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Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)

Titel: Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Michéle
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oder zwinkerte mir Harrison tatsächlich zu? Um seine Lippen spielte ein spöttisches Lächeln, trotzdem vermittelte er mir das Gefühl, auf meiner Seite zu stehen. In diesem Augenblick flog mein Herz ihm zu, doch Harrison MacGinny besaß die Angewohnheit, jegliche Sympathie meinerseits gleich wieder zu zerstören, was er mit seinen nächsten Worten gründlich tat:
»So lange, Lady Ardwell, sind Sie selbstverständlich unser Gast in Cromdale. Bitte, fühlen Sie sich hier wie zu Hause.«
Grimmig drehte ich mich um und stürmte zur Tür. Es war weniger die Tatsache, dass ich diese hochmütige Frau im Haus würde ertragen müssen, sondern vielmehr, wie Harrison die Einladung überbracht hatte. »Unser Gast« hatte er in einer Art und Weise gesagt, als sei er hier der Herr! An der Tür rief ich über die Schulter zurück:
»Ich schicke noch heute den Stallburschen nach Inverness«, dann kostete es mich eine gehörige Portion Beherrschung, die Tür nicht heftig hinter mir ins Schloss zu werfen. In meinem Zimmer schrieb ich ein paar Zeilen, dann ging ich in den Stall. Jason, der Bursche, den ich notwendigerweise letzte Woche eingestellt hatte, lümmelte gelangweilt auf ein paar Strohballen, sprang aber sofort auf, als er mich sah. Ich gab ihm den Brief.
»Du reitest sofort nach Inverness und übergibst diesen Brief nur Mr. Grampson persönlich, hörst du? Niemand anderem! Ist das klar?«
»Ja, Mylady! Aber wenn ich jetzt aufbreche, dann werde ich die Stadt mitten in der Nacht erreichen«, gab er zu bedenken.
»Das ist völlig gleichgültig! Dann weckst du den Anwalt eben auf. Sollte er aus irgendwelchen Gründen nicht zu Hause sein, dann wartest du vor seiner Tür, bis er kommt. Wage es nicht, dich auch nur einen Meter fortzubewegen, bevor du ihm nicht den Brief gegeben hast!« Ich war über meine bestimmende Art, Befehle zu erteilen, selbst erstaunt. Offenbar lebte ich mich in die Rolle einer Herrin immer mehr ein. »Du hast noch zehn Minuten Zeit, um dir von Mrs. Anderson etwas zu essen und zu trinken mitzunehmen«, fügte ich hinzu.
In meinem Zimmer legte ich mich mit den Kleidern aufs Bett. Eine tiefe Traurigkeit erfüllte mich. Seit dem Besuch des verwachsenen Mr. Kinnley in London war mein Leben völlig aus den Fugen geraten. Gerade, als ich glaubte, in Cromdale einen Platz gefunden zu haben, an dem ich glücklich sein konnte, wurde dieser wieder bedroht. Es stand für mich außer Zweifel, dass von den Behauptungen Lady Ardwells kein Wort der Wahrheit entsprach. Allerdings wusste ich nicht, wie ich das Gegenteil beweisen sollte. Mr. Grampson hatte jedoch das volle Vertrauen meines Großvaters besessen, somit vertraute auch ich ihm. Er würde einen Ausweg aus dieser Intrige finden, und danach wollte ich als Erstes die MacGinnys zum Teufel schicken ... Entsetzt bemerkte ich, wie mir eine Träne über die Wange lief. Ich weinte nicht um Glenda MacGinny. Obwohl sie zweifellos eine gute Haushälterin war – auf ihre Anwesenheit konnte ich getrost verzichten. Aber es wollte mir nicht gelingen, mir Cromdale House ohne Harrison vorzustellen. Er gehörte zu diesem Haus, wie das Haus zu ihm gehörte. Wenn er ein Zimmer betrat, dann spürte man sofort seine Autorität, seine Überlegenheit, ganz so, als sei er der Herr. Bevor ich in einen unruhigen Schlummer fiel, wusste ich, dass ein Leben in Cromdale ohne Harrison schrecklich öde und trostlos sein würde.

5. KAPITEL
    Für jemanden, der einundzwanzig Jahre lang ein unbescholtenes Leben ohne große Aufregungen verlebt hat, ist der Gedanke an eine Gerichtsverhandlung etwas Schreckliches, auch wenn es sich bei dem Gericht lediglich um einen nüchternen Nebenraum im Rathaus von Inverness handelte. Größere Fälle wurden in Aberdeen, ganz wichtige Angelegenheiten sogar in Edinburgh verhandelt. Doch der ehrenwerte Richter Mr. Brigsley, ein älterer Herr von kleiner, gedrungener Gestalt, übte auf mich so viel Autorität aus, dass ich beinahe vor Ehrfurcht zitterte. Daran konnte auch die Tatsache, dass ihm die weißgepuderte Perücke ständig über die Augen rutschte, nichts ändern. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Harrison grinste, wenn der Richter die ihm offenbar zu große Perücke ständig an ihren Platz zurückschob. Es gab keine Geschworenen, dazu war mein »Fall« zu unwichtig. Unwichtig! Diese Meinung konnte ich nun ganz und gar nicht teilen, denn für mich ging es darum, ob ich den einzigen Platz, der in meinem Leben jemals mein Heim gewesen war, verlieren sollte.
Mr.

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