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DER SCHAWINSKI CODE – Die Biografie von Roger Schawinski (German Edition)

DER SCHAWINSKI CODE – Die Biografie von Roger Schawinski (German Edition)

Titel: DER SCHAWINSKI CODE – Die Biografie von Roger Schawinski (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roy Spring
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einem wieder an den Kragen gehen kann, dass man trotz allem nie ganz sicher ist: Kann man daraus erklären, dass Du von allen akzeptiert werden möchtest? Dein unheimliches Bedürfnis, von allen geliebt zu werden, wenn Du nicht gerade Krach hast mit allen, so dass man das Gefühl hat, Deine Kräche sind nur das Durchgangsstadium, damit Du nachher besser akzeptierst bist mit Deinem Charme: Hat das etwas mit Deinem Judentum zu tun?
Ich glaube nicht, dass das richtig ist. Ich setze mich in alle Nesseln, die es gibt.
Ja, aber die werden immer wieder zu Rosen mit der Zeit.
Aber ich bin kein Anpasser, der sich einschleicht und sich lieb Kind macht. Ich mache genau das Gegenteil.
Du machst es relativ subversiv: Du regst die Leute auf, Du gehst mit dem spitzen Messer an die entscheidende Stelle und spürst, wo Du hineinstechen musst. Aber Du stichst immer nur so weit, dass Dir der andere am Schluss noch dankt, dass Du ihn malträtiert hast und Du voll akzeptiert bist am Schluss.
Das ist nicht so. Gerade in der Geschichte von Radio 24 wollte man mich kaputtmachen. Erst das Erfolgserlebnis brachte die Akzeptanz. Wenn ich verloren hätte, was man annehmen musste, wäre ich weg vom Fenster gewesen. Endgültig erledigt. Erst am Schluss, als ich Erfolg hatte, sagten alle, das ist lässig.
Hast Du nie bedauert, dass Dein Leben nicht eine ganz andere Wendung genommen hat? Würdest Du alles noch einmal so machen?
Natürlich gibt es einiges, was ich bedaure. Aber ich glaube trotz allem, ich habe Glück gehabt. Ich konnte mir einen gewissen Freiraum schaffen, den ich mir immer wieder mit neuen Aktivitäten zuschaufle. Ich werde in der zweiten Hälfte meines Lebens versuchen, noch mehr Lustbetontes zu machen und den Rest zur Seite zu schieben.

Nach diesem Bekenntnis legte Schawinski seine letzte Wunschplatte auf. Natürlich Jimmy Cliff: «You can get it if you really want».

Dann war Funkstille, bis in der Nacht zum 17. Januar 1991 der Golfkrieg ausbrach. Schawinski schaltete am schnellsten: Sofort stellte er eine Sondersendung auf die Beine, vermittelte die News von CNN und befragte den Militärexperten Gustav Däniker.
Morgens um halb drei rief völlig aufgewühlt Niklaus Meienberg an. Es sei ein Skandal, wetterte er, das Schweizer Fernsehen habe doch tatsächlich den Golfkrieg verpennt! Diese «Schnarchsäcke» und ihre «hundslausige Berichterstattung» müssten unbedingt auf Radio 24 angeprangert werden. Kurzatmig entgegnete Schawinski, es sei jetzt nicht der richtige Moment, um über das Schweizer Fernsehen herzuziehen. Wütend legte Meienberg auf.
Ein paar Tage später kam ein wild dahingeschluderter Brief: «Eure Berichterstattung ist skandalös einseitig: eine Agentur für zionistisch-militärische Propaganda», las Schawinski da. Offenbar habe er nicht gemerkt, dass seine «Berichtchen» über den Golfkrieg mehrheitlich aus amerikanischen oder amerikafreundlichen Quellen kämen. «Für Euer halbgebildetes, blutgieriges Publikum reicht das aber anscheinend.»
«Du hast gern Krieg, da läuft etwas», schleuderte ihm Meienberg wutentbrannt entgegen, «Du bist ein ausgemachter Medienspekulant, die Wahrheit zieht dabei den kürzeren.» Bei nächster Gelegenheit werde er Schawinskis «militärischen Schmierensender, der alles noch mit toller Musik aufgeilt» in einer grösseren Zeitung analysieren. «Dass Dir das nichts ausmacht, weiss ich allerdings; Du hast schon längst kein journalistisches Ehrgefühl mehr.»
Schawinski antwortete postwendend, und zwar – wie es sich gehört – auf offiziellem Radio-24-Briefpapier. «Noch nie habe ich ein so hasserfülltes Schreiben erhalten», hielt er fest, «Deine faschistoide Sprache und Denkweise erschwert es mir, mich in Ruhe mit Deinen Äusserungen auseinanderzusetzen.» Meienberg verwende «eine kriegerische und verhetzende Sprache, wie sie früher aus Nazi-Deutschland kam und heute im Irak Saddam Husseins üblich ist». «Hat es Dir total ausgehängt, Niklaus? Spinnst Du vollständig, seit Dich Flavio Cotti an der 700-Jahrfeier gelobt hat? Hast Du so Angst, Du könntest Teil des schweizerischen Establishments werden, dass Du wieder einmal die Sau rauslassen musst, und zwar auf einem Niveau, das schockiert?»
«Oder steckte im brillanten Schreiber Niklaus Meienberg schon immer dieser miese, kleine Fascho, der nur auf die Gelegenheit gewartet hat, um seinen Frust und seinen Hass in einem Stil niederzuschreiben, der sein wirklicher ist?»
Wie schlimm es um Meienbergs

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