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Der Schauermann - Historischer Thriller (German Edition)

Der Schauermann - Historischer Thriller (German Edition)

Titel: Der Schauermann - Historischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Barkawitz
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Uniformierte nickte. »Ich habe nur meine Pflicht getan. Aber es war sehr tapfer von Ihnen, zu schießen, nachdem ich den Stein an den Dassel gekriegt hatte.«
    Boysen nahm seinen Helm ab und setzte sich auf einen Stuhl. Einer der Constabler verband seine Kopfwunde mit einer Mullbinde. Gedankenverloren zog der Offiziant seine Zigarettenschachtel hervor, klappte sie auf und steckte sich eine der ovalen türkischen Zigaretten zwischen die Lippen. Erst als er sie anzünden wollte, besann er sich auf seine Manieren.
    »Oh, Verzeihung«, sagte Boysen. »Ich wollte nicht in Gegenwart einer Dame ...«
    »Schon gut«, sagte Anna. Insgeheim freute sie sich, dass Boysen offenbar Rücksicht auf sie nehmen wollte. Sollte er doch nicht so ein ungehobelter Klotz sein, wie sie angenommen hatte? »Sie können ruhig rauchen, wenn Sie wollen. Ich habe heute schon schlimmere Gerüche als den von Tabakqualm ertragen müssen.«
    Der Offiziant nickte ihr zu und zündete sich den Glimmstängel an. »Bitte schildern Sie mir, was vor unserem Eintreffen geschehen ist, Fräulein Dierks.«
    Anna tat es. Boysen hörte ihr zu, während er die Hände hinter dem Kopf verschränkte und blaue Tabakwolken Richtung Zimmerdecke blies. Er strahlte Ruhe aus, obwohl es auf der Thielbek-Wache zuging wie in einem Taubenschlag. Der Zustrom von Bürgern, die ein Anliegen hatten, riss nicht ab. Viele von ihnen waren offenbar in großer Sorge wegen der um sich greifenden Cholera.
    Anna versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was sie erlebt hatte.
    Der Offiziant legte die Stirn in Falten. »Dann war dieser Pole also nicht der Mann, der diese Thea Kramer angefallen hat?«
    »Nein, auf keinen Fall.«
    »Aber Sie sagten doch, dass Sie ihn nur ganz kurz gesehen haben.«
    »Das schon, Offiziant Boysen. Aber er stand unmittelbar vor mir – ach, was sage ich! Ich habe ja sogar kurz mit ihm gerungen, bevor er mich zu Boden geschleudert hat.«
    In ihr scheint wirklich eine Amazone zu stecken, dachte Boysen amüsiert. Doch bevor er eine diesbezügliche Anspielung machen konnte, unterbrach Anna sich selbst, indem sie sich mit der flachen Hand vor die Stirn schlug.
    »Wie konnte ich das nur vergessen? Ich habe ein Corpus Delicti für Sie – so nennt man das doch, oder? Es gehört dem Täter!«
    Mit diesen Worten holte sie den Manschettenknopf aus ihrer Handtasche und legte ihn auf das Schreibpult, vor dem Boysen hockte. Der Offiziant kniff die Augen zusammen.
    »Ein Manschettenknopf? Seit wann ist ein Schauermann ein feiner Herr, der Manschettenknöpfe trägt?«
    Anna schaute ihn verwirrt an. War das eine Fangfrage? »Ich bin mir völlig sicher, dass der Angreifer wie ein Hafenarbeiter gekleidet war«, bekräftigte sie. »Ich habe ihn zwar nur kurz gesehen, aber ich kann mich auf meine Beobachtungen verlassen, Offiziant Boysen.«
    »Schon gut, ich habe eigentlich nur laut nachgedacht. Bisher ging ich davon aus, dass der Täter ein echter Schauermann sei. Aber vielleicht ist sein Buscherum nur eine Verkleidung? Wenn ein ehrenwerter Bürger ein Buscherum über sein weißes Oberhemd zieht, verwandelt er sich im Handumdrehen in einen Schauermann.«
    »Der Mörder verkleidet sich für seine verabscheuungswürdigen Taten, um den Verdacht in eine falsche Richtung zu lenken«, bestätigte Anna voller Eifer. Dem Offzianten lag die Bemerkung auf der Zunge, dass für Schlussfolgerungen die Polizei zuständig sei. Aber er hielt lieber den Mund. Boysen war Anna äußerst dankbar dafür, dass sie ihm den ersten verwertbaren Hinweis geliefert hatte.
    Boysen hielt den Manschettenknopf dicht vor seine Augen.
    »Keine Initialen. Das wäre wohl auch zu schön gewesen, um wahr zu sein. Gleichwohl ist das hier eine Qualitätsarbeit, wie sie von nur einem halben Dutzend Hamburger Juweliere hergestellt wird. Solche Manschettenknöpfe bekommt man nicht beim billigen Jakob auf dem Altonaer Fischmarkt. Wir werden schon bald erfahren, für welchen Kunden dieser Manschettenknopf angefertigt wurde. Und dann werde ich diesem Herrn einige Fragen stellen.«
    »Dann war also der junge Mann aus Polen nicht der Täter?«, vergewisserte sich Anna. Boysen machte eine unbestimmte Handbewegung.
    »Das wird sich zeigen. Da der Arrestant unsere Sprache nicht spricht, habe ich nach einem Dolmetscher schicken lassen.«
    Wie ein Schauspieler, der auf sein Stichwort gewartet hat, betrat in diesem Moment ein Herr im Gehrock in Begleitung eines Constablers die Wache. Er stellte sich als Beamter der Russischen

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