Der Schatz von Dongo
Schweißausbruch vor oder nach meiner Impotenz
auftrat. Mein ganzer Körper war geladen von Begierde, gespannt vor
Sehnsucht nach Iris, die nackt noch schöner war, als ich sie mir
vorgestellt hatte, ganz und gar erfüllt von herrlichem Leben: und nur
diese eine, unerklärliche Leblosigkeit. Und dann die Panik, die
wachsende Panik, so wild, wie ich sie niemals zuvor in meinem Leben
erfahren hatte.
Und sie gab noch mehr, wollte helfen, stieß kleine, wimmernde
Laute aus, während sie verkrampft versuchte, es zu Ende zu bringen.
Aber nur immer weiter dieses Nichts, Nichts, Nichts, bis sie sich
endlich geschlagen gab. Sie schob mich von sich, glitt unter mir
hervor, ihr Körper naß von dem meinen, aber die einzige Nässe mein
Schweiß, und begann zu schluchzen. Die Panik verwandelte sich in
Depression, ich grub den Kopf in die Bettdecke und wäre am liebsten
erstickt.
Zwischen den Schluchzern hörte ich geflüsterte Worte, kaum zu
verstehen:
»Du findest mich nicht schön genug. Warum nur,
warum … Verstehst du denn nicht, wie wichtig das für mich ist?
Ich habe diese fixe Idee … schon als Kind … Das kommt
durch meinen Ekel von Vater, glaube ich. Er hat mich verabscheut, weil
ich ihn alt machte, oder ihm die Hurerei verpatzte, oder was weiß ich,
aber er nannte mich immer häßliches Früchtchen – ein hübscher
Kosename für mich, nicht wahr? Mrs. Klemp, bringen Sie das häßliche
Früchtchen nach oben oder in den Garten oder ins Kino oder …
oder … oder … Nehmen Sie sie, Mrs. Klemp, nehmen Sie
sie … Niemand wollte mich, verstehst du?
Und das geht so durch meine ganze Kindheit, immer dieses
Abgeschoben-Werden, das setzt sich immer tiefer in einem fest. Das ist
bei mir das Problem … Ich kann einfach
nicht glauben, daß mich ein Mann wirklich begehrt … Es spielt
gar keine Rolle, wie ich jetzt aussehe, hübsch oder nicht hübsch, es
ist einfach … Verdammt! Die Männer, die mich wirklich
wollten … wirklich … Und bei den wenigen
Gelegenheiten, wo ich es mit ihnen versuchte, habe ich nie etwas
empfunden. Ich hatte das Gefühl, daß sie mich benutzten, statt mich richtig zu wollen oder etwas geben zu wollen oder, verdammt
noch mal, etwas zu fühlen. Nichts als ihr eigenes
Vergnügen, und das nennen sie dann Liebe. Ich … ich habe immer
nur das Gefühl gehabt, benutzt zu werden. O nein, oft war es
nicht – fünf Männer vielleicht, und nur mit einem davon mehr
als einmal. Er war herzlich und liebte mich wohl auch ein bißchen, und
ich sah ihn sehr oft, aber im Grunde wollte er gar nicht mit mir ins
Bett gehen … O ja, er sagte zwar, daß er das wollte, und war
auch immer sehr scharf auf mich, aber als ich es dann endlich tat, da
war es für ihn vorbei, bevor er überhaupt richtig angefangen hatte.
Aber ich wußte ja nicht, was wirklich schlimm war. Du hattest mich so
in Erregung gebracht. Ich dachte, diesmal, mit dir, würde es sicher
klappen, würde ich endlich erleben, wie es richtig ist. Bin ich denn
wirklich so abstoßend? Ich dachte immer, Männer könnten in einen Puff
gehen und es mit jeder alten Hure tun, die ihre Beine breitmacht. Warum
bist du so weit gegangen, wenn du mich doch nicht wolltest? Was sollte
das? O bitte, mach weiter, bitte, bitte, bitte! O bitte, nein, lieber
nicht … Nein, nein, ich sehe ja ein … Geh
weg … Sofort … Steh auf und geh weg … Jetzt
gleich …« Ihre Stimme wurde schrill vor Wut. Ich hob mit
ungeheurer Anstrengung meinen hämmernden Kopf und sah sie an, suchte
verzweifelt nach Worten. Ich wollte sagen: Hör mal, ich habe
vierundzwanzig Jahre im Zuchthaus gesessen, dort haben sie mich zum
Wrack gemacht. Es hat ja gar nichts mit dir zu tun, ich bin der
Schuldige, ich wußte nicht – wie sollte ich auch –,
daß es auch damit vorbei ist, endgültig aus … Was ich hier
sage, kannst du mir glauben, ich schwöre dir, du bist wunderbar und
aufregend und eine großartige Frau, aber sie haben alles in mir
getötet, was einmal Mann war … Doch nichts davon wollte mir
über die Lippen kommen, die Leblosigkeit hatte sich jetzt ganz in mir
ausgebreitet, eine andere Panik von mir Besitz ergriffen. Ich war wie
ein in die Enge getriebenes, verwundetes Tier, das sich nur noch in
seinen Bau verkriechen will, um in der schützenden Dunkelheit zu
krepieren.
Ich streckte die Hand aus, wollte sie berühren, streicheln,
trösten, doch meine Hand versagte den Dienst, und ich konnte nicht
einmal das mehr für sie tun. Sie lag ausgestreckt auf dem
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