DER SCHAWINSKI CODE – Die Biografie von Roger Schawinski (German Edition)
befolgte, was die Eltern von ihr erwarteten.»
Mit seiner ungestillten Sehnsucht verreiste Roger nach Michigan. Für ihn war klar: Nach dem Studienjahr würde er zu seinem «Klärli» zurückkehren; daran änderte auch die Freundschaft mit der puertoricanischen Studentin Priscilla nichts. Doch beim Wiedersehen war Rachel immer noch die Verschlossene – und dieser Herausforderung war das junge Glück auf Dauer nicht gewachsen. Bald heiratete Rachel einen diesbezüglich kompromissbereiteren Mann namens Richard; worauf sich Roger und Priscilla in San Juan verlobten.
Die Paare gingen getrennte Wege. Während Rachel und Richard mit ihren Kindern Arik und Sharon entschlossen auf eine gemeinsame Zukunft setzten, packte Roger nach sieben Jahren ehelicher Treue die Koffer. «Es wurde mir zu eng», erklärt er. Er habe sich zu jung und zu unreif gefühlt, um sein restliches Leben mit ein und derselben Frau zu verbringen.
In dieser Phase, von Schawinski als «Eheferien» bezeichnet, klopfte er bei «Klärli» an, die – wie sie ihm nun anvertraute – ebenfalls in einer ziemlich unbefriedigenden Beziehung lebte.
Das erste Treffen war schwierig, denn als prominenter TV-Saubermann beim Kassensturz befürchtete Schawinski negative Reaktionen auf seinen Seitensprung. Heimlich verabredeten sie sich in einem Hotelzimmer ein paar Kilometer jenseits der deutschen Grenze. Doch dieses Mal funkte es so intensiv, dass Rachel sämtliche elterlichen Ratschläge und Eheschwüre vergass.
Seit dieser Nacht bestand für beide kein Zweifel mehr: Sie mussten füreinander geschaffen sein. So schnell wie möglich wollte sich Rachel scheiden lassen, und sie hielt bereits Ausschau nach einer geeigneten Wohnung. Doch Schawinski zögerte: «Ich schreckte davor zurück, eine Familie mit zwei kleinen Kindern zu trennen.»
Wieder kühlten die Emotionen ab, und als Tat-Chefredaktor überbrückte Schawinski das Alleinsein mit seiner Mitarbeiterin Rita Schwarzer, die ihn nach seiner fristlosen Entlassung ein halbes Jahr lang in der Karibik begleitete. Derweil versuchte Rachel, sich in ihrer Ehe mit Richard zu arrangieren und endlich einen Weg zu sich selbst zu finden. So wurde sie Sanyassin beim Bhagwan, unterrichtete lernbehinderte Kinder, gab Kurse im Handauflegen und ganzheitliche Massagen. Trotzdem rutschte die Ehe immer tiefer in die Krise, Rachel litt unter Lähmungserscheinungen und konnte zeitweise nicht mehr gehen. Sie suchte Hilfe bei einem Heiler in London, und als sie wieder bei Kräften war, trennte sie sich von Richard und zog mit den Kindern von zuhause aus.
Doch jetzt war Schawinski bereits mit Ina verheiratet, der Schwägerin des Radio-24-Financiers Bernd Grohe. Kevin und Joelle erblickten das Licht der Welt und ein wunderschönes Haus in einer Waldlichtung sollte ihr Eigen werden.
Kurz: Nichts deutete darauf hin, dass sich die Wege von Rachel und Roger jemals wieder kreuzen würden.
Ob er tatsächlich von zuhause ausgezogen sei, stocherte die stadtbekannte Klatschkolumnistin Suzanne Speich im Juni 1989 am Telefon. Sie habe gehört, er sei in einem Appartement des Hotels Novapark abgestiegen.
Nervös stritt Schawinski alles ab – und fuhr noch am gleichen Tag vom Novapark zu seiner Familie zurück. Doch im Innersten ahnte er, dass in seiner Ehe mit Ina nichts mehr zu kitten war.
In seiner Not suchte er Halt bei «Klärli». «Wie durch ein Wunder führte uns das Schicksal zum dritten Mal zusammen», deutet Schawinski. Jetzt war er überzeugt: «Nach unseren Niederlagen waren wir reif für eine richtige Liebesbeziehung!»
Die Rückkehr zum jüdischen «girl next door» habe für ihn die einmalige Chance bedeutet, noch einmal von vorne zu beginnen und alles besser zu machen. «Sie kannte mich als Bub, bevor ich der Roger Schawinski aus den Medien war. Bei ihr musste ich mich nicht verstellen, nichts erklären.»
Zudem sei er zur Ansicht gelangt, dass es besser sei, wenn zu den alltäglichen Beziehungsproblemen nicht noch kulturelle und religiöse Differenzen kommen. «Was am Anfang faszinierend ist, wird mit der Zeit eher hinderlich», meint er. Auf der Suche nach ihren Wurzeln bereisten sie Polen und Israel, und anschliessend fanden sie inneren Frieden im amerikanischen New-Age-Zentrum in Esalen.
«Jetzt werden wir miteinander alt», schworen sie sich.
Doch nur zwei Jahre später kam der Tag, der sich im nachhinein als der tragischste in Schawinskis Leben herausstellen sollte. Es war am Abend des Jom Kippur, dem höchsten
Weitere Kostenlose Bücher