hielt das Feuerloch geschlossen, damit er und die andern drei Personen nicht deutlich gesehen werden konnten. Kaum hundert Schritte von dem Feuer entfernt, gab der Maschinist, als ob er einem plötzlichen Zwange gehorche, Gegendampf. Die Pfeife ertönte, die Räder kreischten und stöhnten; der Zug kam zum Stehen.
    Bis jetzt waren die Tramps in Sorge darüber gewesen, ob es dem angeblichen Schreiber und dessen Genossen gelingen werde, den Maschinisten und den Heizer einzuschüchtern; als sie nun sahen, daß die Wagen hielten, jauchzten sie vor Freude auf und drängten nach dem hinteren Wagen. Jeder wollte der erste sein, der ihn bestieg. Der Cornel aber wußte wohl, was das Nötigste sei. Er trat an die Lokomotive, warf um die Kante der einen Schutzwand einen Blick hinauf und fragte: »Alles richtig, Boys?«
    »Well antwortete der eine Arbeiter, welcher dem Maschinisten den Revolver auf die Brust hielt. »Sie haben wohl parieren müssen. Schau her, Cornel! Bei der geringsten Bewegung drücken wir los.«
    Old Firehand stand wie furchtsam an den Wasserbehälter gedrückt und vor ihm der andre Arbeiter mit seinem Revolver.
    Der Cornel wurde vollständig getäuscht. Er sagte: »Schön! Habt eure Sache gut gemacht und werdet dafür ein Extrageld erhalten. Bleibt noch oben, bis wir fertig sind, und dann, wenn ich das Zeichen gebe, steigt ab, damit diese guten Leute nicht vor Angst sterben, sondern weiterfahren können.«
    Er trat von der Maschine ins Dunkel zurück. Er war überzeugt gewesen, seine beiden Tramps zu sehen, zumal der Arbeiter, welcher antwortete, die Stimme des falschen Schreibers nachgeahmt hatte. Als er fort war, bog sich Old Firehand vor, um einen Blick über den Platz zu werfen. Er sah niemand stehen, aber in den Wagen wimmelte es von Menschen. Man hörte, daß sie sich um den Koffer stritten.
    »Fort, fort!« gebot der Jäger dem Maschinisten. »Und nicht langsam, sondern schnell! Der Cornel scheint nun auch eingestiegen zu sein. Wir dürfen nicht länger warten, sonst steigen sie wieder aus.«
    Der Zug setzte, ohne daß der Maschinist die Pfeife ertönen ließ, sich wieder in Bewegung.
    »Halt. halt!« schrie eine Stimme. »Schießt die Hunde nieder!
    Schießt, schießt!«
    Man konnte die Worte verstehen, aber nicht die Klangfarbe der Stimme unterscheiden. Darum wußte Old Firehand nicht, daß der Cornel der Rufende war.
    Die im Innern der Wagen befindlichen Tramps erschraken, als diese letzteren weiterzurollen begannen. Sie wollten aussteigen, abspringen, aber das war bei der Schnelligkeit, welche der Maschinist der Fahrt gab, unmöglich. Old Firehand mußte das Feuer schüren. Die Flammen beleuchteten ihn und seine Genossen. Die Vorderthür des ersten Wagens wurde aufgerissen und Woodward erschien in derselben. Er sah die Maschine vor sich und das hell erleuchtete Gesicht des Jägers, bei dem die vermeintlichen Tramps ganz friedlich standen.
    »Old Firehand!« brüllte er so laut, daß es selbst durch das Rollen der Räder und das Pusten der Maschine tönte. »Dieser Hund ist es! Fahr zum Teufel!«
    Er riß sein Pistol aus dem Gürtel und schoß. Firehand warf sich zu Boden und wurde nicht getroffen. Im nächsten Augenblicke aber blitzte sein Revolver auf, und Woodward stürzte, ins Herz getroffen, in den Wagen zurück. Andre erschienen an der offenen Thüre, wurden aber augenblicklich von seinen Kugeln getroffen. Auch die beiden Arbeiter richteten ihre Revolver auf die Thür und schossen, bis es gelungen war, die eine Seitenschutzwand in den Querfalz und also zwischen den Wagen und die Maschine zu bringen. Nun mochten die Tramps schießen.
    Indessen war der Zug weitergerast. Der Führer

Weitere Kostenlose Bücher