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Der Schimmer des Ledger Kale

Der Schimmer des Ledger Kale

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
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Fragezeichen verwandelte, während ich nicht von der Stelle wich. Ich hörte sofort auf mit meinem leichtfertigen Tun, denn mir wurde klar, dass ich soeben vorgeführt hatte, warum Noble Cabot von unseren seltsamen Talenten wissen konnte – und eine Abneigung dagegen hatte entwickeln können.
    Onkel Autry startete den Motor und ließ ihn aufheulen, bis das Spinnennetz im Wagenfenster zitterte.
    »Halt einfach dein Versprechen, Ledger«, wiederholte er. »Und steck deine Nase nicht in Cabots Angelegenheiten!«

27
    Als Autry zur Ranch zurückkam, waren die Falten in seinem Gesicht tiefer als vor seiner Abfahrt. Mr Cabot hatte sich geweigert, mit ihm zu sprechen, und stattdessen zwei seiner Arbeiter angewiesen, meinen Onkel aus dem Firmengebäude von Cabot – Ankauf und Abriss und zurück zu seinem Pick-up zu geleiten.
    Am nächsten Tag legte Autry seine Cowboykrawatte mit dem Käfer ab, zog einen ordentlichen Anzug an und fuhr zur Bank in der Hoffnung, dort einen Kredit zu bekommen, um seine Schulden bei Cabot begleichen zu können. »Cabot hat Autry das Geld für den Bau des Insektenhauses geliehen – das war nach der Geburt der Zwillinge, als Autrys Frau gestorben war«, hatte Rocket mir an dem Tag erklärt, an dem das Zwangsvollstreckungsschild aufgestellt wurde. »Aber Cabot liegt nicht nur mit Autry im Clinch. Das eigentliche Problem geht viel tiefer. Er glaubt, dass er Sarah Jane auf diese Weise beschützt.« Rocket schnaubte, als er das sagte. Er wusste offenkundig mehr, als er mir verriet. Aber als ich ihn auszuquetschen versuchte, erwiderte er nur: »Verwundete Tiere können sehr gefährlich werden, Ledge. Und verwundete Menschen manchmal auch.« Er verzog entschuldigend das Gesicht. »Hör auf das, was Autry dir sagt, und sieh zu, dass du Cabot nicht zu nahe kommst.«
    Niemand brauchte Autry zu fragen, wie es bei der Bank gelaufen war. Er hatte noch nicht mal richtig geparkt, da schwebten schon dunkle Schwärme über der Ranch. Autry versank in einem für ihn untypischen Stimmungstief, verschwand manchmal stundenlang im Insektenhaus und kam mitunter erst lange nach Einbruch der Dunkelheit wieder heraus. Wir fanden Mehlwürmer in unseren Frühstücksflocken und Zikaden in unseren Socken. Die Honigbienen verfielen in Lethargie. Die Leuchtkäfer leuchteten nicht. Sogar die Grashüpfer hörten auf zu hüpfen; sie saßen einfach nur lustlos im Gras.
    Anrufe von Mom und Dad landeten unmittelbar auf Autrys Mailbox. Ebenso wie die von Tante Jenny und Onkel Abram. Autry kämpfte mit seinem störrischen Stolz. Er hoffte, seine Probleme aus eigener Kraft lösen zu können, denn er wusste, dass in der Familie keiner sonderlich gut bei Kasse war.
    Mir war es egal, dass Autry nie ans Telefon ging. Seit das Schild aufgestellt worden war, war ich nicht mehr laufen gewesen. Ich redete mir ein, dass ich meinen verstauchten Knöchel schonen musste. Aber in Wahrheit musste ich über einiges nachdenken. Und ich war noch nicht bereit, Dad zu erzählen, dass ich neue Ideen für meine Zukunft ausbrütete.
    Fedora und ich würden wahrscheinlich bald nach Hause fahren. Ich schätzte, dass Mom und Dad uns abholen würden, sobald sie von der Zwangsvollstreckung erfuhren, und dass es ihnen dann ganz egal war, ob ich Fortschritte im Umgang mit meinem Schimmer gemacht hatte oder nicht. Immerhin war ich mir ziemlich sicher, dass ich ihn inzwischen so weit im Griff hatte, dass ich unseren Minivan nicht demolierte. Und wenn ich fleißig übte, konnte ich im Herbst vielleicht auch wieder zur Schule gehen. Aber ich fragte mich, was Dad wohl davon halten würde, wenn ich ihm erzählte, dass ich die Leichtathletik drangeben und etwas Neues ausprobieren wollte – wie die Kunst-AG zum Beispiel. Was würden Josh und Ryan sagen, wenn ich meine Lego- und Fischertechnik-Baukästen entstaubte? Und was wäre erst los, wenn ich in den Fahnenmast vor der Schule einen Schmetterlingsknoten machen würde und Großmaul Brody es mitbekam und überall rumposaunte?
    Rocket und ich verbrachten immer mehr Zeit auf dem Schrottplatz. Jeden Morgen nach dem Frühstück fuhren wir mit seinem Ford dorthin; ich wollte vor meiner Abreise noch so viel wie möglich reparieren. Die Knucklehead machte prima Fortschritte – obwohl wir sie auf die altmodische Art zusammenbauten, Einzelteil für Einzelteil. Und obwohl Rocket und Winona manchmal abgelenkt waren.
    »Hallo!? Es ist ein Kind im Raum! Könnt ihr das Turteln bitte auf ein Minimum beschränken?«, rief ich

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