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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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See.«
    »Wieviel Krieger seid ihr hier?«
    »Hundert.«
    »Sind auch andre Stämme da versammelt?«
    »Nein. Es kommen aber noch zweihundert Krieger der Navajos, um gegen die Utahs zu kämpfen. Mit diesen wollen wir nach Norden ziehen, um uns auch die Skalpe der Utahs zu holen.«
    »Nehmt euch in acht, daß sie euch nicht die eurigen nehmen.
    Habt ihr Wachen ausgestellt?«
    »Wozu? Wir haben keine Feinde zu erwarten.«
    »Es kommen ihrer mehr, als euch lieb sein wird. Ist der »große Bär« am See?«
    »Ja, und ebenso der »kleine Bär«.«
    »Führt uns zu ihnen!«
    Eben kamen einige Rafters mit den Pferden und Gefangenen aus dem Hohlwege, denn die andern Weißen waren natürlich zu Fuße Ellen gefolgt. Man stieg auf und die Timbabatschen stellten sich als Führer an die Spitze. Kein Mensch war froher über diesen Verlauf des Abenteuers als der Ingenieur, welcher die größte Angst um seine Tochter ausgestanden hatte.
    Es ging die Berglehne vollends hinan und dann unter Bäumen eine Strecke auf derselben hin. Dann senkte sich jenseits der Boden abwärts und bald sah man Wasser schimmern.
    »Der Silbersee,« sagte Old Shatterhand, indem er sich zu den Gefährten zurückwendete. »Da sind wir nun endlich am Ziele.«
    »Aber Ruhe werden wir wohl nicht finden,« bemerkte Firehand.
    »Wahrscheinlich bekommen wir noch viel Pulver zu riechen.«
    Nur noch kurze Zeit, so war die ganze Scenerie zu überblicken, und sie war wirklich großartig zu nennen.
    Turmhohe Felsenbastionen, in allen Farben schillernd wie diejenigen im Canon, schlossen ein Thal ein, welches vielleicht zwei Stunden lang und halb so breit sein mochte. Hinter diesen Bastionen stiegen neue und immer wieder neue Bergesriesen auf, der eine immer das Haupt über den andern erhebend. Aber diese Berge und Felsen waren nicht kahl. In den zahlreichen Klüften, welche sie durchrissen, wuchsen Bäume und Sträucher; je tiefer herab, desto dichter wurde der Wald, welcher rundum bis nahe an den See trat und zwischen sich und dem Wasser nur einen schmalen Grasstreifen blicken ließ.
    In der Mitte des Sees lag eine grüne Insel mit einem seltsamen Luftziegelbau. Er schien aus der Zeit zu stammen, in welcher die jetzigen Indianer noch die Urbewohner nicht verdrängt hatten. Auf dem Grasstreifen standen mehrere Hütten, in deren Nähe einige Kanoes am Ufer angebunden waren. Die Insel war kreisrund und mochte einen Durchmesser von hundert Schritten haben. Das alte Bauwerk war ganz mit blühenden
    Schlingpflanzen überzogen; der übrige Raum war wie ein Garten bearbeitet und mit Blumen und Stauden bepflanzt.
    Der Wald spiegelte seine Wipfel im Wasser des Sees, und die Bergeshäupter warfen ihre Schatten über die Flut. Dennoch war dieselbe weder grün noch blau oder überhaupt dunkel gefärbt; sie glänzte vielmehr silbergrau. Kein Lufthauch kräuselte das Wasser. Wenn so etwas möglich wäre, hätte man meinen können, ein mit Quecksilber gefülltes Becken vor sich zu haben.
    In und bei den erwähnten Hütten lagen Indianer, jene hundert Timbabatschen. Sie gerieten in eine kleine Aufregung, als sie den Zug der Weißen kommen sahen; da aber ihre Gefährten sich an der Spitze desselben befanden, so beruhigten sie sich schnell.
    Noch hatten die Weißen die Hütten nicht ganz erreicht, so traten drüben auf der Insel zwei männliche Gestalten aus der Hütte. Der Apache hielt die Hand an den Mund und rief hinüber:
    »Nintropan-hauey! Winnetou ist gekommen!«
    Ein antwortender Ruf scholl herüber; dann sah man die beiden in ein an der Insel hängendes Kanoe steigen, um nach dem Ufer zu rudern. Es waren die beiden »Bären«, Vater und Sohn.
    Ihr Erstaunen, als sie die bekannten Gesichter sahen, war jedenfalls groß, wurde aber durch keine Miene verraten. Als der
    »große Bär« ausgestiegen war, gab er Winnetou die Hand und sagte. »Der große Häuptling der Apachen ist überall, und wohin er kommt, erfreut er die Herzen. Ich begrüße auch Old Shatterhand, den ich kenne, und Old Firehand, der mit mir auf dem Schiffe war!«
    Als er die Tante Droll erblickte, flog doch ein Lächeln über sein Gesicht; er erinnerte sich der ersten Begegnung mit diesem possierlichen Kerlchen und sagte, indem er ihm die Hand reichte: »Mein weißer Bruder ist ein tapferer Mann; er hat den Tiger getötet und ich heiße ihn willkommen.«
    So ging er von Mann zu Mann, um jedem die Hand zu geben.
    Sein Sohn war zu jung; er durfte sich den berühmten Kriegern und Jägern noch nicht gleichrechnen, aber

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