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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mordes nennen, und dort liegen die Gräber unsrer Erschlagenen.«
    »Wie weit ist es, ehe man von hier aus quer durch den Wald den Winkel erreicht?« fragte der Lord.
    »Haben wir den Wald betreten, so müssen wir eine Viertelstunde gehen, um an das Lager der Tramps zu gelangen,« erklärte der Rote.
    Da hielt Bill sein Pferd an, stieg ab und setzte sich, ohne ein Wort zu sprechen, im Grase nieder. Der Uncle und der Indianer folgten diesem Beispiele, als ob sich das ganz von selbst verstehe. Der Englishman stieg infolgedessen auch ab, erkundigte sich aber: »Ich denke, wir dürfen keine Zeit verlieren. Wie können wir die Osagen befreien, wenn wir uns hier niedersetzen und die Hände in den Schoß legen?«
    »Das ist sehr falsch gefragt, Sir,« antwortete der Buckelige.
    »Fragt lieber: Wie können wir die Osagen befreien, wenn wir erschossen worden sind?«
    »Erschossen? Wieso?«
    »Meint Ihr, daß die Tramps ruhig in ihrem Lager sitzen bleiben?«
    »Schwerlich!«
    »Ganz gewiß nicht! Sie müssen essen und werden also jagen.
    Sie schwärmen im Walde umher. Dieser ist da, wo wir ihn betreten, nur eine Viertelstunde breit, und es läßt sich mit vollster Bestimmtheit erwarten, daß sich gerade dort Leute befinden, welche uns kommen sehen würden. Wir müssen also hier warten, bis es dunkel geworden ist; dann haben sich die Kerls alle nach dem Lager zusammengezogen, und wir können unbemerkt den Wald erreichen. Seht Ihr das ein?«
    »Well,« nickte der Lord, indem er sich nun auch niedersetzte.
    »Habe nicht geglaubt, daß ich noch so dumm sein kann!«
    »Ja, Ihr wäret diesen Leutchens gerade in die Hände geritten, und ich hätte Euer Tagebuch nach Frisco tragen müssen, ohne einen einzigen Dollar zu bekommen.«
    »Nichts bekommen? Warum?«
    »Weil wir unser Abenteuer noch nicht ganz erlebt haben.«
    »Haben es erlebt! Ist bereits vorüber und auch eingetragen.
    Begegnen mit dem Häuptling und Erschießen der fünf Tramps war ein vollständiges Abenteuer für fünfzig Dollar. Steht bereits im Buche. Befreiung der Osagen ist ein neues Abenteuer.«
    »Auch für fünfzig Dollar?«
    »Yes!« nickte der Lord.
    »Nun, dann notiert nur immer fort, Sir,« lachte Bill. »Wenn Ihr jedes Erlebnis in so und so viele Unterabenteuer zerlegt, werdet Ihr uns in Frisco ein solches Geld zu zahlen haben, daß Ihr nicht wißt, woher es nehmen!«
    Der Lord lächelte leise vor sich hin und antwortete: »Wird schon ausreichen. Kann Euch bezahlen, ohne Schloß Castlepool verkaufen zu müssen. Wollen wir wetten? Ich setze zehn Dollar.
    Wer noch?«
    »Ich nicht, Sir. Wollte ich immer so mit Euch wetten, so würde ich alles, was ich mir bei Euch verdiene, wieder verlieren, und das kann dem Neffen meines Onkels nicht einfallen.«
    Die Sonne verschwand, und die Schatten der Dämmerung huschten durch die Wellenthäler, stiegen höher und höher, überfluteten auch die Hügel und hüllten endlich die ganze Erde in ihr düsteres Gewand. Auch der Himmel war dunkel und ganz sternenleer.
    Nun wurde aufgebrochen; aber man ritt nicht bis ganz an den Wald heran. Die Vorsicht gebot, die Pferde im Freien zu lassen.
    Hölzerne Pflöcke, um die Pferde mittels der Zügel an den Boden zu fesseln, führt jeder Westmann mit sich. Auf diese Weise band man die Tiere an und wendete sich dann im Gänsemarsch dem Walde zu.
    Der Rote schritt voran. Sein Fuß berührte den Boden so leise, daß das Ohr nichts davon zu vernehmen vermochte. Der Lord, welcher ihm folgte, gab sich Mühe, ebenso unhörbar zu gehen.
    Es war rundum nichts zu vernehmen als der leise Wind, welcher die Wipfel der Bäume bewegte.
    Jetzt ergriff der Osage die rechte Hand des Engländers und flüsterte ihm zu: »Mein weißer Bruder gebe seine andre Hand weiter, damit die drei Bleichgesichter eine Kette bilden, welche ich führe, damit sich keiner an einen Baum stoße.«
    Während er mit der ausgestreckten einen Hand sich vorwärts tastete, zog er mit der andern die Weißen hinter sich her. Dem Lord wurde die Zeit sehr lang, denn in solchen Lagen dehnen die Minuten sich zu Stunden aus. Endlich blieb der Häuptling stehen und flüsterte: »Meine Brüder mögen lauschen. Ich habe die Stimmen der Tramps vernommen.«
    Sie horchten und bemerkten bald, daß der Rote sich nicht geirrt hatte. Man hörte sprechen, wenn auch aus weiter Ferne, so daß die Worte nicht verstanden werden konnten. Nach wenigen Schritten gewahrte man einen leisen Dämmerschein, welcher es dem Auge ermöglichte, die Baumstämme zu

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