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Der Schauermann - Historischer Thriller (German Edition)

Der Schauermann - Historischer Thriller (German Edition)

Titel: Der Schauermann - Historischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Barkawitz
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nahm sich Boysen die Goldschmiedewerkstatt von Robert Thörning vor.
    Das unscheinbare Ladenlokal befand sich im Souterrain an der Rautenbergstraße. Das beinahe ärmliche Ambiente entsprach dem Understatement der wohlhabenden Hamburger Bürger. Boysen wusste, dass in den bescheidenen Räumlichkeiten einer der teuersten Juweliere der Stadt residierte.
    Die Ladenglocke bimmelte, als der Offiziant das Geschäft betrat. Nach der sommerlichen Helligkeit draußen benötigte er einige Momente, um sich an das dämmerige Halbdunkel zu gewöhnen. Durch die mit Eisengittern versehenen kleinen Fenster drang nur wenig Tageslicht hinein. Boysen zog die Augenbrauen zusammen. Die Räume schienen verwaist.
    »Polizei!«, rief er laut. »Ist jemand da?«
    Im Hinterzimmer klapperte etwas. Dann erschien ein magerer alter Mann in einem grauen Arbeitskittel.
    »Ich bin Robert Thörning, der Inhaber«, sagte er und schaute Boysen durch seine Nickelbrille prüfend an. »Was will die Polizei von mir?«
    Boysen stellte sich ebenfalls mit Namen und Dienstgrad vor. Er zog den Manschettenknopf aus der Tasche.
    »Es handelt sich um ein Corpus Delicti in einem Kriminalfall«, begann er, doch der Juwelier fiel ihm ins Wort.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mit mir in die Werkstatt zu kommen, Offiziant Boysen? Meine beiden Gehilfen sind an der Cholera erkrankt und ich muss meine Aufträge ganz allein erledigen. Die Zeit drängt.«
    Boysen nahm seinen Helm ab und folgte Thörning in die eigentliche Werkstatt. Dort gab es vom Schmelzofen bis zur Lötpistole und von der Ziehbank bis zum Ringstock das übliche Handwerkszeug eines Goldschmieds. Der Alte glitt auf einen Hocker und nahm seinen Ziselierhammer zur Hand. Er arbeitete gerade an einer Brosche. Es war, als ob er die Anwesenheit des Offizianten schon wieder vergessen hätte. Boysen unterdrückte seinen Ärger und hielt Thörning den Manschettenknopf vor die Nase.
    Der Goldschmied nahm ihm das Schmuckstück aus der Hand und klemmte sich eine Juwelierslupe ins rechte Auge. Er betrachtete den Manschettenknopf aus nächster Nähe.
    »Ja, das Stück stammt aus meiner Werkstatt. – Irgendwie kommen Sie mir bekannt vor, Offiziant Boysen. Wäre es möglich, dass Sie mit einem gewissen Konrad Boysen verwandt sind?«
    »Konrad Boysen war mein Vater«, räumte der Offiziant unwillig ein. »Aber was ist nun mit dem Manschettenknopf? Für wen wurde er gefertigt?«
    Doch der alte Goldschmied ging auf die Frage nicht ein. Stattdessen nahm er die Juwelierslupe wieder fort und musterte Boysen von Kopf bis Fuß. »Ich kannte deinen Vater, Hartmut. Er war ein guter Mann.«
    »Ich heiße nicht Hartmut, sondern Lukas«, stieß Boysen hervor, dem die Wendung des Gesprächs überhaupt nicht behagte. »Hartmut ist mein älterer Bruder. – Um auf das Corpus Delicti zurückzukommen ...«
    »So, dann bist du der zweite Sohn.« Thörning glaubte offenbar, dass er aufgrund seiner Bekanntschaft mit Boysens Vater den Offizianten duzen dürfte. »Hartmut war ja immer der ganze Stolz deines Vaters, Gott hab ihn selig.«
    Boysen biss die Zähne zusammen. Thörning musste ihn nicht daran erinnern, dass sein älterer Bruder das Lieblingskind seines Vaters gewesen war. Der alte Boysen hatte sich immer gewünscht, dass seine Söhne zur See fuhren. Bei Hartmut hatte das geklappt. Boysens älterer Bruder hatte sein Kapitänspatent erworben und führte nun schon seit fünf Jahren das Kommando auf dem Vollschiff »Amalia«. Boysen selbst war bei der Kriegsmarine gewesen, aber seine Zeit beim Ostasiengeschwader war ohne besondere Höhepunkte vorbeigegangen. Nun verrichtete er seinen Dienst beim Constabler Corps.
    Thörning zeigte Boysen nun ganz offen seine Verachtung.
    »Es ist gut, dass dein Vater nicht mehr lebt, Lukas. Was würde er sagen, wenn er wüsste, dass sein zweiter Sohn es im Leben nicht weiter gebracht hat als bis zum – Polizeidiener?«
    Boysen war stocksauer. Er straffte sich. »Ich bin Offiziant des Constabler Corps. Und ich muss Sie bitten, diesen vertraulichen Tonfall zu unterlassen. Sagen Sie mir jetzt sofort, für wen Sie diesen Manschettenknopf angefertigt haben, Herr Thörning! Andernfalls lasse ich Sie in Beugehaft nehmen.«
    Der alte Goldschmied stieß geringschätzig die Luft durch die Nase aus. Boysen wusste natürlich, dass er einen honorigen Bürger nicht so mir nichts dir nichts einkerkern konnte. Die Frage war nur, ob Thörning sich darüber ebenfalls im Klaren war.
    Konrad Boysen war ein

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