vorwärts, immer auf Angriff, jeden Tag!» Mit letztem Einsatz versuche er, Tele 24 auf Kurs zu halten, um irgendwann in ruhigere Gewässer einzubiegen. Doch immer wieder werde er in aufreibende Gefechte verwickelt. «Star War beim Privat-TV», titelt die Sonntagszeitung, als ihm einige der besten in der Crew die Gefolgschaft verweigern. Doch Gabriella ist zuversichtlich. «Roger ist am stärksten in der Krise, muss man wissen», sagt sie. «Vielleicht provoziert er deswegen immer wieder neue Konflikte.»
Kehrt Käpten Roger nach einem turbulenten Tag zurück, spielt sich Sonderbares ab. «Er ist zwar körperlich im Raum», berichtet Gabriella, «aber geistig ist er abwesend.» Wenn alles «Huhu!», «Hallo!» und «Bist du noch da?» nicht mehr hilft, weiss sie: Er hat ein ernsthaftes Problem und sucht nach einer Lösung. «Dann sitzt er einfach stundenlang nur da und will in Ruhe gelassen werden. Das sei das Eigenartige mit Roger: «Oft ist er weit weg – auch wenn er eigentlich zu Hause ist.»
Sie holt tief Luft. «Seit geschlagenen dreissig Jahre rackert der nun schon wie ein Wahnsinniger!» Dabei sage sie ihm immer: «Du bist nicht mehr David, in den Augen der Leute bist Du längst Goliath und musst gar nicht mehr kämpfen!» Langsam aber sicher müsse er sich damit befassen, dass auch er älter wird. «Zugegeben, es ist ein schmerzhafter Prozess zu realisieren, dass man ersetzbar ist», sagt sie. «Bei uns Frauen ist es die Menopause, die uns zur Einsicht zwingt: Wir können keine eigenen Kinder mehr bekommen, jetzt sind die anderen dran.» Diese Phase stehe jetzt Roger bevor – «darum ist bei ihm manchmal diese Traurigkeit zu spüren, diese Melancholie.»
Am meisten mache ihm der Neid der Leute zu schaffen, sagt sie noch. «Für viele ist es schwierig nachzuvollziehen, dass er sich aus der Dreizimmerwohnung an der Birmensdorferstrasse in das eigene Haus am Zürichberg hochgearbeitet hat und einen Jaguar fährt, über den er sich jeden Tag freut wie ein kleines Kind.» Die Schweiz werde langsam zu eng für Roger; überall stosse er auf Widerstand, und sie hoffe, dass ihm nicht eines Tages die Lust vergehe, am Morgen aufzustehen. «Und vor allem muss er höllisch aufpassen, dass er sich vor lauter
nicht in die Isolation verrennt.»
Sonst werde er am Ende noch sein eigener Gegner.
Schawinski lässt sich von seinen Intentionen leiten – ob als Buddhist im Himalaja oder als Fernsehmacher in der Seifenfabrik
Der hyperventilierende Gipfelstürmer auf der Suche nach der Schmerzgrenze
Seit heraus ist, dass Mick Jager (55) das brasilianische Fotomodell Luciana Gimenez Morad (29) schwängerte, hat sie endgültig die Nase voll: Jerry Hall (42) lässt sich von ihrem rastlosen Ehemann scheiden und verlangt 75 Millionen Franken Schmerzensgeld. – Unvermeidlich, dass dieses Thema im Sonntalk zur Sprache kommt.
Allen voran stürzt sich Roger Schawinski ins Wortgefecht. Mit einem Flackern in den Augen wehrt er sich für den skandalträchtigen Rolling Stone («I Can’t Get No Satisfaction»). «Selbst der sexieste Rockstar hat eine romantische Seite», legt er los. Bestimmt habe sich Mick Jagger nach einer glücklichen Familie gesehnt. «Aber als dann die Ehefrau immer häufiger mit dem Kind kuschelte statt mit ihm, fühlte er sich aus dem eigenen Bett geworfen!»
Wo er denn die detaillierten Kenntnisse über das Seelenleben von Popstars herhabe, wundern sich die anderen Gesprächsteilnehmer.
Schawinski beugt sich nach vorne. Er selbst stehe schliesslich täglich im Rampenlicht, sagt er, und da sei es schon schwierig, eine gute Beziehung aufrecht zu erhalten. Darum müsse ein erfolgreicher Mann, der mühelos alle paar Jahre ein neues Fotomodell im Bett haben könne, dringend eine geistige Entwicklung durchmachen – «sonst fällt er immer wieder ins gleiche Muster zurück».
Als Vorbild erwähnt er Paul McCartney; gerade der 57jährige Ex-Beatle – mit einem geschätzten Vermögen von 1,25 Milliarden Franken übrigens der mit Abstand Reichste im Showbusiness – sei mit den Jahren herangereift, «vor allem in spiritueller Hinsicht».
Aus seinem Faible für Esoterisches macht der Geschäftsführer von Tele 24 kein Geheimnis. In seinem Büro registriert ein Biorhythmus-Seismograph die seelischen Erdbeben, und an der Wand hängt ein uralter Tanka, ein tibetanischer Gebetsteppich mit der schwarzen Tara, zahlreichen Buddha- und Jüngerfiguren, das Hochzeitsgeschenk von Gabriella. «Ich