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Der schlafende Engel

Der schlafende Engel

Titel: Der schlafende Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia James
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kein Engel«, sagte April leise. »Du bist ein Monster.«
    Chessy fuhr herum und baute sich vor ihr auf.
    »Ja, das bin ich«, gab sie fröhlich zurück und beugte sich vor. »Das sind wir alle, auch dein wunderbarer Gabriel.«
    Wieder spürte April diesen Anflug von Paranoia. Was genau wusste Chessy von Gabriel? Und, was noch viel wichtiger war, woher?
    »Gabriel ist anders«, widersprach April, doch Chessy stieß ein hohes, schrilles Lachen aus.
    »Ach, Kind, du bist so naiv. Er ist noch viel schlimmer als wir alle. Er ist eine Killermaschine. Deshalb war er ja auch so nützlich für den König.«
    Sie wusste, dass sie nicht auf dieses abscheuliche Geschöpf hören sollte, dass sie April nur quälen und mit ihren Ängsten spielen wollte, trotzdem konnte sie sich die Frage nicht verkneifen.
    »Wer ist der König?«
    Chessy schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Weißt du das immer noch nicht? Nach all der Zeit?«
    Chessy warf den Kopf in den Nacken und lachte schallend, höhnisch, genüsslich. »Soll ich es dir zeigen?«, meinte sie. »Gib mir dein Telefon.«
    Sie griff in Aprils Tasche, zog ihr Handy heraus und öffnete den »Medien«-Ordner.
    »So, dann wollen wir doch mal sehen«, sagte sie. »Was nimmt ein Teenager so alles auf? Ihre Freundinnen?« Sie öffnete ein Foto – ein Schnappschuss von Fiona und Caro, Arm in Arm.
    »Aaah«, säuselte sie. »Wie schön. Und hat sie auch ein Foto von ihrem Freund? Oh, na ja, in diesem Fall wohl eher nicht.«
    Sie legte sich einen Finger auf die Lippen. »Von wem sonst noch?«
    Vielleicht lag es an ihrer eigenen Hilflosigkeit oder an der Tatsache, dass Chessy sich ungeniert über sie lustig machte, doch April spürte, wie kalte Wut in ihr aufstieg.
    »Halt die Klappe!« Sie nahm all ihre Kraft zusammen und warf sich auf Chessy, die prompt von der Statue rutschte. Mangels anderer Waffen schnappte sie das Handy, das Chessy im Sturz aus der Hand gefallen war, und schlug ihr damit ins Gesicht. Ihre Lippe begann zu bluten. Im ersten Moment wirkte Chessy verblüfft, doch dann begann sie zu kichern, während sie sich mit der Zunge das Blut ableckte.
    »Ist das alles?«
    Ohne jede Mühe hob Chessy April hoch und schleuderte sie zu Boden. Ehe sie reagieren konnte, hatte sie sie bei den Haaren gepackt und zerrte sie auf die Knie.
    »Glaubst du, dass es so auch bei deinem Vater war?«, fragte sie. »Dass er auf den Knien vor mir gekauert und um Gnade gewinselt hat?«
    April holte Luft, um sie anzuschreien, doch Chessy presste ihr die Hand auf den Mund. »Shhh«, machte sie. »Spar dir die Mühe, es gibt keine Gnade. Nicht für ihn und nicht für dich. Für niemanden.«
    Mit geradezu unmenschlicher Kraft hob Chessy April hoch und schleuderte sie gegen einen Baum. Durch die Wucht des Aufpralls wurde sämtliche Luft aus ihrer Lunge gepresst. April rang um Atem. Sie musste sich in Sicherheit bringen, doch sie war zu langsam. Chessys Hand schnellte vor, legte sich um Aprils Kehle und drückte sie gegen den Baumstamm.
    »Willst du wissen, wieso wir ihn getötet haben?«, fragte sie.
    April runzelte die Stirn und spürte, wie ihr schwindlig wurde. »Meinen … meinen Dad?«
    »Ja, April, deinen neugierigen Vater. Ich wette, du glaubst, wir hätten ihn wegen seiner Recherchen über Ravenwood getötet.« Sie stieß ein bösartiges, bellendes Lachen aus. »Nein, es war etwas Persönliches.«
    April bekam Chessys Hand zu fassen und versuchte, ihren Griff um ihren Hals zu lösen, doch es war, als wolle man die Wurzeln einer Eiche aus dem Boden ziehen. Chessy drückte immer fester zu.
    »Wir hätten ihn verwandeln sollen«, stieß sie hervor. »Das wäre ein Riesenwitz gewesen, was? Vielleicht hätte er euch alle getötet, einen nach dem anderen, als ihr nach Hause gekommen seid. So hätte ich es jedenfalls gemacht. Das hätte uns eine Menge Ärger erspart.«
    Einen Moment lang verdüsterten sich Chessys Züge. »Aber er hatte einen anderen Plan.«
    »Wer?«, krächzte April. »Der König?«
    Selbst nun, da sie den Tod vor Augen hatte, wollte sie Antworten haben.
    »Natürlich. Wer sonst, du dumme Nuss? Er wollte sich auf seine Weise um ihn kümmern. Fast wie in einem Shakespeare-Stück.«
    Der Sauerstoffmangel machte es April schwer, den Sinn von Chessys Worten zu erfassen. Ihr Gehirn fühlte sich wie eine breiige Masse an. Shakespeare? War er etwa der König? Unsinn. Es war, als betrachte sie sich selbst aus weiter Ferne. Sie musste hier weg, sonst würde Chessy sie umbringen.
    »Hilfe«, ächzte

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