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DER SCHAWINSKI CODE – Die Biografie von Roger Schawinski (German Edition)

DER SCHAWINSKI CODE – Die Biografie von Roger Schawinski (German Edition)

Titel: DER SCHAWINSKI CODE – Die Biografie von Roger Schawinski (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Spring
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ja noch kein gutes Radio aus!»
«Ja, leider, Niklaus, das ist unser Problem», lachte Schawinski, aber diese Stereotypen seien schon vor zehn Jahren gegen Radio 24 ins Feld geführt worden.
Meienberg insistierte: «Das nervöse Radio-24-Gehaspel, wo eine Nachricht die andere totschlägt und eine Melodie die andere versenkt, ununterbrochen, wie bei einem Computerspiel, in dem Du Unterseeboote versenken kannst…»
«Wir haben eben das Gefühl, wir müssen etwas zum Lebensgefühl der Bevölkerung beitragen!»

Auf die Frage, ob er in seinem Wohlstand überhaupt ermessen könne, was Obdachlosigkeit und Wohnungsnot in Zürich bedeuteten, wies Schawinski darauf hin, dass während der Jugendunruhen im Radiostudio kein einziges Mal eine Scheibe eingeschagen worden sei, obschon es in unmittelbarer Nähe des Alternativen Jugendzentrums lag. «Sie haben instinktiv gewusst, dass wir Verständnis haben für die Schwächeren!»
«Mhm, mhm», brummelte Meienberg. «Wollen wir ein bisschen Musik machen? Es muss ja nicht unbedingt Militärmusik sein.»
«Nein, es ist ein Liebeslied», sagte Schawinski und spielte Billy Joel mit «Just the Way You are» ein. Derweil sassen sich im Studio zwei Fremde gegenüber: Während Schawinski seinem Kontrahenden wie ein Versicherungsvertreter vorgekommen sein muss, wirkte Meienberg auf diesen wie ein Prophet, der vom kurz bevorstehenden Weltuntergang überzeugt ist.
Fast schon verzweifelt suchte Meienberg nach der Pause den «durchgehenden psychologischen Strang» für Schawinskis Aufstieg. «Hast Du in der Jugend zuwenig Liebe bekommen? Suchst Du mit einer ungeheuren Intensität überall Anerkennung und Liebe?» bohrte er, «oder hast Du eher zuviel Liebe bekommen?» Umständlich erkundigte er sich nach Mutter und Vater, um – endlich! – zum Thema zu kommen, das ihn wirklich interessierte:
Meienberg: Hat das jüdische Milieu, aus dem Du kommst, einen grossen Einfluss auf Dein Weltverständnis?
Schawinski (überrumpelt): Das kann ich nicht beurteilen, denn alle diese Sachen kann ich natürlich nicht –, versuche ich nicht rational –, oder kann ich nicht versuchen direkt, eh, psychologisierend zu erfahren. Ich glaube schon, dass ich, eh, wie ich gesagt habe, immer ein bisschen auf der Seite der Schwachen bin, glaube ich, tendenziell, auch wenn ich jetzt ein bisschen, so wie es aussieht, in einer starken Position bin, habe ich das Gefühl, ich kann immer noch nachfühlen, wie es ist, wenn man zuunterst ist.
Hat Dein Grossvater als orthodoxer Jude praktiziert, ist er in die Synagoge gegangen?
Ja, sehr, aber das war noch vor meiner Geburt.
Also in Deiner Erziehung hat die ganze jüdische Orthodoxie überhaupt keine Rolle gespielt?
Doch, ich habe eine jüdische Erziehung gehabt, ich war auch in Israel im Kibuzz und habe als Pionier den Boden urbar gemacht.
Für Jaffa-Orangen und so?
Ja, unter anderem.
Und? Warst Du total begeistert von Israel?
Ja, das fand ich gut, finde ich heute noch richtig. Ich bin ganz klar der Meinung, dass es Israel braucht. Es hat meine volle Solidarität.
Was spürst und denkst Du, wenn Du einen orthodoxen Juden mit Hut und Kaftan auf der Strasse siehst?
Es ist eine fremde Welt, zu der ich keinen Zugang mehr habe, die mich auch verwundert. Ich glaube, diese Menschen leben in einer Welt, die völlig anders ist als unsere, und hie und da überkommt mich der Gedanke, dass sie es vielleicht einfacher haben. Die haben ein völlig festes Weltbild, in dem alles klar ist, was gut ist, was schlecht ist, und es gibt kein Wenn und Aber. Und ich bin in einer Gesellschaft, wo alles laufend in Frage gestellt wird. Laufend stellt man auch sich selber in Frage.
Hast Du in der Schweiz nie Antisemitismus gespürt?
Nie offenen Antisemitismus. Zumindest wollte ich nie etwas, was gegen mich oder gegen das Radio gemacht wurde, darunter subsumieren. Denn wenn ich anfange zu überlegen, der macht das, weil er ein Antisemit ist, bin ich verloren. Dann bin ich regungslos, bewegungslos. Ich muss einfach annehmen, das ist, weil er ein anderes Interesse hat, und ich muss jetzt einfach schauen, dass meine Argumente besser sind. Punkt.
Deine unheimliche Reaktionsgeschwindigkeit, Dein Arbeitswut, Dein Durchblick: Hast Du das Gefühl, das kommt aus den jüdischen Wurzeln, weil sich die Juden immer viel mehr wehren mussten als andere?
Du, es gibt solche und solche, bei allen Gruppen. Ich kenne viele dumme Leute, die jüdisch sind.
Die Angst der Juden vor dem Pogrom, dass es

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