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Der Scherbensammler

Der Scherbensammler

Titel: Der Scherbensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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Haus. Eine Wohnung. Aber wo? Bert spürte, wie der Alkohol zu wirken begann. Er wünschte sich einen ruhigen, erholsamen, traumlosen Schlaf. Und später einen Geistesblitz. Den vor allem.
     
    Ben versuchte, sich die Gegend einzuprägen. Das taten wir auch, Merle und ich. Ab und zu verständigten wir uns im Rückspiegel mit einem kurzen Blick. Es war wichtig, die Entfernungen abzuschätzen. Wie weit war es bis zum nächsten Ort? Wo gab es Nachbarn?
    Der nächste Ort hieß Blietmoor und bestand aus einer überschaubaren Ansammlung von Häusern, die sich um eine Kirche scharten, als hätten sie Angst davor, allein in der Landschaft zu stehen. Es gab einen kleinen Edeka-Laden und einen Briefkasten, sonst nichts. Niemand hielt sich draußen auf, aber das wäre tagsüber sicherlich anders. In der Nähe eines Ladens war doch immer was los.
    Auf dem Weg nach Blietmoor lag, ein gutes Stück abseits der Hauptstraße, ein Bauernhof. Davon abgesehen befanden wir uns auf dem platten Land, ohne jegliche Nachbarschaft. Eine niederschmetternde Erkenntnis.
    »Das hat doch alles keinen Sinn«, sagte Merle. »Lass uns gehen, Ben. Wir werden behaupten, wir hätten nur einen kleinen Trip mit dir unternommen, ganz freiwillig und ohne Zwang, dann wirst du nicht bestraft.«
    »Bestraft!« Das klang halb verächtlich und halb amüsiert. »Mich wird keiner mehr bestrafen. Auch Mina nicht. Wir sind endlich frei.«
    »Frei?« Merle gab nicht auf. »Mach dir doch nichts vor, Ben. Über kurz oder lang wird die Polizei dich finden, und dann gnade dir Gott. Mit Entführern gehen die nicht zimperlich um.«
    »Lass Gott aus dem Spiel!« Er sagte das gefährlich leise. »Mit dem bin ich fertig.«
    Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie er anfing, mit dem Messer zu spielen.
    Ich schaute in den Rückspiegel und versuchte, Merle mit einem Stirnrunzeln zu warnen.
    »So was darfst du nicht sagen«, mischte sich auf einmal Mina ein. »Du darfst den Herrn nicht verleugnen.«
    Das war keine der Persönlichkeiten, die wir kannten. Ich hatte diese Stimme erst einmal gehört, gestern Nacht.
    Wie würde dir ein Haus am Meer gefallen?
    »Die kleine Minouschka«, sagte Ben spöttisch. »Immer folgsam, immer brav, erkennt die Wünsche ihres Vaters schon, bevor er sie ausgesprochen hat.«
    »Er war ein Diener Gottes. Keiner von uns war seiner Liebe würdig.«
    »Wie praktisch.« Ben lachte auf. »Denn er war gar nicht fähig zu lieben.«
    Minouschka? War das ein Kosename, den Minas Vater für seine Tochter benutzt hatte?
    »Er hatte dich auserwählt, Ben. Er wollte, dass du sein Nachfolger wirst. Deshalb hat er dich in sein Haus geholt. Du solltest sein Abbild werden.«
    Ben war bei ihren Worten unruhig geworden. Es hielt ihn kaum noch auf seinem Sitz.
    »Das glaubst du? Immer noch?«
    »Ja. Das glaube ich.«
    Ben fuchtelte mit dem Messer herum, das er überhaupt nicht mehr wahrzunehmen schien.
    »Er brauchte Opfer, die ihm ganz und gar ausgeliefert waren. Er hatte Spaß daran, sie zu quälen. Alles andere war bloße Verschleierung.«
    »Es waren Prüfungen, Ben. Um unsere Gottesfürchtigkeit zu testen. Er musste von uns mehr verlangen als von anderen.«
    Ben drehte sich so weit zu Mina herum, wie es ging.
    »Diese Seite an dir habe ich immer verabscheut. Deine Demut. Deine verdammte Unterwürfigkeit. Vaters gehorsame Minouschka. Ich dachte, du hättest in der Zeit, die du weg warst, etwas gelernt.«
    »Freiwillig hätte ich meinen Vater nie verlassen.«
    »Ach! Und wer hat dich dazu gezwungen?«
    »Die andern.«
    Ben sah erst mich an, dann Merle. Er wusste nicht, dass Mina multipel war, hatte noch nie etwas von dem Team gehört. Klar, dass er Mina falsch verstehen musste.
    »Die andern. So.«
    »Vor allem Cleo. Und Marius.«
    Bevor die Eifersucht Ben womöglich zu einer Kurzschlusshandlung verführen konnte, lenkte ich ihn ab. »Da ist eine Kreuzung. Wie soll ich fahren?«
    Ben orientierte sich mit einem raschen Blick auf die Schilder. »Links«, sagte er. Und dann: »Wer ist Marius?«
    Minouschka musste eine Persönlichkeit sein, die sich mit dem Vater arrangiert hatte. Sie musste diejenige sein, die für das Überleben in der religiösen Welt der Wahren Anbeter Gottes zuständig gewesen war. Und sie war diejenige, die sich von Anfang an auf Bens Seite gestellt hatte.
    Sie war ein Stück von Merle abgerutscht. Als wollte sie noch deutlicher machen, zu wem sie gehörte und mit wem sie nichts gemein hatte.
    »Lass uns nach Hause fahren, Ben. Lass uns alles

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