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Der Schatz im Silbersee

Der Schatz im Silbersee

Titel: Der Schatz im Silbersee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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unterscheiden.
    »Meine Brüder mögen hier warten, bis ich zurückkehre,« sagte der Osage. Kaum gesagt, huschte der Rote schon fort und war im nächsten Augenblicke verschwunden. Es war wohl über eine halbe Stunde vergangen, als er zurückkehrte. Sie hatten sein Kommen weder gesehen noch gehört; er tauchte plötzlich vor ihnen, wie aus der Erde, auf.
    »Nun?« fragte Bill. »Was hast du uns zu melden?«
    »Daß noch mehr Tramps gekommen sind, noch viel mehr.«
    »Wetter! Ob diese Kerls vielleicht hier ein Meeting abzuhalten gedenken? Dann wehe den Farmers und sonstigen Leuten, welche in der Gegend wohnen. Hast du gehört, was gesprochen wurde?«
    »Es brannten mehrere Feuer, und der ganze Platz war hell. Die Tramps hatten einen Kreis gebildet, in welchem ein Bleichgesicht mit roten Haaren stand und eine lange und sehr laute Rede hielt.«
    »Wovon sprach er? Hast du ihn verstanden?«
    »Ich verstand ihn ganz genau, denn er sprach beinahe brüllend, aber meine Aufmerksamkeit war darauf gerichtet, meine roten Brüder zu entdecken, und so habe ich nur sehr wenig von dem, was er sprach, behalten.«
    »Nun, und das Wenige? Was war es?«
    »Er sagte, der Reichtum sei ein Raub an den Armen und man müsse also den Reichen alles nehmen, was sie haben. Er behauptete, der Staat dürfe von dem Unterthan keine Steuern erheben und man müsse ihm also alles Geld, welches er in den Kassen habe, wieder wegnehmen. Er sagte, daß die Tramps alle Brüder seien und schnell sehr reich werden könnten, wenn sie seinen Vorschlägen folgen wollten.«
    »Weiter! Was noch?«
    »Ich habe nicht weiter auf seine Worte geachtet. Er sprach noch von der großen, vollen Kasse einer Eisenbahn, welche leer gemacht werden müsse. Dann aber habe ich nicht mehr auf seine Worte gehört, denn ich sah den Ort, an welchem sich meine roten Brüder befinden.«
    »Wo ist das?«
    »In der Nähe eines kleineren Feuers, an welchem niemand saß. Dort standen sie an Baumstämmen, an welche sie gebunden waren, und bei jedem von ihnen saß ein Tramp, der ihn bewachte.«
    »So kann man sich nicht leicht anschleichen?«
    »Man kann es. Ich hätte sie wohl losschneiden können; besser aber war es, ich that es nicht und holte meine weißen Brüder, um mir dabei zu helfen, weil es da viel schneller geht. Aber ich bin vorher bis zu einem meiner roten Brüder gekrochen und habe ihm zugeflüstert, daß sie gerettet werden sollen.«
    »Das ist sehr gut, denn nun sind sie vorbereitet und werden, wenn wir ihnen nahe kommen, uns nicht etwa durch eine Bewegung der Freude und Überraschung verraten. Diese Tramps sind keine Westmänner. Es ist eine ungeheure Dummheit von ihnen, die Gefangenen nicht in ihre Mitte zu nehmen. In diesem Falle könnten wir sie nicht durch List befreien, sondern wir müßten, obgleich wir nur vier Personen sind, in den Kreis dieser Kerls hineinspringen, um, während der Schreck sie lähmt, die Osagen loszuschneiden. Führe uns nach dem Orte, an welchem sie sich befinden!«
    Der Häuptling voran, huschten die vier von Baum zu Baum und gaben sich dabei Mühe, möglichst im Schatten der Stämme zu bleiben. So näherten sie sich schnell dem Lagerplatze, auf welchem sie jetzt acht Feuer zählen konnten. Das kleinste brannte in dem innersten Winkel der Ecke, sehr nahe bei den Bäumen, und dorthin waren die Schritte des Häuptlings gerichtet. Er blieb einmal für einige Augenblicke stehen und raunte den drei Weißen zu: »Jetzt sitzen mehrere Bleichgesichter an diesem Feuer. Vorhin saß niemand dort. Der Mann mit dem roten Haar ist dabei. Diese Leute scheinen die Anführer, die Häuptlinge zu sein. Seht ihr wenige Schritte davon meine Osagen an den Bäumen?«
    »Ja,« antwortete der Buckelige. »Die Rede, welche der Rote gehalten hat, ist zu Ende und nun sitzen die Kerls abgesondert von den übrigen, jedenfalls um Rat zu halten. Es kann sehr wichtig sein, zu erfahren, was sie vorhaben. So viele Tramps sind nicht wegen einer Kleinigkeit hier versammelt.
    Glücklicherweise stehen einige Büsche unter den Bäumen. Ich werde einmal hinkriechen, um zu hören, wovon gesprochen wird.«
    »Mein Bruder mag es lieber nicht thun,« warnte der Häuptling.
    »Warum? Glaubst du, daß ich mich erwischen lasse?«
    »Nein. Ich weiß, daß mein Bruder das Anschleichen versteht; aber er könnte doch gesehen werden.«
    »Gesehen, doch nicht erwischt!«
    »Ja, mein Bruder hat leichte Füße und würde schnell entkommen, doch würde es uns dann unmöglich sein, die Osagen zu

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