Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)
wesentlich schlechteren Karten hatte, da mir nicht einmal eine Heiratsurkunde meiner Eltern vorlag. Glenda MacGinny bestätigte, bei der Trauung anwesend gewesen zu sein. Ebenfalls stimmte sie der Aussage von Lady Ardwell zu, warum eine heimliche Zeremonie stattgefunden hatte. Ich fühlte mich von Minute zu Minute schlechter, und Übelkeit stieg von meinem Magen in die Kehle. Am meisten beschäftigte mich die Frage, warum Lady Fiona eine solche Aussage überhaupt vorbringen sollte, wenn sie nicht der Wahrheit entsprach. Es konnte nicht das Geld sein, das Cromdale House wert wahr. Verständnislos beobachtete ich Mr. Grampson, der seltsam zufrieden wirkte und immer wieder lächelte. In einer kurzen Pause, in der wir uns die Beine vertreten konnten, nahm er mich zur Seite.
»Jetzt machen Sie mal nicht so ein Gesicht. Die Sache ist noch nicht verloren!«
Ich sah ihn voller Zweifel an.
»Da bin ich mir nicht so sicher. Was kann ich denn jetzt noch tun?«
Der Anwalt rieb sich mit einem Ausdruck tiefster Zufriedenheit die Hände.
»Nun, ich habe meinen Beruf schließlich erlernt, oder? Ich kenne einen sehr guten Detektiv, der mir schon bei der Lösung einiger aussichtslos erscheinender Fälle geholfen hat. Der Mann hat etwas Ungeheuerliches in Erfahrung bringen können. Somit habe ich noch einen Trumpf im Ärmel. Warten Sie nur ab!«
»Und warum verraten Sie mir diesen nicht?«, fragte ich, erhielt jedoch keine Antwort, weil die Verhandlung fortgesetzt wurde.
Nun war es an Mr. Grampson, die Zeugen zu befragen. Zuerst wandte er sich an Lady Fiona:
»Wie erklären Sie es sich, dass Alexander MacHardy unmittelbar nach ihrer angeblichen Hochzeit in die britische Armee eintrat? Als einziger Sohn und Erbe von Cromdale hatte er keinen Grund, Schottland zu verlassen. Im Gegenteil! Es erwartete ihn ein Leben in angenehmer Sorglosigkeit, besonders, da ihm durch eine Ehe mit Ihnen eine beachtliche Mitgift zugeflossen wäre.«
In Lady Fionas Gesicht zuckte es triumphierend auf.
»Eben darum hat er mich verlassen! Ich habe ihn aus Liebe geheiratet, doch dann musste ich feststellen, dass er nur mein Geld wollte. Geld, um das marode Cromdale House instand setzen zu lassen. Darum weigerten sich meine Eltern, auch nur einen Penny zu zahlen.« Ich schluckte und kämpfte mit den Tränen. Diese Aussage klang so logisch und glaubhaft, dass ich nun endgültig die Sache für verloren sah. Mr. Grampson hatte augenscheinlich versagt. »Aus diesem Grund habe ich auch nie den Namen MacHardy getragen«, fuhr Lady Fiona fort. Ihre Lippen begannen zu zittern, eine Träne rann über ihre Wange. »Ich wollte nicht länger mit einem Mann verbunden sein, der meine Gefühle dermaßen mit Füßen getreten und mich verletzt hatte, aber wir wurden niemals geschieden.«
Trotz dieses Bekentnisses war Mr. Grampson von einer unerschütterlichen Ruhe. Er wanderte langsam, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, im Raum auf und ab.
»Selten habe ich eine rührendere Geschichte gehört, Lady Ardwell. Vielleicht sollten Sie Romanschriftstellerin werden, immer mehr Frauen schreiben romantische Bücher. Glaubhaft sind Ihre Aussagen schon.« Diese Bemerkung brachte ihm einen Lacher von Harrison ein, der mir gleich darauf verschmitzt zublinzelte. Ich wandte den Kopf ab. Mr. Grampson entließ Lady Fiona und befragte nun Glenda MacGinny. Dabei stützte er sich auf die Tatsache, dass sie gewusst haben musste, dass ich nicht die rechtmäßige Erbin sein konnte.
»Dennoch haben Sie Lady MacHardy gegenüber nichts dergleichen verlauten lassen. Auch nicht, als ich in Cromdale House war. Warum nicht, Mrs. MacGinny?«
»Ich hatte es vergessen.«
»Ah, vergessen? Sie vergessen einfach, dass der Mann, den Sie jahrelang gepflegt haben, eine Schwiegertochter hat? Sie vergessen, als Zeugin einer Trauung beigewohnt zu haben, die für das Fortbestehen von Cromdale von äußerster Wichtigkeit ist? Das, meine liebe Mrs. MacGinny, kann ich Ihnen nicht glauben.«
Erbost sprang Glenda auf.
»Ich bin nicht mehr die Jüngste! Wissen Sie überhaupt, wie viel Arbeit es bedeutet, einen solchen Haushalt zu führen?«
Mr. Brigsley war dem Wortwechsel bisher stumm gefolgt. Jetzt sagte er:
»In der Tat erscheint mir dieses Verhalten etwas verwunderlich. Spätestens nach dem Tod des Lairds hätten Sie oder auch Sie, Lady Ardwell, sich mit den zuständigen Behören in Verbindung setzen sollen!«
Ich sah, wie Mr. Grampsons Gesicht eine tiefe Zufriedenheit ausdrückte. Aufmunternd lächelte er mir
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