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Der Schichtleiter

Titel: Der Schichtleiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Seinfried
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wache ich auch wieder auf. Ich weiß nicht genau, was ich geträumt habe, aber mein Schwanz teilt mir mit, dass es etwas Versautes war. Da klingt dann die Stimme meines Vaters gleich doppelt schrecklich: „Finn! Schläfst du etwa noch?“ Er klopft kräftig an meine Tür.
    Ich sehe zum Wecker. Ach du Scheiße! „Nein!“, rufe ich entsetzt. „Bin sofort fertig!“
    „Ich fahr in fünf Minuten los!“
    „Kein Problem!“ Und ob das ein Problem ist!
    „Darf ich reinkommen?“
    Auch das noch! „Ich komm gleich runter!“
    Jetzt zögert er und steht vor meiner Tür rum! Schön, mit der Latte in der Hose komme ich schlecht an ihm vorbei. Duschen kann ich vergessen. Wie ich solche Tage liebe! Immerhin hab ich keine Zeit, um mir über Marco und Benny und Werner und Lukas Gedanken zu machen. Hat alles seine guten Seiten …
    „Ich will jetzt losfahren!“
    „Nerv nicht! Ich bin in fünf Minuten unten! Los, lass schon mal den Wagen an!“
    Es dauert eine Ewigkeit, bis ich meinen Vater auf der Wendeltreppe höre. Dann eile ich schnell ins Bad, um mir die Zähne zu putzen. Duschen kann ich ja auf der Arbeit.
    Später im Wagen ist mein Vater ziemlich still. Außer einem grummelnden Kommentar, dass ich tatsächlich acht Minuten gebraucht habe, anstatt der versprochenen fünf, gibt es nichts zu erzählen.
    Schon als ich mich dem Werksgebäude nähere, fühle ich mich wieder seltsam. Das ist so ein bescheuertes Hin und Her in mir. Einerseits möchte ich am liebsten sofort in der Personalabteilung Bescheid geben, dass ich nicht länger hier arbeiten kann, andererseits spüre ich so eine kitzelige Aufregung, weil ich nicht weiß, was heute passieren wird.
    Benny sitzt im Nichtraucherraum und spielt mit seinem Handy rum. Ich tue so, als ob ich ihn nicht sehe und gehe gleich zu Hayo und Vitto rüber.
    „Morgen.“
    Zur Antwort erhalte ich lediglich Gemurmel. Die Auflagen stärkste Tageszeitung Deutschlands muss echt mitreißende Geschichten erzählen …
    „Heute wie immer?“, frage ich und höre zufrieden das gleiche zustimmende Gemurmel. Das ist sehr gut, dann hab ich nämlich noch genügend Zeit. Eigentlich eine super Idee, lieber länger zu schlafen und dafür vor Arbeitsantritt in der Firma zu duschen …
    Kurz überlege ich, ob ich Benny auch begrüßen soll. Ich entscheide mich dagegen. Das Schlimme ist, dass ich ihn gar nicht mehr so scheiße finde. Aber das ist blöd, weil ich ihn gern scheiße finden möchte.
    Im Duschraum treffe ich Kevin, den Werkstudenten vom Nachbargebäude. Wie immer lächelt er total süß. Ist mir sofort unangenehm, dass ich so verschlafen reinkomme.
    „Scheiße, bin spät dran“, sagt er.
    „Bei mir geht’s erst in einer halben Stunde los.“
    „Die lästern auch alle über euch, weil ihr hier so einen Lenz habt.“ Er zwinkert und sieht dabei einfach zum Knutschen aus.
    „Ach komm, ihr macht euch ebenfalls nicht kaputt!“
    „Nee!“
    Ich drehe mich mal sicherheitshalber weg, damit ich nicht schwach werde. Außerdem ist es mir immer ein wenig unangenehm, wenn Kevin in der Umkleide ist. Da gibt’s jedes Mal Ständeralarm. Blöd, dass er wohl erst kurz vor mir reingekommen ist. Natürlich kann ich mir einen neugierigen Blick über die Schulter nicht verkneifen. Fast lache ich laut los.
    „Was ist?“, fragt Kevin unsicher.
    Selbstverständlich hat er mein Glucksen bemerkt. „Das ist meine Lieblingsunterhose!“
    „Sorry, Mann, aber Snoopy ?“
    „Ich steh auf die Peanuts !“
    „Na hoffentlich hast du in der Hose nicht auch nur Peanuts …“ Noch während ich es sage, schießt mir schon die Hitze ins Gesicht. Wie scheiße ist der Spruch denn bitte? Das kann man ja gleichermaßen als Anmache verstehen …
    „Auch so einer von der coolen Sorte? Nur Baggys und Goldkettchen und Ghetto?“
    Ich bin Kevin sehr dankbar, dass er meinen Ausrutscher einfach übergeht. „Klar, total! Du weißt doch, wie ich hier nach Feierabend immer rumlaufe. Absolut Gangsta !“
    „Die Shorts hab ich von meiner Freundin bekommen …“
    „Ja, ist ja in Ordnung. Ich wollte dich deshalb nicht aufziehen.“
    „Nur, damit du nix Falsches denkst …“
    Ich überlege: Was könnte ich denn Falsches denken? Ist das jetzt die versteckte Ansage an mich, dass ich die Finger bei mir behalten soll? Ich grinse breit. „Du und deine Freundin, ihr seid aber nicht mehr zusammen, oder?“
    Er kommt aus dem Tritt, als er in seine Arbeitshose steigen will. „Huh, Scheiße – wieso?“
    „Na, wegen der Snoopy

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