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Der Schichtleiter

Titel: Der Schichtleiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Seinfried
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tapfer, obwohl ich ihm deutlich anmerke, dass es ihm etwas unangenehm ist. Aber wie echte Männer das dann so machen: Sie stürzen sich in Gespräche über ihre Arbeit. Lukas unterhält sich notgedrungen mit meiner Mutter, weil ich ziemlich einsilbig bin. Total steif alles. Es läuft trotzdem erheblich besser, als ich zu hoffen gewagt hatte – erst recht unter diesen katastrophalen Bedingungen.
    Nach gut einer halben Stunde halte ich es schließlich nicht mehr aus. Also passe ich einen geeigneten Moment ab, um Marco und mich rauszuboxen.
    „Lukas, kommst du mit?“, frage ich etwas widerwillig. Trotz allem bin ich doch gnädig und will ihn nicht mit meinen Eltern allein lassen. Was die sich aber jetzt denken? Drei Schwule oben allein auf dem Zimmer, die was besprechen wollen … Na ja, ich hoffe mal, so weit denken die nicht, auch wenn sie zwar alt, aber nicht dumm sind. Und meine Mutter schweigt ohnehin zu dem seltsamen Schauspiel von vorhin. Wie peinlich! Sie hat Lukas nackt gesehen!
    Oben in meinem Zimmer schaffe ich es gerade noch, die Tür hinter mir zu schließen, als auch schon die Tränen hervorbrechen. Ich bin eigentlich nicht der tränenreiche Typ, doch jetzt gerade ist genau der passende Zeitpunkt.
    Ich lasse mich von Marco trösten, während Lukas an meinem Schreibtisch sitzt und betreten vor sich hinstarrt. Nach einer Weile kriege ich mich wieder ein und fange an zu erzählen. Lukas hilft mir hier und da, was mich erst total nervt. Aber dann bin ich ziemlich dankbar, diesen unglaublichen Wahnsinn nicht völlig allein vortragen zu müssen. Nur die Tatsache, dass ich mit Lukas die letzten Nächte verbracht habe, die lassen wir beide aus.
    „Das ist mal eine Geschichte“, sagt Marco am Ende.
    Daraufhin herrscht langes Schweigen.
    „Wie? Das ist jetzt alles?“ Ich bin etwas überrumpelt. „Ich werde …“ Nein, nicht schon wieder die Pornodrehs erwähnen. „Ich heule mir hier die Augen aus dem Kopf und tische dir – ach …“ Ungläubig schüttle ich den Kopf. „Das ist alles , was du dazu sagst?“
    Er zuckt mit den Schultern. „So wie ich das verstanden habe, hat dich das Arschloch gezwungen, mit einem süßen Kerl rumzumachen, oder? Ich schätze mal, das wäre nicht passiert, wenn er dich nicht in der Hand gehabt hätte …“
    „Woher weißt du denn, dass der Kerl süß ist?“, fragt Lukas.
    „Das weiß ich nicht“, antwortet Marco ein wenig unsicher. „Aber so, wie ich davon ausgehe, dass Finn mich nicht ohne Grund betrügen würde, gehe ich auch mal davon aus, dass er sich bei einem hässlichen Kerl vielleicht doch irgendwas hätte einfallen lassen, um aus der Sache rauszukommen.“
    Mir bleibt die Luft weg. Am liebsten würde ich aufspringen und Marco eine scheuern. Dann wird mir allerdings klar, dass er genau mit dieser Einschätzung wohl den Nagel auf den Kopf getroffen hat. Ich hätte ja durchaus irgendeinen Weg finden können, mich aus der Sache rauszuwinden – und wenn ich nur den Krankenschein schon vorher gezogen hätte … Das muss Marco natürlich auch klar sein. Ich komme mir ziemlich dumm und arschig vor.
    „Nicht gerade fair“, sagt Lukas ruhig.
    Marco schnaubt. „Was machst du eigentlich hier und woher weißt du von den Videos?“
    Lukas schweigt, was zweifellos völlig bescheuert rüberkommt.
    „Habt ihr miteinander rumgemacht?“ Marcos Stimme klingt recht gefasst, so, als ob er ohnehin damit rechnet.
    Jetzt schweigen wir beide und geben so unser Vergehen unausgesprochen zu.
    „Finn?“
    Ich schlucke, schaffe es aber dennoch, meinem Freund – oder jetzt wohl eher Ex-Freund – in die Augen zu schauen.
    „Ich will, dass du mit mir kommst. Kannst du deinen Job morgen kündigen?“
    „Ähm, ich …“ Ich bin überfordert. „Morgen kündigen? Ich weiß nicht, wie das mit der Frist von zwei Wochen ist. Außerdem bin ich jetzt erst mal krank …“
    „Das finden wir dann heraus, wie wir das regeln. Du kannst ab sofort in den Semesterferien bei mir in der Firma arbeiten, o.k.?“
    Ich nicke unsicher, auch wenn ich gerade keinen Plan habe, wo mich das alles hinführen soll.
    „Na ja“, mischt sich Lukas ein, „wenn erst mal die Anzeige steht, dürfte das mit der Kündigung wohl recht einfach sein.“
    „Anzeige?“, fragt Marco.
    „Klar, da kann nicht irgendwer unerlaubt Sexvideos von anderen hochladen. Und die Umstände, wie die entstanden sind …“
    Plötzlich sieht mich Marco ziemlich ernst an. „Weshalb hast du bei dem ganzen Mist mitgemacht? Damit dein

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