Der Schatz in den Highlands: Eine Liebesgeschichte im Schottland des 19. Jahrhunderts (Love and Passion) (German Edition)
Grampson hatte nach dem Studium der Heiratsurkunde von Fiona Ardwell bedenklich den Kopf gewiegt.
»Diese Hochzeit müsste Fitzroy MacHardy doch bekannt gewesen sein«, hatte er sofort richtig erkannt. »Warum in aller Welt sollte der alte Fuchs dann die Tatsache, dass sein einziger Sohn bereits verheiratet war, völlig ignorieren und Sie als seine Erbin einsetzen?«
Nach stundenlangen Gesprächen mit Lady Fiona, bei denen natürlich Glenda MacGinny ständig anwesend war, hatte Mr. Grampson keinen anderen Weg gesehen, als den Erbanspruch endgültig vor Gericht klären zu lassen. So saß ich also in dem kleinen, zugigen Raum und schmiegte mich fröstelnd in mein Plaid. Das Wetter passte zu meiner Stimmung: grau, düster und regnerisch. Der Himmel wechselte hier in Schottland so schnell sein Aussehen wie Harrison seine Stimmungen. Der Anwalt hatte mir zwar Hoffnungen gemacht, den Prozess zu gewinnen, aber in mir blieb ein Gefühl absoluter Verlorenheit. James Grindle hatte angeboten, mich zu der Verhandlung zu begleiten, doch ich hatte abgelehnt. Ich wollte die Geduld der Grindles nicht überstrapazieren, indem ich mein Herz ständig bei ihnen ausschüttete, obwohl Mrs. Grindle vor Entsetzen die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hatte, als sie von der ungeheuerlichen Sache gehört hatte.
»Niemals war Alexander mit Lady Fiona verheiratet! Von einer solchen Vermählung hätte der ganze Landstrich erfahren, aber selbst wir als Nachbarn wissen davon nichts. Es ist eine infame Lüge!«
Der Richter begann nun, Lady Fiona Ardwell zu befragen. Nach Feststellung ihrer persönlichen Daten kam er auf die Trauung an sich zu sprechen.
»Lady Ardwell, können Sie dem Gericht erklären, warum die Trauung mit Alexander MacHardy heimlich vollzogen wurde? Nach Ihrer Schilderung waren nur die beiden Trauzeugen und der Priester selbst anwesend. Es verwundert mich doch sehr, dass weder Ihre Eltern noch der Vater des Bräutigams der Zeremonie beiwohnten, zumal es sich jeweils um angesehene Familien des Hochlands handelt.«
Lady Fiona zögerte mit ihrer Antwort keinen Augenblick.
»Das kann ich Ihnen erklären, Euer Ehren. Alexander und ich waren so verliebt, dass wir das ganze Brimborium einer Heirat, wie sie in unseren Kreisen üblich ist, nicht haben wollten. Wir wollten so schnell wie möglich heiraten, um endlich für immer beisammen sein zu können. Das werden Sie sicher verstehen, Euer Ehren. Sie kennen doch bestimmt das wunderbare Gefühl der bedingungslosen Liebe, oder?«
»Das tut hier nichts zur Sache, Mylady«, brummte Mr. Brigsley und schob seine Perücke wieder hoch. »Es mutet mich trotzdem seltsam an, dass niemand in der ganzen Umgebung von dieser Eheschließung eine Ahnung hatte, und das über zwanzig Jahre lang!«
An diesem Punkt meldete sich Mr. Grampson zu Wort, das ihm auch erteilt wurde:
»Euer Ehren, ich gebe zu bedenken, dass sowohl der Priester als auch der eine Trauzeuge zwischenzeitlich verstorben sind und nicht mehr befragt werden können. Wie praktisch für die Gegenpartei! Einzige Zeugin ist die Haushälterin Glenda MacGinny. Und deren Wort wage ich in Zweifel zu ziehen. Es ist allgemein bekannt, dass sie meiner Mandantin ablehnend gegenübersteht.«
»Hm ...« Der Richter wiegte seinen Kopf und blätterte in diversen Unterlagen. »Ich stimme Ihnen in dem Punkt zu, dass es bedauerlich ist, keine weiteren Zeugen zu haben. Allerdings fand ich bisher keinen Beweis, dass die mir vorliegende Urkunde eine Fälschung ist. Zudem ist die Eheschließung im Zentralregister von Grantown-on-Spey ordnungsgemäß eingetragen.«
»Das ist eine Fälschung! Lady Ardwell muss jemanden bestochen haben!« Voller Empörung war ich aufgesprungen und blitzte den Richter wütend an. Mr. Grampson legte seine Hand auf meinen Arm und drückte mich auf den Stuhl zurück.
»Bitte, lassen Sie mich sprechen«, raunte er mir zu. »Sie könnten sonst etwas verderben.«
Tatsächlich war mein Gefühlsausbruch bei Mr. Brigsley nicht gut angekommen.
»Das sind schwer wiegende Beschuldigungen, die Sie vorbringen, Lady MacHardy. Verfügen Sie über Beweise für den Tatbestand einer Bestechung?«
Glutrot im Gesicht, musste ich verneinen. Lady Fiona lächelte mich spöttisch und überlegen an, auch auf Glendas Zügen lag Siegesgewissheit. Einzig in Harrisons Gesicht konnte ich keinerlei Regung erkennen, und er mied meinen Blick.
Die folgende Stunde drehten wir uns im Kreis. Es lief immer auf dasselbe hinaus: Aussage gegen Aussage, wobei ich die
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