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Der Schimmer des Ledger Kale

Der Schimmer des Ledger Kale

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
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her wie zwei Lassos bei dem Versuch, eine Geschichte einzufangen. Das mehrfache Schlagen der Fliegengittertür weckte einen schwarzen, wolfsähnlichen Hund auf seinem schattigen Verandaplätzchen.
    Bitsy, der Hund meines Onkels, bellte einmal, gähnte dann ausgiebig und wedelte mit dem Schwanz, als er mich erspähte. Bitsy war an ungewöhnliche Phänomene gewöhnt. Sie war vor Jahren als dreibeiniger Welpe auf die Ranch gehumpelt und nie mehr weggegangen.
    Doch selbst wenn es Bitsy nicht weiter kümmerte, erinnerte mich der ungewöhnliche, von drinnen nach draußen wehende Wind daran, dass dies nicht Indiana war. Hier war ich von lauter Menschen mit unerklärlichen Talenten umgeben, der Art von Menschen, die in Sarah Janes lächerlicher Zeitung – oder irgendeiner anderen Zeitung – für fette Schlagzeilen sorgen würden. Wir waren keine normale Familie. Und das hier würde auch keine normale Hochzeit werden. Die Familienregel beherzigend drehte ich mich zu Sarah Jane um.
    »Sag mir, was ich tun muss, damit du gehst.«

4
    Sarah Jane zum Verschwinden zu überreden kostete mich zehn Dollar, drei Schokoriegel, zwei Captain-Marvel-Comics und meinen Rucksack. Wenn sie eine so tolle Reporterin war, wie sie behauptete, und Hochzeiten eine Riesenauflage brachten, erschien es mir allerdings fraglich, ob sie tatsächlich wegbleiben würde. Fast wünschte ich mir, wir hätten tauschen können. Denn ich wäre froh gewesen, wenn jemand anders für mich die Hochzeitszeremonie abgesessen hätte.
    Aber Fish Beaumonts Hochzeit erwies sich als gar nicht so stinklangweilig und einschläfernd wie erwartet. Familie und Freunde versammelten sich oberhalb des Hauptgebäudes der Ranch auf einer Waldwiese, die zu drei Seiten von hoch aufragenden Goldkiefern umstanden war.
    In der Mitte der Freifläche wuchsen zwei große Birken, deren Äste sich wie Finger verschränkten und so einen Baldachin bildeten. Darunter warteten, flankiert von den säulenartigen Stümpfen zweier uralter Wacholdersträucher, die Braut und der Bräutigam. Auf beiden Stümpfen standen Körbe mit Blumen, die im Superzeitraffer blühten – vom Saatkorn zum ersten Spross bis zur Blume und wieder zum Saatkorn –, und über allem schwirrten einhundert Kolibris. Abgesehen davon, dass es aussah wie in einem von Fedoras Prinzessinnen-Zeichentrickfilmen, war es eigentlich ziemlich cool.
    Mein Knie wippte mechanisch auf und ab. Ich zerrte an der Krawatte, die Mom mir aufgezwungen hatte. Falls Sarah Jane auf der Suche nach einem echten Knüller doch wieder kehrtgemacht hatte, gingen ihr jetzt vor lauter Kuriositäten bestimmt die Augen über. Denn hier gab es beträchtliche Mengen Sonderbares . So viel, dass es locker eine ganze Zeitung füllen konnte.
    Aber obwohl die Sache mit Sarah Jane mir keine Ruhe ließ, war es schön, die Braut anzuschauen. Sie war hübsch. Und sie konnte schweben.
    Und zwar in echt.
    Fünfzehn Zentimeter über dem Boden.
    Die Erdanziehungskraft bereitete Mellie Danzinger nicht dieselben Probleme wie uns anderen. Mein Cousin Fish heiratete eine junge Frau aus einer anderen Schimmerfamilie, so wie Opa Bomba es gemacht hatte, als er vor langer Zeit Oma Dollop zum Altar führte. Ungewöhnliche Familien wie unsere gab es von Kalifornien bis nach Maine, quer durchs ganze Land, so dass es immer mal wieder zu solchen doppelt denkwürdigen Hochzeiten kam.
    Fishs zarte Windböen kräuselten den hauchdünnen Stoff von Mellies Kleid und Schleier, während sie in ihrer eigenen kleinen Anti-Schwerkraft-Zone schwebte. Doch als der Pfarrer die rosafarbene Familienbibel der Beaumonts aufschlug, zog Fish seine Braut mit einem schiefen Grinsen auf die Erde zurück.
    Fishs Haare sahen aus, als wären sie so oft starkem Gegenwind ausgesetzt gewesen, dass sie immer weiter von seiner Stirn zurückwichen wie trockenes Gras auf einem von Sturm gebeutelten Berghang. Mein Cousin war dreiundzwanzig, ziemlich erwachsen und alt genug zum Heiraten, aber um schon so kahl zu werden wie sein Poppa, erschien er mir bei weitem zu jung.
    »Der arme Junge hat die Statur seiner Mutter und die Frisur seines Vaters«, sagte Dad leise zu Mom und schmunzelte.
    »Worüber lacht Dad, Ledge?«, fragte Fedora im Flüsterton und stieß mir ihren Ellenbogen in die Seite. Obwohl ich so angespannt war wie eine aufgezogene Uhrenfeder, widerstand ich dem Bedürfnis zurückzukeilen; denn ich wusste, dass ich den Ärger bekommen würde, wenn meine Schwester anfing zu heulen.
    Während ich so mit den

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