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Der Schatz von Dongo

Der Schatz von Dongo

Titel: Der Schatz von Dongo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.E. Hotchner
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Es wurde von einem Mönchsorden
bewohnt, dessen Angehörige ewiges Schweigen gelobt hatten.
    Schon bald nachdem wir angekommen waren und uns in der Villa
di Cielo häuslich niedergelassen hatten, arrangierte ich eine
Zusammenkunft mit den Bürgermeistern beider Dörfer und präsentierte
ihnen unsere Beglaubigungsschreiben. Wir setzten den Herren
auseinander, daß unser Projekt beide Dörfer betreffe und wir daher
einen öffentlichen Empfang geben wollten, um uns den Einwohnern
vorzustellen und freundschaftliche Beziehungen zu ihnen zu knüpfen,
öffentliche Ereignisse dieser Art waren in den entlegenen Bergdörfern
eine Seltenheit, daher akzeptierten die beiden Bürgermeister meinen
Vorschlag mit Vergnügen, und die Einladungen wurden sofort
hinausgeschickt.
    Während der ersten Woche begnügte sich unser Team damit, das
Ufergelände, auf dem die Ausgrabungen stattfinden sollten, auszumessen
und abzustecken. Der einzige Polizist von Dongo, der trotz seines
steifen Beines in seiner zerschlissenen blauen Uniform auf seinem
Fahrrad die Runde machte, hielt zwar die Neugierigen von uns fern, aber
wir wollten es dennoch nicht darauf ankommen lassen, daß jemand einen
von uns erkannte, und so blieben Bis und Ted – vor allem
Ted – vorläufig möglichst im Hintergrund.
    Dan und Natalie trafen mit zwei ihrer Hausangestellten für
unsere Villa ein. Wir konnten es natürlich nicht riskieren,
ortsansässigen Dienstmädchen Zutritt zu den inneren Regionen unseres
Domizils zu gewähren, daher waren wir für diese beiden Frauen, die
schon seit fünf Jahren bei Natalie waren, sehr dankbar. Für die
Ausgrabungen hatten wir keine andere Wahl, als einheimische Arbeiter zu
nehmen, aber die würden lediglich am Schauplatz der Ausgrabungen mit
uns in Berührung kommen, und der lag in sicherer Entfernung von der
Villa.
    Dan und Natalie strahlten. Sie hatten ein Wochenende in Siena
verbracht, und dabei war anscheinend für sie die Sonne durch die Wolken
gebrochen. Beide veröffentlichten eine Anzahl recht freizügiger
Bulletins über die Ereignisse der beiden Tage.
    »Dan und ich, wir sind wie die Gezeiten«, vertraute mir
Natalie an, als wir nach dem Abendessen einen Spaziergang durch den
Rosengarten der Villa machten. »Meine Arbeit als kreative Künstlerin
trägt mich in die eine Richtung, Dans Arbeit trägt ihn in die
entgegengesetzte. Ich weiß natürlich von seinen Seitensprüngen, aber
die sind im Grunde unmaßgeblich. Ich breche auch gelegentlich aus,
daher weiß ich, was maßgeblich ist und was nicht. Und unweigerlich
wechseln dann wieder die Gezeiten, treiben uns aufeinander zu, wir
entdecken diese geradezu wagnerische sexuelle Anziehung zwischen uns
und verlieben uns unsterblich ineinander.
    Genauso war es vergangene Woche in Siena. Wir wollten uns den
Palio ansehen, den großen historischen Festzug, wissen Sie, der mit
einem wilden Pferderennen auf der Piazza del Campo endet. Also, wir
hatten uns ein Hotelzimmer mit Blick auf die Piazza genommen und
standen draußen auf dem Balkon, um diesen herrlichen Festzug zu
bewundern, der vor dem Rennen stattfindet. Fahnenträger der siebzehn contrade in Kostümen des fünfzehnten Jahrhunderts marschieren mit
ihren Bannern, schwingen sie, drehen sie, wirbeln sie um sich herum,
werfen sie hoch in die Luft, daß die glänzende Seide im Sonnenlicht
tanzt. Ein einmaliger Anblick, unmöglich zu malen, unmöglich zu
fotografieren, einfach zuviel, zu verwirrend, zu persönlich. Da standen
wir also auf unserem kleinen Balkon, sahen zu und fühlten uns auf
einmal sehr sexy. Und dann konnten wir das Pferderennen einfach nicht
mehr abwarten, sondern warfen uns in wilder Hitze aufs Bett, und
während wir miteinander schliefen, begann draußen das Rennen, und das
Rasen der Zuschauer begleitete unsere eigene Raserei, und überhaupt hat
noch niemand in der Geschichte der Menschheit so herrlich gevögelt wie
wir an diesem Tag, und Dan und ich kamen im selben Moment, als das
Siegerpferd die Ziellinie durchraste, und das Geschrei der Menge
mischte sich mit unserem Lustgeschrei.« Sie legte eine dramatische
Pause ein, atmete schwer, durchlebte den überwältigenden Augenblick
noch einmal. »So ist es mit Dan und mir. Gelegentlich verlieben wir uns
bis zum Wahnsinn ineinander – wie jetzt. Und wahrscheinlich
wird das nun wochenlang anhalten.«
    Der Treck nach Dongo hatte mich ganz in
Anspruch genommen, daher hatte ich keine Zeit gehabt, an Iris oder Keva
zu denken. Doch Natalies Hymne auf den Palio

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