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Der Schimmer des Ledger Kale

Der Schimmer des Ledger Kale

Titel: Der Schimmer des Ledger Kale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Law
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am Arm, zog mich zu sich hin und rieb mir mit den Fingerknöcheln über den Schädel. »Dabei stehst du doch in Wahrheit voll auf der Leitung, Ledge. Wer hätte gedacht, dass das Zertrümmern von Sachen nur der eine Teil von deinem Schimmer ist?«
    »Ich jedenfalls nicht.« Ich schüttelte den Kopf und stimmte in Rockets Gelächter ein.
    »Winnie fährt den Ford jetzt raus.« Rocket ließ mich los und wies mit dem Kinn zur Werkstatt. »Ich weiß, du bist jetzt ganz schön aufgedreht, aber versuch dich ein bisschen zusammenzureißen, bis wir hier weg sind, ja? Wenn Winnie nicht das Radio angehabt und nicht in der Werkstatt mit dem Kopf im Wagen gesteckt hätte, hätte sie gesehen, was für ein Genie du wirklich bist, Ledger.«
    »Winnie?«, fragte ich immer noch viel zu aufgekratzt. »Heißt sie jetzt schon Winnie?«, hänselte ich meinen Cousin, ließ einen Haufen Radmuttern vor seine Füße rollen und formte ein Herz daraus.
    »Schon gut, schon gut.« Rocket lief rot an und trat die Radmuttern weg. »Du hast gerade Oberwasser, Ledge. Aber überspann den Bogen nicht.« Kaum dass Winona den Pick-up rausgebracht hatte, schob Rocket mich hinein und verpasste mir dabei einen ordentlichen Stromschlag.
    »Holst du mich dann um sieben ab?«, fragte Winona grinsend und beugte sich durch das offene Fenster zu Rocket.
    »Um sieben?«, wiederholte Rocket, und aus seinem Gesicht wich alle Farbe.
    »Ich dachte, es wäre abgemacht: Ich sehe nach deiner Bremse, und du lädst mich dafür zum Essen ins Gillette ein.« Winona wischte sich die Finger an dem Lappen aus ihrer Tasche ab und zwinkerte mir zu. »Ledge, sorg dafür, dass dein Cousin um sieben hier ist.«
    »Alles klar – Winnie .«
    Rocket warf mir einen raschen Blick zu. Auf dem Weg zurück zur Ranch hielt er das Lenkrad umklammert wie einen Rettungsring, pfiff dabei aber die ganze Zeit vor sich hin. Er war glücklich. Wir waren beide glücklich.
    Aber als wir uns der hoch aufragenden Hinweistafel zum Fliegenden Ochsenauge näherten, erstarb Rocket das Pfeifen auf den Lippen. Er trat fluchend auf die Bremse. Und als ich sah, weshalb er anhielt, fluchte ich auch. Direkt hinter dem Tor steckte ein großes, rot-weißes Schild im Boden:
    ZWANGSVOLLSTRECKUNG
    Ein Handwerker schmiss eine Schaufel auf die Ladefläche des Cabot -Pick-ups. Er hatte wohl das Loch für die Pfosten gegraben und war offenkundig gerade erst mit der Drecksarbeit fertig geworden. Wenige Meter entfernt lehnte Noble Cabot an der Motorhaube seines Lincoln und tippte mit seinem Stock auf den Boden. Er betrachtete das Schild … und lächelte.

26
    Ich hatte Rocket nicht erzählt, dass ich Mr Cabots Zaun demoliert hatte, und auch nicht, was sonst noch passiert war, bevor er mich an der Landstraße aufgegabelt hatte. Zu Onkel Autry hatte ich auch kein Wort gesagt. Und nachdem ich das Zwangsvollstreckungsschild gesehen hatte, fand ich auch nicht den Mut, ihm mein Herz auszuschütten – aus Angst, er würde es dann an seine fleischfressenden Käfer verfüttern.
    »Ich versteh das nicht, Ledge!«, rief Fedora, als ich vor dem Abendessen bis zur tiefsten Stelle des Flusses ging, um mich abzuschrubben; Bitsy planschte in der Nähe ebenfalls im Wasser herum. Fe stand, von ihren täglichen Ausflügen mit den Zwillingen wie immer dreckverkrustet, am Ufer und machte ein verwirrtes Gesicht.
    »Ledge! Sag mir, was das große Schild bedeutet.«
    »Es bedeutet, dass Onkel Autry die Ranch verlieren wird!«, brüllte ich über das Rauschen des Flusses hinweg und musste mich zusammenreißen, um meine Wut nicht an meiner Schwester auszulassen. »Es bedeutet, dass die Ranch bald jemand anders gehört, wenn Autry seine Schulden nicht bezahlen kann.« Ich schaute zu Bitsy, die auf zwei Beinen balancierte, während sie mit der dritten Pfote versuchte, einen Flusskrebs festzuhalten. »Und dann ist für jeden einzelnen von uns merkwürdigen Außenseitern Schluss mit lustig«, raunte ich dem Hund zu.
    »Das wird nicht passieren!«, krähte Fe, die mit ihrem viel zu großen Motorradhelm wie ein umgedrehtes Ausrufezeichen aussah. »Nicht, wenn ich, Marisol und Mesquite es verhindern können!«
    An diesem Abend war das gemeinsame Essen am Lagerfeuer eine düstere Veranstaltung. Der Abendhimmel war bewölkt, es würde Regen geben. Das Feuer knisterte kaum und prasselte zu keinem Zeitpunkt so richtig schön. Ich erzählte nichts von meinem Triumph auf dem Schrottplatz, da ich so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf mich ziehen wollte,

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