Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)
Vater auf Wunsch Fitzroys hätte heiraten sollen! Hätte heiraten sollen ...
»Das ist ja kompletter Blödsinn«, rief ich. »Mein Vater war mit meiner Mutter verheiratet!« Ich widerstand der Versuchung, dieser aufgeblasenen Lady ins Gesicht zu sagen, dass Alexander sie nicht hatte haben wollen.
Lady Fionas Augen verengten sich zu Schlitzen.
»Die Ehe wurde auf beiderseitigen Wunsch geschlossen, Miss MacHardy. Sehen Sie auf das Datum!«
Widerwillig nahm ich das Dokument auf und studierte es. Tatsächlich wurde darin die kirchliche Trauung von Alexander MacHardy mit Fiona Ardwell bestätigt und war von zwei Zeugen unterzeichnet. Bei dem einen Zeugen handelte es sich um Glenda MacGinny, der andere Name war mir unbekannt. Als Datum war der 27. Juli 1874 eingetragen.
»Das ist unmöglich!« Als hätte ich glühendes Eisen in der Hand, warf ich das Blatt auf den Tisch.
Lady Fionas Mundwinkel hoben sich höhnisch.
»Es ist nun mal Tatsache, dass Alexander und ich rechtskräftig verheiratet waren. Und da er schon eine Frau hatte, hat er sich mit einer erneuten Heirat der Bigamie schuldig gemacht. Dass die Verbindung mit Ihrer Mutter ungültig ist, versteht sich von selbst.«
»Und Sie sind nichts weiter als ein Bastard!«, unterbrach Glenda mit schriller Stimme. »Ein Bastard, der kein Anrecht auf irgendein Erbe hat.«
Jetzt wurde mir klar, worauf die ganze Farce hinauslief. Keinen Moment lang glaubte ich an die Richtigkeit der Behauptungen, mochten auch noch zehn weitere Heiratsurkunden existieren. Mein Vater hätte so etwas niemals getan! Woher willst du das wissen?, flüsterte eine Stimme in meinem Hinterkopf. Du hast ihn schließlich nicht gekannt. Ich verdrängte die Stimme, denn mir war etwas anderes aufgefallen.
»Lady Ardwell«, sagte ich, wobei ich ihren Namen betonte, »wenn Sie wirklich mit meinem Vater verheiratet waren, warum tragen Sie denn nicht seinen Namen und leben hier auf Cromdale?«
Kein Zucken in ihrem Gesicht verriet eine Regung.
»Weil ich die Schande, als er Schottland und mich verließ, beinahe nicht ertragen konnte. Schließlich hatte er mir vor Gott ewige Treue geschworen. Nein, den Namen eines solchen Mannes wollte ich nicht länger tragen. Aber unsere Ehe ist niemals geschieden worden.«
Verwirrt ließ ich mich auf den nächsten Hocker sinken. Bohrende Kopfschmerzen breiteten sich von meinem Nacken über den Hinterkopf bis hinauf zur Schädeldecke aus. Das konnte nicht wahr sein, durfte nicht wahr sein!
In einem hatte Lady Fiona Recht: Wenn sie und Alexander MacHardy tatsächlich rechtskräftig getraut worden waren, dann hatte ich jeglichen Anspruch auf das Erbe der MacHardys verloren. Lady Fiona war dann diejenige, der alles zustand. Dennoch weigerte sich mein Verstand, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Dabei ging es mir weniger um den Besitz, auch wenn ich schon längst mein Herz an die baufällige Burg und das wundervolle Land ringsherum verloren hatte. Nein, hier ging es um das Prinzip! Seit dem Tag meiner Ankunft hatten Glenda und Harrison MacGinny alles getan, mich wieder loszuwerden. Jetzt warteten sie mit dieser haarsträubenden Geschichte auf. Ich lehnte mich vor und blickte Glenda fest in die Augen. Sie erwiderte meinen Blick voller Verachtung, als ich sagte:
»Was haben Sie davon, Mrs. MacGinny? Ich dachte bisher, Sie und Ihr Sohn wollten Cromdale besitzen? Offenbar sind Sie bereit, das Haus mit Lady Ardwell zu teilen. Oder haben Sie ...«, ich drehte mich zu Lady Fiona, »... den beiden versprochen, dass sie hier ungestört schalten und walten können? Wie ich hörte, verfügen Sie selbst über ein großes Vermögen, welchen Vorteil ziehen Sie dabei aus der Sache?«
Die blasierte Lady schnappte hörbar nach Luft, auf ihren Wangen zeigten sich hektische rote Flecke.
»Diese Unterstellung ist unerhört! Ich – die ihre Ahnenreihe bis zum Hause der Plantagenets zurückverfolgen kann – muss mir eine solche Unverschämtheit von einem hergelaufenen jungen Ding nicht anhören!«
Es überraschte mich nicht, dass just in diesem Moment Harrison eintrat. Auch er zeigte sich über die Diskussion nicht sonderlich erstaunt, wahrscheinlich war er in den perfiden Plan eingeweiht. Mit seiner tiefen Stimme sagte er bestimmt:
»Meine Damen! Beruhigen Sie sich! Ich schlage vor, dass wir diesen Anwalt aus Inverness ... Wie war doch gleich sein Name?«
»Grampson«, presste ich hervor.
»Also, Grampson ... Wir sollten ihn benachrichtigen. Er wird wissen, was zu tun ist.«
Täuschte ich mich,
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