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Der Schichtleiter

Titel: Der Schichtleiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Seinfried
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Vater nichts davon erfährt, oder?“
    Irgendwie habe ich das Gefühl, dass es gerade gar nicht mehr so richtig um mich geht. Marco und Lukas tragen da wohl einen Kampf aus, wer das Beste für mich will. Das Beste allerdings wäre Ruhe.
    „Wenn ihr wollt, könnt ihr euch gern ein wenig den Kopf zerbrechen, was zu tun ist. Ich gehe nach nebenan und mache nichts, okay?“
    Beide gucken mich entgeistert an.
    „Leute, ich habe tierischen Scheiß gebaut und will nicht, dass ihr euch jetzt noch in einen Schwanzvergleich reinsteigert.“ Ich wende mich an Marco. „Ja, ich will mit dir zurück, und wenn es okay ist, arbeite ich ab sofort in den Semesterferien in der Unternehmensberatung.“ Dann schaue ich Lukas an. „Und du hast recht mit der Anzeige. Vielleicht sollte ich auch da lieber auf meine Eltern vertrauen. Dass ich mit Kerlen schlafe, wissen sie nun ja ohnehin. Aber das entscheide ich nicht jetzt und ich werde auch nicht länger hier zwischen euch stehen und – keine Ahnung. Ich weiß nicht, was das gerade soll!“
    „Hey!“ Lukas springt auf und umarmt mich stürmisch. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht nerven. Ich wollte eigentlich gar nicht hier bleiben, aber …“ Mit einem Blick auf Marco nimmt er wieder etwas Abstand. „Wir sind Freunde und ich will dir helfen, okay?“
    Ich nicke. „Okay.“
    „Lass uns einfach ganz ruhig drüber reden. Wir sind zu dritt, da fällt uns schon was ein.“
    Marco räuspert sich. „Ich glaube, das Beste wäre jetzt, wenn Finn ein wenig Ruhe bekommt. Reden können wir später immer noch, Finn und ich.“
    Ich sehe meinen Freund irritiert an. So abweisend kenne ich ihn gar nicht und eigentlich wäre es eher sein Part gewesen, alles ruhig und vernünftig durchzusprechen. Aber er sagt gerade das Zauberwort: Ruhe .
    „Lukas, willst du noch bleiben?“ Ich nicke ihm gutmütig zu.
    „Ähm, ja, wär schon nett.“
    „Okay. Tut mir übrigens leid, dass ich dich vorhin angebrüllt habe.“
    „Ist schon gut.“ Er steht ein wenig verlegen rum. „Ich sehe das richtig, dass ich wieder vor die Tür gesetzt werde?“
    „Nebenan gibt’s ‘nen Fernseher.“ Ich grinse.
    Er zögert einen Moment. „Ich schau mal, vielleicht fahre ich doch noch heute, wenn RTL nicht ausreichend Mist sendet.“
    „Wegen mir musst du nicht fahren …“

20

Trautes Heim …
    Als Lukas endlich drüben ist, habe ich Marco zum ersten Mal seit Wochen wieder für mich allein. Er sieht noch so aus, wie ich ihn kenne, aber ich spüre, dass er nicht mehr derselbe ist. Also gehe ich nicht zu ihm, sondern stehe unschlüssig herum.
    „Was ist? Kommst du nicht her?“ Er lächelt, was mich ziemlich irritiert. Bei allem, was passiert ist, gibt es eigentlich nichts zu lächeln.
    „Ich habe dich vermisst“, sage ich leise. „Es war eine Scheißidee, in den Semesterferien herzufahren.“
    „Ich habe dich auch vermisst.“
    „Aber du hattest viel zu tun …“ Es klingt wie ein Vorwurf – und das ist es auch.
    „Komm her!“
    Obwohl ich mir bewusst bin, dass er meiner unausgesprochenen Frage ausweicht, gehe ich zu ihm hin. Er drückt mich an sich und zieht mich aufs Bett.
    „Ich liebe dich trotz allem“, sagt er und küsst mich.
    Es fühlt sich ein wenig komisch an, aber ich bin auch unglaublich froh. Ich weiß nicht, ob ich ihm so leichthin ein paar Seitensprünge verzeihen könnte.
    Da trifft es mich plötzlich wie ein Blitz: Er hatte viel zu tun, konnte sich nicht mal kurz melden, nimmt die ganze Sexgeschichte so lockerleicht hin, verzeiht mir mal eben und streichelt mir jetzt gerade über den Bauch nach unten?
    Bevor seine Hand zwischen meinen Beinen landen kann, halte ich ihn auf. „Wie kannst du das einfach so hinnehmen?“ Mit einem Mal denke ich auch an seine Reaktion auf die mögliche Anzeige und dass er nicht will, dass Lukas mit uns zusammen eine Lösung überlegt. Irgendwie ist das doch seltsam!
    „Du hattest auch was laufen!“, sage ich und bin mir völlig sicher, dass es nicht anders sein kann.
    Er zögert. „Und wenn?“
    Wow, das tut richtig weh. Dabei bin ich wohl der Letzte, der sich darüber aufregen darf.
    „Sehen wir das wirklich so ernst?“, fragt er leise. „Wir lieben uns doch trotzdem. Mit deinem Lukas hatten wir schließlich auch schon …“
    „Das war was anderes“, unterbreche ich ihn. Ich kann noch immer nicht glauben, dass wir gerade dieses Gespräch führen. Wenn Marco nur ans Telefon gegangen wäre, wenn es eine normale, intakten Beziehung gewesen wäre,

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