Der Schichtleiter
jetzt, dass du dich gern filmen lässt und es durchaus noch mit anderen treiben willst.“
„Sag mal, spinnst du?“ Ich kann mich nur mit Mühe zurückhalten. „Weißt du eigentlich …“
„Ja, ich weiß es!“, unterbricht mich Marco. „Und es tut mir wirklich leid. Ich bin viel zu weit gegangen!“
„Na, das ist wohl ein wenig untertrieben, findest du nicht?“
„Ich – ich liebe dich wirklich, Finn.“ Er schließt die Augen und schluckt mehrmals. Ich weiß genau, dass jetzt noch was kommt, das mir wieder den Boden unter den Füßen wegzieht.
„Ich liebe dich“, fängt er noch mal neu an, „aber ich glaube, so eine reine Zweierbeziehung …“
Ich lache auf. „Du willst mir jetzt nicht eine offene Beziehung vorschlagen, oder?“
Marco sieht mich an. „Doch. Ich glaube, du und …“
„Moment-Moment!“ Ich schreie ihn fast an. „Was ist der wahre Grund für das Theater? Geht es dir wirklich um den Zielke? Oder willst du mir hier den Schwarzen Peter zuschieben, damit du einen Freifickschein aushandeln kannst?“
Ich bin richtig sauer und muss mich aufsetzen. Mein Atem rast. All die Sorgen, das tagelange schlechte Gewissen, meine Angst, dass alles doch herauskommt und mein Vater …
„Finn, es tut mir leid! Das Ganze ist aus dem Ruder gelaufen! Eigentlich hatte ich Benny angeheuert, um den Zielke anzumachen und mir Material zu beschaffen, aber – na ja, irgendwie kam ich dann auf die Idee, dass ich daraus auch gleich einen – ähm, Treuetest machen könnte …“
Jetzt springe ich aus dem Bett. Ich halte das nicht mehr aus. Deshalb also das Codewort! Wenn ich es gesagt hätte, wäre das ein Zeichen gewesen, dass ich mich auf jeden Fall gegen die Übergriffe stelle? Wie albern! Benny ist doch erst mit seinem Papagei um die Ecke gekommen, als schon alles zu spät war! Und trotzdem fühle ich mich noch schuldig. Kurz durchzuckt mich die Gewissheit, dass ich mich nur deshalb so aufrege, weil ich ja schließlich versagt habe, bei diesem Treuetest .
„Was sagt denn dein toller Test zu meinen Versuchen, dich anzurufen und mit dir zu sprechen? Warst du wirklich arbeiten oder doch nur zu beschäftigt, dir den ganzen kranken Scheiß auszudenken? Weißt du, deinen Treuetest kann man auch in die andere Richtung lesen! Ich habe nicht nur aus Sehnsucht bei dir angerufen, sondern auch, um mir Hilfe und Beistand in einer ziemlich ausweglosen Situation zu holen! Da kam von deiner Seite nur Schweigen. Und jetzt stellt sich heraus, dass du es warst, der mich überhaupt erst in diese Scheiße reingeritten hat. Wie bewertest du denn diese Treue?“
Marco setzt sich auf und legt den Kopf in die Hände. Dann nickt er. „Du hast recht. Du hast mit allem recht, Finn. Ich bin ein Arschloch. Und je mehr ich darüber nachdenke, desto – wahnsinniger kommt mir das alles vor. Ich war vollkommen blind, weil ich dachte, dass ich endlich die Möglichkeit habe, diesen Kerl zur Strecke zu bringen … Als du mir sagtest, dass du in den Semesterferien hier arbeitest – mein Gehirn hat einfach ausgesetzt. Der Plan schwirrte mir schon Ewigkeiten im Kopf rum, und dann kommt plötzlich diese Gelegenheit und ich konnte nicht mehr klar denken.“
In mir tobt alles. Aber die Geschichte vom widerlichen Nachbarn Zielke lässt mich nicht los. Der Kerl ist also ein verurteilter Sexualstraftäter! Doch sofort kippt mein Mitleid wieder.
„Weißt du eigentlich, dass dein ehemaliger Nachbar mir einen Finger in den Arsch gesteckt hat?“ Meine Stimme bebt vor Wut.
„Nein!“ Marco sieht mich an. „Ich habe ihm gedroht, er darf weder dich noch Benny anfassen!“
„Tja …“ Ich beiße die Zähne zusammen und zische mehr, als dass ich spreche: „Dann gehöre ich ja jetzt zum erlauchten Kreis derer, die schon mal von einem Kinderschänder gefingert wurden, was? Ich danke dir für diese Erfahrung.“
„Finn …“ Marco springt auf.
Ich halte ihn mit ausgestrecktem Arm auf Abstand. „Soll ich dir was sagen?“ Mühsam versuche ich mich unter Kontrolle zu halten. „Das ganze Ding hat mir wirklich Spaß gemacht! Ich hatte dir gegenüber ein schlechtes Gewissen – zu Unrecht, wie ich ja jetzt weiß –, aber jeder Fick hat mir gefallen. Und im Grunde macht es mir auch nichts aus, dass Dank dir jetzt Videos von mir im Netz sind. Wer weiß, vielleicht werde ich ja ein Pornostar, wie dein Danny-Benny Ding-Dong. Aber eine Sache verstehe ich nicht: Wieso konntest du nicht einfach mit mir reden? Wenn du so dringend noch irgendwen
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