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Der Schatz von Dongo

Der Schatz von Dongo

Titel: Der Schatz von Dongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.E. Hotchner
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ehemaliger
Novize, war ein griesgrämiger, verbitterter Mann, der ebenfalls mit den
Partisanen gekämpft hatte und dabei schwer verwundet worden war. Er
nahm es Arnoldo sehr übel, daß er für die Alliierte Kommission
arbeitete, denn er war der Ansicht, der Schatz gehöre rechtmäßig den
Partisanen und der neuen Regierung.
    Wir wurden gute Freunde, Arnoldo und ich, und hatten bei
unserer Arbeit schöne Erfolge. Immer mehr Informationen sammelten sich
an – Informationen, die einander oft widersprachen, die wir
wie bei einem Puzzlespiel mühsam zusammensetzen mußten, die aber immer
wieder auf Luigi Hoffmann, den Schweizer, hinwiesen. Hoffmann hatte in
einer Luxusvilla am Stadtrand gewohnt. Die Polizei erklärte uns, das
Haus sei gründlich durchsucht worden – Hoffmann selber war
verschwunden –, man habe aber außer persönlichen Gegenständen
nichts Wichtiges finden können. Trotzdem ließen Arnoldo und ich uns
nicht abschrecken und suchten Tag um Tag weiter: im Garten, auf den
Balkonen, in allen drei Stockwerken des Hauses und dann, am Nachmittag
des dritten Tages, im Keller. Der Keller war sauber und aufgeräumt und
enthielt augenscheinlich nichts als ein Weinregal, das fast die ganze
Wand einnahm. Zur damaligen Zeit war eine einzige Flasche guten Weines
eine Rarität, hier aber hatten wir eine ganze Stellage der
exquisitesten Gewächse vor uns. Als wir sie näher inspizieren wollten,
rutschte uns eine Flasche aus der Hand, fiel hin und zerbrach. Wir
hockten uns nieder, um die Scherben aufzusammeln, und sahen auf einmal
auf dem Boden Abdrücke – symmetrisch gezogene Striche, die von
vor- und zurückbewegten Rollfüßen stammen mußten. Und so brauchten wir
nur noch nach dem Mechanismus zu suchen, durch den die Regale mühelos
aus ihrer Halterung gelöst werden konnten. Dahinter lag ein begehbarer
Wandsafe mit kompliziertem Verschluß. Hier brauchten wir also
fachmännische Hilfe, die uns in Gestalt zweier Experten auch sofort aus
Mailand versprochen wurde. Wir rührten uns nicht aus dem Keller, bis
die beiden Männer eintrafen.
    Im Safe fanden wir eine Menge Zeug, das Hoffmann gehörte, und
mindestens ebensoviel, das nicht sein Eigentum war –
wenigstens nicht rechtmäßig: die drei Säcke mit Eheringen und anderen
Goldgegenständen, die der Fischer aus dem Mera Fluß geholt hatte, eine
mit Samt ausgeschlagene Schatulle mit zweiundzwanzig Kronjuwelen,
mehrere hölzerne Munitionskisten mit insgesamt dreiunddreißig Millionen
Lire in sauber gebündelten Tausend-Lire-Scheinen. Von den Goldsäcken
und Kronjuwelen waren wir natürlich unterrichtet, die Kisten mit den
neuen Lire jedoch gaben uns Rätsel auf – bis Arnoldo die
Geschichte in seiner ruhigen, Vertrauen erweckenden Art aus Hoffmanns
Gärtner herausholte, einem alten, aber immer noch kräftigen, sich
aufrecht haltenden Mann, dessen Liebe zu Mussolini durch die
vorhergehenden Ereignisse in keiner Weise beeinträchtigt worden war.
Nach dessen Aussage hatte Hoffmann Besuch von einem Partisanen
bekommen, dem er vertraulich – aber immerhin laut genug für
die Ohren des Gärtners – erzählte, zwei Offiziere der
deutschen Wagenkolonne, die aus Como kam, hätten ihn aufgesucht, weil
sie ihn flüchtig aus seiner Zeit in Bremen kannten. Sie brachten ein
paar Koffer voll neuer Tausend-Lire-Scheine mit – insgesamt
dreiunddreißig Millionen – und boten Hoffmann ein Drittel
davon, falls er sich bereit erklärte, die anderen zwei Drittel den
italienischen Freundinnen der beiden zu überbringen, von denen die eine
in Bologna, die andere in Montecatini lebte. Hoffmann sagte
bereitwillig zu, doch ohne natürlich auch nur die geringste Absicht zu
haben, das Geld je wieder aus der Hand zu geben.
    Indem wir einen Teil des Orgelwerks entfernten – das
Instrument funktionierte ohnehin nicht mehr – konnten wir in
der entstandenen Höhlung den gesamten neuen Schatz unterbringen.
Vorsichtshalber ließen wir so viel von dem Mechanismus zurück, daß
alles gut abgedeckt war. Mit einem vorher vereinbarten Code
unterrichteten wir Middlekey von unserem Fund und baten Mailand, so
bald wie möglich einen gepanzerten Wagen zum Abholen des Schatzes zu
schicken. Soweit wir wußten, ahnte kein Ortsansässiger etwas von
unserem Fund.
    Am selben Abend, es dämmerte schon, erschien ein Junge an der
Tür unserer Villa, der eine Nachricht brachte. Ich mußte den Zettel bei
meinem Prozeß abgeben, aber ich erinnere mich nur allzu genau an den
Inhalt:
    »Was Sie in

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