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Der Schimmer des Ledger Kale

Der Schimmer des Ledger Kale

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
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Blinzeläuglein mit einem Tuch. »Dolly hatte wirklich einen Schimmer, von dem wir alle lange was haben!« Dann hörte Tante Jules auf zu schniefen. Sie reckte ihr Kinn in meine Richtung und beäugte mich wie ein trauriges Ausschussteil aus der Schimmerfabrik.
    »Stimmt es, dass an seinem Geburtstag nichts passiert ist, Dinah, Liebes?«, flüsterte sie Mom gut hörbar zu. Ich musste mich sehr zusammenreißen, um nichts Unhöfliches zu sagen. Dad schnaubte leise, tarnte das Geräusch jedoch rasch als Husten.
    »Das soll nicht deine Sorge sein, Tante Jules«, antwortete Mom. Ich kochte auf meinem Stuhl, aber Mom berührte mich einmal leicht am Handrücken, als wollte sie sagen: »Beachte sie gar nicht, Ledge.«
    Es war mir egal, dass sie Oma Dollops Schwester war; ich sah Tante Jules wütend an und spürte ein leises Kribbeln unter der Haut. Dann musste ich hilflos mit ansehen, wie ihre Armbanduhr auseinanderfiel. Rädchen, Sperrstifte und andere Getriebeteile flogen durch die Luft. Doch Tante Jules schien es gar nicht zu bemerken. Sie schnalzte zweimal abfällig mit der Zunge wegen meines Mangels an Talent und drehte sich wieder nach vorn, als die Fanfare aus dem Erdnussbutterglas verklang.
    »Pass bloß auf, Ledge!« Fedora beugte sich über mein erstarrtes Bein und wedelte mit dem Zeigefinger vor meiner Nase herum. »Und vergiss nicht: Sicherheit hat keine Ferien!« Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Dad sich ein Rädchen vom Ärmel wischte und über Fedoras Spruch den Kopf schüttelte – oder über seinen verqueren Sohn.
    Wenn Sarah Jane von irgendeinem Versteck aus zusah, hoffte ich, dass sie meine neuste Sachbeschädigung nicht mitbekommen und noch nicht bemerkt hatte, dass ich einfach eine Gefahr für mechanische Geräte aus Metall darstellte.
    Alle jubelten, als Fish und Mellie sich schließlich küssten. Alle außer mir. Und der Jubel setzte einen wilden Farbwirbel in Gang; Hunderte Schmetterlinge stiegen rund um das Paar auf und bildeten eine Art knallbunten Tornado, ehe der Schwarm sich in der Mitte teilte und – von Onkel Autry inszeniert wie eine Insekten-Flugschau – Formationen flog. Die hohen Birken knarzten und knarrten, während sie sich in dem fröhlichen, ausgelassenen Wind krümmten und wiegten, den Fish über die Lichtung wehen ließ.
    Die Frauen hielten ihre Kleider fest. Die Männer griffen nach ihren Krawatten. Ich blinzelte in den Wind, konnte aber nicht einmal eine Hand heben, um meine Augen abzuschirmen.
    »Hoffen wir mal, dass der Junge mit seinem verliebten Getose nicht übertreibt«, schnaubte Großtante Jules, als ihr blumengeschmückter Hut davonwehte. »Nicht, dass der junge Fish diese schönen Birken ruiniert. Solche Bäume wachsen nicht über Nacht, wie ihr wisst. Jedenfalls nicht, seit die letzte Beacham nicht mehr ist, die noch Talent besaß.«
    Der nächste Windstoß trieb eine Wolke aus Staub und Splitt auf uns zu. Großtante Jules schniefte und schnaufte und drückte sich einen ihrer dicken Finger unter die Nase, um ein Niesen zu unterdrücken.
    »Himmel! Nicht doch!«, rief sie und hielt den Atem an. »Wenn ich jetzt anfange zu niesen, katapultiere ich mich womöglich bis zur letzten Hochzeit auf dieser Ranch zurück. Ich würde ewig brauchen, um euch wieder einzuholen!« Da Großtante Jules mit jedem Niesen zwanzig Minuten in der Zeit zurückreiste, wünschte ich mir ein riesiges Gefäß mit Pfeffer herbei. Nur zu gern hätte ich sie in die Vergangenheit geschickt – bis in die Zeit der Dinosaurier.
    Der Wind legte sich, kaum dass Fish und Mellie sich auf den Weg hinunter zur Scheune machten, wo jetzt das eigentliche Fest beginnen sollte. Rocket Beaumont, der glücklich war über die Hochzeit seines jüngeren Bruders und dessen sichtliche Zufriedenheit, schob sich Funken versprühend mit den anderen Familienmitgliedern zwischen den Stuhlreihen hindurch und sorgte dafür, dass jedem in seiner Nähe kurzzeitig die Haare zu Berge standen.
    Niemand vergaß jemals, dass Rocket elektrisch geladen war. Mit siebzehn hatte er schlimme Stromausfälle und ein kolossales Chaos verursacht, nachdem Poppa Beaumont – mein Onkel Abram – wegen eines Autounfalls im Krankenhaus gelandet war. Und ein Jahr später hatte Rocket beschlossen, dass er auf Autrys Ranch besser aufgehoben war.
    Die Leute folgten den Frischvermählten plaudernd und lachend den Hügel hinunter. Fedora rannte davon, um endlich ihren Helm zurückzuholen. Als Mom sie gezwungen hatte, ihn für die Dauer der

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