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Der Schichtleiter

Titel: Der Schichtleiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Seinfried
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andere Mädels – oder vielleicht probier ich mal was anderes.“
    Ich lache. „Was anderes? So viel Auswahl gibt’s nun nicht, oder? Entweder Mädels oder Jungs.“
    Jetzt wird er richtig rot. „Ähm, ja, oder man bleibt Single.“
    „Ja, okay, das geht natürlich auch.“ Ich ärgere mich, dass ich mich mit meiner Vermutung so weit vorgewagt habe. Der Kerl ist einfach nur süß, aber nein, ich will mir da nichts mit ihm vorstellen. Das Burschi ist mir definitiv zu unschuldig.
    „Meinst du das mit den Jungs etwa ernst?“, fragt er unerwartet und kriecht fast in seinen Spint hinein.
    Ich atme tief durch, weil ich ahne, was jetzt kommt. Ich hab’s ja gewusst! „Warum nicht?“
    „Und bei dir? Stehst du … Also – hast du eine Freundin – oder …“
    „Ich hab ‘nen Freund.“
    „Oh – ah, mmh …“ Er schaut mich scheu an und nickt übertrieben.
    Ich ziehe mir meine Arbeitsklamotten an und bemerke amüsiert, dass Kevin sich absichtlich langsam auszieht. Normalerweise hätte er schon fünf Mal unter der Dusche stehen können. Aber ihm brennt ganz offensichtlich etwas auf der Zunge.
    „Wenn du – einen Freund hast – also, dann – bist du schwul?“
    Ich lache. „Ja, so nennt man das.“
    „Okay.“ Er ist richtig verlegen. „Und – ähm – wenn du einen Freund hast – also – dann kannst du wohl – nicht mit anderen ausgehen, was?“
    „Ist das eine versteckte Einladung?“
    Kevins Gesichtsfarbe legt sich noch mal kräftig ins Zeug. Trotzdem nickt er tapfer.
    „Ich fühl mich echt geschmeichelt. Wenn ich keinen Freund hätte, würde ich sofort ja sagen.“
    „Ja-ja …“
    „Hey!“ Ich kann nicht anders, ich muss den Kerl einfach in den Arm nehmen, obwohl das sicher ein wenig seltsam ist, da er doch lediglich in Shorts da steht. Aber sexuelle Gedanken schiebe ich jetzt besser mal beiseite. Ich drücke ihn an mich. „Ich bin eh – zu alt für dich, okay?“
    „Wieso?“
    Ja, wieso eigentlich? So viel älter bin ich nun auch nicht. Wenn ich an Marco denke, das ist schon eher ein Altersunterschied. Aber mein sexuelles Alter unterscheidet sich von dem Kevins offenbar gigantisch. Nur davon kann ich jetzt wohl kaum anfangen.
    Ich löse mich wieder von ihm und klopfe besänftigend seinen Rücken. „Wenn du ein paar Erfahrungen sammeln willst …“
    Kevin unterbricht mich: „Ich will gar keine Erfahrungen sammeln, ich will Sex. Aber irgendwie finden mich alle nur süß und wollen Freunde sein …“
    Ich kann mir nur mühsam ein Lachen verkneifen, weil er in der Tat mehr als süß aussieht, wie er da leicht bockig herumschmollt.
    „Komm, du findest schon jemanden, der sich auch – tiefergehend für dich interessiert!“
    Kameradschaftlich boxe ich ihm auf den Oberarm, damit er mir nicht ansieht, dass er genau die beschriebene Wirkung auf mich hat – süß und Freunde sein …
    „Au!“ Er schiebt die Augenbrauen zusammen. „Anstatt mich zu schlagen …“
    „Machst du schon wieder die Azubis an?“, funkt plötzlich Bennys Stimme dazwischen. Er steht mit in die Seite gestemmten Armen am Eingang und sieht tatsächlich etwas verärgert aus.
    „Was willst du?“, frage ich, ohne auf seine Unterstellung einzugehen. Von Anmachen kann diesmal wirklich keine Rede sein. Vielmehr habe ich mich von dieser Idee endgültig verabschiedet.
    „Werner wartet auf uns. Du bist zu spät.“
    „Wir fangen doch frühestens …“
    „Die Anlage ist ausgefallen und wir sollen oben die letzte Tranche abfüllen.“
    Verdammt! „Die Anlage ist …“ Ich breche ab, weil mir klar wird, was das bedeutet.
    Benny grinst breit. „Los, ich hab keine Lust, alles allein zu machen!“ Dann verschwindet er wieder.
    „Na, du hast ja gehört“, sage ich zu Kevin. „Ich muss wohl ran. Ich wünsch dir ein paar schöne Tage.“
    Kevin nickt nur. Ich sehe in seinen Augen, dass unser Gespräch wohl nicht so gelaufen ist, wie er sich das vorgestellt hat. Aber ich bin mir sicher, dass es besser so ist. Wer weiß, vielleicht würde ich ja doch schwach werden …
    Draußen fängt mich Werner ab und motzt mich auch gleich an, weil ich zu spät bin. Er erklärt mir, dass wir keine neue Tranche beginnen können, weil ein Ventil kaputtgegangen ist, das erst morgen früh ausgetauscht werden kann. Da wir nicht unter Hochdruck produzieren, ist es wohl nicht so schlimm. Komisch finde ich es aber trotzdem. Das Schichtsystem ist ja schließlich extra so angelegt, dass rund um die Uhr produziert werden kann, sodass die Anlage

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