Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schatz von Blackhope Hall

Der Schatz von Blackhope Hall

Titel: Der Schatz von Blackhope Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Candace Camp
Vom Netzwerk:
einen Brandy vertragen", meinte Stephen und führte sie in sein Arbeitszimmer. Nachdem er die Tür geschlossen hatte, entzündete er die Wandleuchten und die Schreibtischlampe. Olivia sank in einen Sessel. Voller Unbehagen schaute sie Stephen zu, der eine Flasche Brandy aus seinem Barschrank nahm und zwei Schwenker füllte. Als er ihr eines der Gläser reichte, protestierte sie: "Noch nie habe ich …"
    "In einer solchen Nacht darf man gegen gewisse Regeln verstoßen", fiel er ihr ins Wort. "Trink das."
    In der Tat – sie brauchte etwas, das ihre Nerven besänftigte. Und so nippte sie an ihrem Brandy. Die Flüssigkeit brannte in ihrem Mund und in der Kehle, Tränen stiegen in ihre Augen, und sie rang nach Luft. Aber danach fühlte sie sich etwas besser.
    An die Schreibtischkante gelehnt, genehmigte sich Stephen einen großen Schluck. "Würdest du mir erklären, was wir vorhin gesehen haben?"
    "Eine Frau, die aus dem Nichts kam." Zu ihrer Erleichterung konnte sie in ruhigem, normalem Ton sprechen. "Dann ging sie an uns vorbei und durch eine Wand."
    "Damit bringst du die Angelegenheit auf den Punkt. War das einer von Madame Valenskayas Tricks?"
    "Oh, Babington!" Plötzlich fiel ihr wieder ein, was sie eigentlich geplant hatten. "Wir wollten ihm folgen."
    "Den habe ich über dieser seltsamen Erscheinung ganz vergessen. Jetzt werden wir ihn nicht mehr finden."
    "Wohl kaum. Morgen soll Tom Mr. Babingtons Zimmer durchsuchen. Warten wir ab, was er entdecken wird …" Seufzend dachte sie über Stephens Frage nach. Konnte Madame Valenskaya für den Spuk in der Halle verantwortlich sein?
    Die Frau war noch unheimlicher gewesen als der Mönch im Garten – weder durchsichtig noch substanziell, und sie hatte mühelos eine feste Wand durchquert.
    "Was wir vorhin mit ansahen – wie man so etwas inszenieren könnte, ist mir schleierhaft", gab sie zu und nahm noch einen Schluck Brandy. "Einmal habe ich ein Medium beobachtet, das mit einem phosphoreszierenden Schleier über dem Kopf durch ein dunkles Zimmer ging und einen Geist spielte. Damit lässt sich das Ereignis in der Halle nicht vergleichen. Ein richtiger Mensch, scheinbar aus Fleisch und Blut, ging durch eine Wand! Mit welchem Trick sollte man ein solches Täuschungsmanöver erzielen?"
    Was noch bizarrer gewesen war, erwähnte sie nicht. Die Vision hatte genauso ausgesehen wie jene Frau vor dem Kaminfeuer in Olivias Traum, von ihrem Liebhaber Alys genannt. Davon wollte sie Stephen nichts erzählen, sonst würde er sie für wahnsinnig halten. Aber es gab keinen Zweifel, es war ein und dieselbe Frau. Diesmal hatte sie eine andere Tunika getragen, dunkelrot, mit einem goldenen Unterkleid, und das blonde Haar unter einem Schleier verborgen. Doch die Augen und die Gesichtszüge, die kleine, zierliche Gestalt – genau wie die Frau im Traum.
    Unmöglich. Man träumte nicht von einer Unbekannten und sah sie einen Tag später durch eine Wand gehen. Anfangs hatte Olivia geglaubt, die Frau würde tatsächlich vor dem Kamin sitzen, und erst später erkannt, dass sie geträumt haben musste. Dies alles erweckte ein Unbehagen, das sie nicht in Worte fassen konnte. Hätte Stephen die Erscheinung nicht auch erblickt, würde sie befürchten, sie wäre verrückt geworden.
    "Wäre es denkbar …?" begann er und verstummte unsicher.
    "Sprich nur weiter. Was du sagen willst, ist sicher nicht fantastischer als unser Erlebnis in der Halle."
    "Da hast du Recht. Gerade habe ich mir überlegt … Wäre ein erfahrener Hypnotiseur fähig, den Leuten vorzugaukeln, sie würden etwas sehen, das gar nicht existiert? Über solche Dinge habe ich merkwürdige Geschichten gehört."
    Fasziniert von diesem Gedanken, richtete sich Olivia auf. "Ich bin mir nicht sicher. Eine Zeit lang habe ich mich mit Hypnose befasst, ein sehr interessantes Thema. Es ist möglich, eine Person in einen halb bewussten Zustand zu versetzen – zum Beispiel, um sie von Schmerzen zu befreien. Das habe ich selbst erlebt. Aber ich kenne keinen Fall, in dem Menschen veranlasst wurden, eigenartige Dinge zu tun, an die sie sich später nicht erinnern. Als mich ein Hypnotiseur in Trance versetzte, hörte ich stets, was er sagte. Darüber wusste ich auch nachher Bescheid. Aber es wird behauptet, man könne einer Person suggerieren, dies oder jenes zu tun – obwohl sie nicht weiß, warum. Wenn das stimmt …"
    Stephen schnitt eine Grimasse. "Wie absurd das klingt …"
    "Nicht absurder als jemand, der durch eine Wand geht. Falls die Vision

Weitere Kostenlose Bücher