Der Schatz von Dongo
meine
Krawatte und öffnete meinen Kragen. Dann küßte sie mich.
»Ich weiß, was ich dir Vorspielen werde: euren Tom Lehrer. Er
wird hier sehr verehrt, weißt du. Oh, wenn dieser Tom Lehrer einmal
nach Stockholm kommt, werden die Mädchen ihn nie wieder fortlassen
wollen.«
»Wer ist Tom Lehrer?«
»Wer ist Tom Lehrer?« Sie sah mich an, als hätte ich sie
geohrfeigt. »Wer ist … Du willst mich wohl auf den Arm nehmen!«
»Nein, wirklich – ich weiß es nicht.«
»Na, er ist der größte, witzigste, einfach … Ach, ich
weiß nicht. Wer ist Tom Lehrer! Ich werde dir mein Lieblingsstück
Vorspielen. Dann weißt du alles. Alma. Diese Alma war ein schönes
Mädchen aus Wien, das viele Liebhaber hatte und dreimal verheiratet
war: mit Gustav Mahler, Walter Gropius und Franz Werfel. Über sie hat
Tom Lehrer dieses Lied geschrieben.« Sie setzte die Nadel zwei-,
dreimal auf die Platte, bevor sie die Aufnahme fand, die sie suchte.
Eine junge, helle Stimme – vermutlich Tom Lehrer –
sagte: »Als Mozart so alt war wie ich, war er schon zwei Jahre tot.«
Lang anhaltendes Gelächter und Applaus eines anscheinend zahlreichen
Publikums. Anschließend begann Tom Lehrer zur Klavierbegleitung zu
singen, und Keva sang mit.
»Alma, du warst so offen zu allen,
ganz besonders im Falle der Phallen,
warst so offen so gar und so ganz
auch zu Gustav und Walter und Franz.«
Keva begann uns beide auszuziehen,
abwechselnd: ihre Schuhe, meine Schuhe, ihre Strümpfe, meine Strümpfe,
ihr Kleid. Dann knöpfte sie langsam mein Hemd auf und öffnete den
Reißverschluß meiner Hose. »Früher habe ich einen Hüfthalter getragen,
und eigentlich hat es mich nicht sehr gestört, aber die Schmach, sich
so winden zu müssen, um hineinzukommen, hat mich gestört. Das ist ein
gutes Wort, nicht wahr? Schmach. Ich habe es von Michael Bamberg
gelernt. Es ist eines meiner besten. Genau wie perplex.« Tom Lehrer war
bei einem anderen Refrain angekommen, und sie stimmte mit ein:
»Alma, du warst so offen zu allen,
ganz besonders im Falle der Phallen,
doch gebührt dir aus Lorbeer der Kranz
für den Gustav, den Walter, den Franz.«
Sie war jetzt nackt. Sie kam zu mir, umarmte
mich schnell und strich mir mit sanften Handflächen über den Rücken.
Dann ging sie ins Bad. Ihre Stimme jedoch übertönte noch das Rauschen
des Wassers:
»Alma, du warst so offen zu allen …«
Ich hatte mir sehr große Mühe gegeben. Seit
dem Augenblick, als ich im haltenden Taxi gezögert, sie aber meine Hand
genommen und mich mit hinausgezogen hatte – seit diesem
Augenblick hatte ich versucht, nicht an das zu denken, was jetzt
geschah. Es war die einzige Möglichkeit: nicht denken, sich einfach
treiben lassen. Doch jetzt, allein im Zimmer, während Keva sich
vorbereitete, begann ich unruhig zu werden. Ich zwang mich, meine
Aufmerksamkeit auf Tom Lehrer zu konzentrieren. Ich zog meine Unterhose
aus, knüllte sie zusammen und schleuderte sie mit aller Kraft gegen
eine Stuhllehne. Hör doch der Schallplatte zu! Denk an gar nichts! Es
ist ja alles gut!
Keva kam durch die Küche zurück und brachte eine blaue Schale
voll leuchtend roter Äpfel mit. Sie stellte die Schale neben die Kerze
ans Bett, nahm einen Apfel heraus und biß herzhaft hinein. Dann hielt
sie ihn mir an die Lippen, und ich biß an derselben Stelle hinein wie
sie.
»Ich wünschte, ich hätte schöne, große Brüste für dich. Ich
weiß, Amerikaner mögen große, dicke Brüste. Als ich noch jung war, zu
Hause, da hatte ich einen richtigen Tick mit meinen Brüsten. Ich ließ
mir ein Zeug kommen, mit dem ich sie einrieb. Dann versuchte ich es mit
Gymnastik und allem möglichen, und dann rannte ich die Treppe 'rauf und
'runter, um zu sehen, ob sie auch hüpften. Das war mein Ziel –
sie so groß zu machen, daß sie hüpften. Aber sie taten es nie. Manchmal
bildete ich mir ein, daß sie es taten, wenn ich die Treppe 'rauf und
'runter rannte und einen Spiegel vor mich hielt. Oh … oh,
jetzt möchte ich aber ganz schnell mit dir ins Bett!«
Ihr Atem duftete nach Apfel, dessen Saft ihre Lippen ein wenig
klebrig gemacht hatte. »Ich habe Hunger. Ich habe großen Hunger. Oh, du
bist köstlich. Du duftest köstlich. Ja, so muß ein Mann duften. O ja, o
ja, genau so!« Ted Middlekey kannte sich offenbar aus, mit
Toilettenwasser.
Keva ließ ihre Nase quer über meine Schulter und dann langsam
den Rücken hinabwandern. Dabei stieß sie kleine, entzückte Laute aus.
Anschließend begann sie meinen
Weitere Kostenlose Bücher