Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)
Plan überredete. Wenn sie, Lady Fiona, sich weigerte mitzumachen, würde Glenda jedem von der Affäre und der Schwangerschaft erzählen. Dermaßen erpresst, erklärte Lady Fiona, dass sie und Alexander MacHardy verheiratet waren. Glenda MacGinny hatte die entsprechende gefälschte Urkunde besorgt und auch den Eintrag ins Register bewirkt. Wie ihr das gelungen war, wusste Lady Fiona nicht.
Als Lady Fiona geendet hatte, brach sie weinend zusammen. Trotz allem, was sie mir angetan hatte, fühlte ich Mitleid mit ihr. Während ihrer letzten Worte war Harrison aufgestanden und hatte den Saal ebenfalls verlassen. Wieder zeigte sich in seinem Gesicht keine Regung. Am liebsten wäre ich aufgesprungen und ihm nachgelaufen. Aber was hätte ich ihm sagen sollen? Dass seine Mutter eine Erpresserin, Betrügerin und Urkundenfälscherin war? Damit würde sich das Gericht beschäftigen. Am Urteilsspruch gab es nun keinen Zweifel mehr. Mr. Grampson drückte meine Hand, als der Richter verkündete:
»Es ergeht im Namen des Volkes und der britischen Krone folgender Beschluss: Das Anwesen Cromdale House mit all seinen festen und beweglichen Gütern ist alleiniger Besitz von Lady Lucille MacHardy. Gegen Lady Fiona Ardwell wird ein Verfahren wegen Falschaussage und Irreführung der Gerichtsbarkeit, gegen Glenda MacGinny wegen gleicher Vorwürfe und zusätzlich diverser anderer Straftaten eingeleitet. Damit ist die Verhandlung geschlossen.«
Da es bereits gegen Abend war, verbrachte ich die Nacht in dem mir bekannten Hotel in Inverness. Es wunderte mich nicht, dass auch Harrison dort abgestiegen war. Schweigend setzte er sich zu mir an den Tisch. Unwillkürlich musste ich an unsere erste Begegnung hier denken. Was war seitdem alles geschehen! Bevor ich reagieren konnte, ergriff er meine Hand.
»Es tut mir unsäglich Leid, Lucille.«
Selten hatte ich seine Stimme so weich, so sanft gehört. Die eisblauen Augen sahen mich offen an, so dass ich Harrison glaubte. Obwohl seine Hand auf der meinen brannte, entzog ich sie ihm nicht.
»Wie geht es Ihrer Mutter?«, fragte ich schließlich.
»Sie ist oben in ihrem Zimmer und bedauert sehr, was sie getan hat. Lucille, sie tat es einzig aus Liebe zu mir! Das müssen Sie ihr glauben. Ich bin ihr einziger Sohn, sie würde alles für mich tun. Auch wenn es weder moralisch noch gesetzlich richtig ist«, fügte er nach einer Pause hinzu. »Werden Sie ihr verzeihen?«
Ich wusste, dass ich Glenda nun nicht länger unter meinem Dach dulden konnte. Möglicherweise drohte ihr eine Gefängnisstrafe, im besten Fall käme sie mit der Zahlung einer größeren Summe davon. Woher sie allerdings das Geld nehmen wollte, wusste ich nicht. Da fiel mir schlagartig Harrisons Angebot, Cromdale zu kaufen, ein. Offenbar verfügte er über Geld, viel Geld. Bei dem Gedanken rutschte ich ruckartig ein Stück von ihm fort. Mein Gesicht verfinsterte sich.
»Es liegt mir fern, so etwas wie Genugtuung gegenüber Ihrer Mutter zu empfinden, Mr. MacGinny«, sagte ich kühl und vermied es, in seine Augen zu schauen. »Aber seit meiner Ankunft hat Glenda keinen Tag verstreichen lassen, an dem sie mir nicht ihre Ablehnung gezeigt hat. Mir selbst wäre an einem guten Auskommen gelegen, allerdings sehe ich keine Möglichkeit, dass sich ein solches mit Ihrer Mutter bewerkstelligen lässt.«
»Dann möchten Sie also, dass wir Cromdale verlassen?«
Wir! Er hatte »wir« gesagt! Ein scharfer Schmerz durchfuhr mich. Was hatte ich erwartet? Dass Harrison seine Mutter in eine ungewisse Zukunft schicken würde? Nein, wenn ich wollte, dass Glenda das Haus verließ, würde ich auch Harrison verlieren. Und ich wusste nur zu gut, dass es nicht nur an seiner Tätigkeit als Verwalter lag, dass die Vorstellung mir alles andere als angenehm war.
Ich stand auf.
»Ich bin müde und gehe jetzt schlafen. Wir werden sehen, wie sich alles Weitere gestaltet. Auf jeden Fall brauche ich ein paar Tage, um in Ruhe über alles nachzudenken.«
In diesem Moment sehnte ich mich nach James mit seiner ruhigen, ausgeglichenen Art. Ich würde die Grindles so bald wie möglich aufsuchen und sie um Rat fragen. Obwohl ich genau wusste, dass besonders James mir dazu raten würde, die MacGinnys noch am gleichen Tag aus dem Haus zu weisen.
Wie zu erwarten, reagierte Mrs. Grindle auf die neusten Nachrichten höchst erfreut. Sie presste mich so fest an ihre ausladende Brust, dass mir beinahe die Luft wegblieb.
»Und jetzt werfen Sie dieses Pack umgehend hinaus«, sagte sie
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