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Der Schichtleiter

Titel: Der Schichtleiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Seinfried
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voll ausgelastet ist. Und da soll es plötzlich nicht so wild sein, wenn mal eine Tranche oder auch zwei ausfallen? Ich hab natürlich sofort den Verdacht, dass Werner da seine Finger im Spiel hat. Heute ist er ja mit Benny und mir allein. Aber das wäre schon der Hammer, wenn er für seine Sexfilmchen die Produktion hier lahmlegt. Wenn ich ihm das nachweisen könnte, dann hätten wir ein Patt und dann wäre Essig mit Filmchen …
    Ich kontrolliere kurz die Temperatur der Produktsuppe in der Nachbarhalle. Wenn wir wirklich oben nur abfüllen müssen und das Zeug hier unten runterkühlen und schleudern und danach ebenfalls abfüllen, dann haben wir in der Tat kaum was zu tun. Da bleibt ziemlich viel Zeit für Spielchen … Und heute habe ich mir für Benny etwas ganz Besonderes ausgedacht. Ich reibe meine Handgelenke, die noch immer leicht schmerzen.
    Für die Arbeit im Reinraum brauchen wir gut eine Stunde, weil wir uns Zeit lassen. Benny arbeitet normal mit und verschwindet sogar einmal nach unten, um die Temperatur der Folgetranche zu dokumentieren. Dann sind wir fertig und sitzen blöd im Aufenthaltsraum herum. Ich bemerke seine Blicke natürlich, gehe aber nicht drauf ein.
    „Willst du mir nicht erzählen, was du mit dem Alten für einen Deal hast?“, frage ich nach einer Weile.
    „Deal?“ Benny grinst und ich weiß sofort, dass ich mit meinem Verdacht ins Schwarze getroffen habe. Gezweifelt hab ich da ja ohnehin nicht sehr.
    „Na ja, ist doch schon ein komischer Zufall, dass du schwul bist und auf solche Aktionen stehst. Überhaupt, dass du zufällig genau hier jobbst und auch noch in meiner Schicht landest. Exakt in dem Semester, da der Schichtleiter auf Hobbykameramann macht. Seltsam, oder?“
    „Tja, Zufälle gibt’s …“
    Damit ist das Thema abgehakt. Ich weiß, dass nicht mehr aus Benny herauszubekommen ist. Aber immerhin bin ich mir nun absolut sicher, dass da irgendwas läuft ... nur wo das alles hinführen wird ... Es ist schon ein wenig unheimlich, wenn ich bedenke, was Werner bereit ist, aufs Spiel zu setzen. Klar, er hat ohnehin nicht mehr lang. Dennoch wäre es ein Riesenskandal, wenn das hier rauskäme.
    Mir fällt auf, dass Benny mich beobachtet.
    „Was?“
    „Nichts.“
    „Warum glotzt du dann so?“
    „Weil ich wissen will, was in deinem Kopf vorgeht.“ Er grinst.
    „Ach, und das erfährst du, indem du blöd glotzt, oder was?“
    Er lacht. „Bei dir schon …“ Dann wird er plötzlich wieder ernst. „Was immer du dir da gerade ausdenkst: lass es!“
    „Was denk ich denn?“
    „Wenn du wirklich aussteigen willst, dann kennst du das Codewort.“
    Ich fühle mich mit einem Mal ganz seltsam. Das Codewort? Papagei ? Es dauert eine Weile, bis ich Bennys Worte begreife: Wenn du wirklich aussteigen willst … Also, wenn ich mir den Scheiß mit dem Werner nicht mehr bieten lassen will? Jetzt komme ich mir wirklich so vor, als könne Benny in meinen Kopf gucken. Will er mir etwa damit sagen, dass er mir helfen würde, aus dem Mist auszusteigen?
    „Und was passiert, wenn ich das Codewort benutze? Stehst du dann plötzlich auf meiner Seite und machst den Retter?“
    Benny zuckt mit den Schultern. „Das wirst du sehen.“ Er sieht nicht mal von seinem Buch auf.
    Ich habe ja schon gemerkt, dass Benny sich lange nicht alles sagen lässt vom Zielke. Irgendwie hat er die Möglichkeit, hier mitzubestimmen. Ob er irgendwas über den Kerl in der Hand hat? Noch viel wichtiger ist aber die Frage: Will ich aussteigen? Das wirst du sehen. Wenn ich jetzt nichts sage, dann gilt das zumindest Benny gegenüber als Zustimmung. Obwohl der sicherlich auch so bemerkt haben dürfte, dass ich ihn nicht gänzlich unattraktiv finde … Und ich kann mir nicht vorstellen, dass das Codewort auch für ihn selbst gilt. Bestimmt lässt er dann lediglich gegenüber Werner seine Muckis spielen und …
    Die Tür zu den Aufenthaltsräumen wird aufgerissen und unser Schichtleiter seht im Flur. „Jungs, mitkommen!“
    Kurz darauf finden wir uns in seinem Büro ein. Es ist natürlich klar, was jetzt passiert. Benny und ich ziehen uns aus, Werner schnappt sich die Kamera und los …
    „Wir haben heute ja ein bisschen Zeit“, unterbricht Werner meine Gedanken. „Ich hoffe, ihr seid fit, ich will zwei Videos drehen.“
    „Ach“, mache ich und es klingt genauso verächtlich, wie ich es empfinde. „Sollen wir dann anfangen? Nicht, dass uns die Zeit davonrennt und du am Ende zu wenig Wichsvorlagen hast.“
    Benny

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