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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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befreien.«
    »Nein. Wir würden in einigen Augenblicken ihre Wächter niedergemacht und ihre Banden zerschnitten haben; dann schnell fort durch den Wald und zu den Pferden. Möchte den Tramp sehen, welcher das verhindern wollte! Also ich schleiche mich hin. Werde ich bemerkt, so springet Ihr zu den Gefangenen. Geschehen kann uns nichts. Hier ist mein Gewehr, Uncle.«
    Er gab, um von derselben nicht gehindert zu sein, seinem Gefährten die Büchse, legte sich auf die Erde nieder und kroch dem Feuer zu. Seine Aufgabe war viel leichter zu lösen, als er geglaubt hatte. Die Tramps sprachen so laut, daß er fast auf halbem Wege liegen bleiben und doch jedes Wort hören konnte.
    Wenn der Häuptling der Ansicht gewesen war, daß die vier an diesem Feuer sitzenden Männer die hervorragenden Tramps, die Anführer seien, so hatte er sich nicht geirrt. Der eine von ihnen, der mit dem roten Kopfe, war der Cornel Brinkley, welcher sich mit seinen wenigen, den Rafters entkommenen Begleitern heute gegen Abend hier eingestellt hatte. Er war soeben im Sprechen, und der Humply-Bill hörte ihn sagen. »Ich kann euch also einen großen Erfolg versprechen, denn dort ist die Hauptkasse. Ihr seid also einverstanden?«
    »Ja, ja, ja,« antworteten die drei andern.
    »Und wie ist's mit Butlers Farm? Wollt ihr sie auch mitnehmen?
    Oder soll ich das auf eigene Faust ausführen und ein halbes Schock eurer Leute dazu werben?«
    »Wir machen natürlich mit,« erklärte einer. »Sehe nicht ein, warum wir das Geld dir in die Tasche fallen lassen sollen! Es fragt sich nur, ob es schon da ist.«

»Noch nicht. Die Rafters haben nicht sofort Pferde gehabt, während ich gleich am nächsten Morgen einige gute Klepper fand. Sie können also noch nicht auf der Farm sein. Aber Butler ist auch ohnedies reich genug. Wir überfallen die Farm, rauben sie aus und erwarten dann ganz ruhig die Ankunft der Rafters und der Halunken, von denen sie befehligt werden.«
    »Weißt du denn genau, daß sie dorthin kommen werden?«
    »Ganz genau. Dieser Old Firehand muß hin, eines Ingenieurs wegen, welcher sich jedenfalls schon jetzt dort befindet.«
    »Welches Ingenieurs? Was ist mit ihm?«
    »Nichts. Das ist eine Geschichte, welche euch ganz gleichgültig sein kann. Vielleicht erzähle ich sie euch ein andres Mal.
    Vielleicht engagiere ich euch noch zu einem ganz andern Coup, bei welchem das Geld in Masse zu verdienen ist.«
    »Du sprichst in Rätseln! Aufrichtig gestanden, möchte ich mit diesem Old Firehand lieber nichts zu thun haben. Ich hörte oft von ihm erzählen.«
    »Hast du Angst?« höhnte der Rote.
    »Angst nicht, aber eine sehr triftige Abneigung gegen diese Art von Menschen.«
    »Unsinn! Was sollte er uns anhaben können? Denke doch, daß wir vierhundert Kerls beisammen haben, welche es mit dem Teufel aufnehmen würden!«
    »Sollten die alle mit nach Butlers Farm?«
    »Natürlich! Der Weg dorthin geht ja in unsrer Richtung. Wollen wir etwa wieder nach hier zurück?«
    »Nein, das ist richtig. Und wann brechen wir auf?«
    »Morgen nachmittag, so daß wir die Farm am Abend erreichen.
    Sie ist groß und wird ein hübsches Feuer geben, an welchem wir uns manchen Braten wärmen können.«
    Humply-Bill hatte genug gehört; er kroch zurück zu den Gefährten und forderte dieselben auf, sich nun an die Befreiung der Osagen zu machen. Nach seiner Meinung sollte sich jeder hinter einen derselben schleichen, aber der Häuptling fiel ihm in die Rede und sagte: »Ich habe meine weißen Brüder nur geholt, um mir schnell Hilfe zu bringen, falls es mir nicht gelingen sollte, meine roten Brüder allein zu befreien. Was jetzt geschehen muß, ist nicht Sache der Weißen, sondern der roten Männer. Ich gehe allein, und meine Bruder mögen mir nur dann beispringen, wenn das, was ich thue, bemerkt wird.«
    Er schlich sich wie eine Schlange auf dem Boden fort.
    »Was hat er vor?« fragte der Engländer leise.
    »Ein Meisterstück,« antwortete Bill. »Seid so gut und legt Euch mit uns nieder, und schaut scharf dorthin, wo die Gefangenen stehen. Geht es verkehrt, so eilen wir hin und helfen. Wir brauchen ihnen nur die Riemen zu durchschneiden und dann zu unsern Pferden zu laufen.«
    Der Lord folgte der Aufforderung. Das Feuer, an welchem die vier Anführer der Tramps saßen, war vielleicht zehn Schritte von dem Rande des Waldes entfernt. An dem letzteren standen die Bäume, an welche die Gefangenen in aufrechter Stellung an Händen und Füßen gebunden waren. Neben

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