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Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Titel: Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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angeredet wurde, aber wenn es ihr Wunsch war, würde ich mich selbstverständlich fügen.
»Ich werde es mit dir versuchen, Mädchen. Dein Lohn beträgt einen Schilling, sechs Pence die Woche bei freier Kost und Logis. Du wirst dir das Zimmer im Souterrain mit meinem zweiten Mädchen Kitty teilen.«
Als hätte die Erwähnte hinter der Tür gewartet, betrat sie jetzt den Raum. Auf den ersten Blick weckte Kitty in mir die Erinnerung an Katherine, um ihren Mund lag der gleiche leichtfertige Zug. Ansonsten war sie ein hübsches, dralles Mädchen, kaum älter als ich selbst. Sie zwinkerte mir, wie es schien, verschwörerisch zu, so dass ich mich fragte, wie Kitty wohl mit der gestrengen Grace Mellyn zurechtkam.
»Kitty, das ist Lucille Hardy. Sie wird ab sofort hier arbeiten. Zeig ihr euer Zimmer, damit sie sich frisch machen kann. Ich erwarte euch in zehn Minuten wieder hier. Ist das klar?«
Kitty knickste.
»Selbstverständlich, Madam!«
Wir wandten uns zur Tür, doch Mrs. Mellyn rief mich noch einmal zurück.
»Eines muss ich gleich klarstellen, Lucille, ich dulde keine Männergeschichten! Weder hier in diesem Haus noch außerhalb. Sollte mir diesbezüglich etwas zu Ohren kommen, kannst du sofort deine Sachen packen.« Bevor ich antworten konnte, fiel ihr Blick auf mein rechtes Bein. »Aber ich denke, da brauche ich mir bei dir ohnehin keine Sorgen zu machen.«
Ich fühlte, wie mir die Röte in die Wangen schoss. Deutlich hatte mir ihr Blick zu verstehen gegeben, dass sie es für ausgeschlossen hielt, dass sich je ein Mann für mich interessieren würde. Warum sollte ich es ihr verübeln? Ich hielt es ja selbst für unmöglich.
Das Zimmer, das ich mir mit Kitty teilen sollte, lag im Kellergeschoss des Geschäftes und wurde über ein paar Stufen direkt von der Straße aus betreten. Durch das kleine Fenster fiel nur wenig Licht in den Raum, der zweckmäßig und ganz ohne Komfort eingerichtet war. Als Schlafstatt gab es nur ein Bett, das aber für zwei Menschen breit genug war. Außer einem Kleiderschrank, einem Tisch mit zwei Stühlen und einer wackligen Anrichte, auf der eine Waschschüssel stand, war kein Mobiliar vorhanden. Gekocht werden konnte auf einem gusseiserenen Herd in der Ecke. Trotzdem erschien es mir wie das Paradies auf Erden. Endlich hatte ich ein eigenes Reich! Nun ja, fast ein eigenes. Aber ein Zimmer mit nur einem anderen Menschen zu teilen war für mich ein Luxus, den ich niemals zuvor genossen hatte.
Rasch wusch ich mir die Hände und richtete mein Haar. Den Rest des Tages führte mich »Madam« in das Einnähen von Schweißbändern in die Hutkrempen ein. Nach zwei, drei Versuchen kam ich damit gut zurecht. Stolz bemerkte ich, wie Madam wohlwollend nickte.
»Mrs. Channing scheint nicht zu viel versprochen zu haben. Gut, du wirst genügend zu tun haben. Aber du wirst hier im Hinterzimmer arbeiten. Für die Kundschaft bin nur ich, in Ausnahmefällen auch Kitty, zuständig. Ich wünsche nicht, dass du dich vorne im Laden blicken lässt.«
Bitter nickte ich. Ich hatte keinen Zweifel daran, warum ich nicht in Erscheinung treten sollte. Wer wollte schon von einer hinkenden Verkäuferin bedient werden?
     
    Jahrelang an das Nähen gewöhnt, machte es mir nichts aus, den ganzen Tag über Stoffe und Hüte gebeugt zu arbeiten. Kitty und ich saßen bereits vor Sonnenaufgang im Hinterzimmer. Abends fiel ich todmüde ins Bett, so dass ich kaum Gelegenheit hatte, etwas mehr über meine Zimmergenossin zu erfahren. Während der Arbeit hatte Madam das Schwatzen streng untersagt. So vergingen die ersten Tage nahezu schweigsam, und dann war es Sonntag, der einzige freie Tag, den wir hatten. Für mich war es selbstverständlich, den Vormittagsgottesdienst zu besuchen. Während ich mich ankleidete, räkelte sich Kitty verschlafen im Bett.
»Gehst du nicht in die Kirche?«, fragte ich sie.
Sie antwortete mir mit einem verächtlichen Laut.
»Du meine Güte! Sonntag ist der einzige Tag, an dem ich ausschlafen und mich dem süßen Nichtstun hingeben kann! Da kann ich mir wirklich angenehmere Beschäftigungen vorstellen, als dem hirnlosen Geschwätz irgendeines Pfaffen zu folgen!«
Ich fragte Kitty nicht, was sie den Tag über vorhatte, und machte mich auf den Weg. Der Morgen war kalt, aber klar. Auf den Straßen herrschte noch nicht viel Betrieb. Automatisch lenkte ich meine Schritte in Richtung St. Mary-le-Bow, so wie ich es jahrelang getan hatte. Doch dann stockte ich und erblickte eine andere Kirche auf der

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