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Der schlafende Engel

Der schlafende Engel

Titel: Der schlafende Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia James
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furchtsamer Miene brach sie in schallendes Gelächter aus.
    »Aber natürlich wusste ich es, April. Es war kaum zu übersehen, schließlich hast du mich beinahe umgebracht.«
    »Was? Aber wie denn?«
    »Beim Stillen, Schatz. Zum Glück entwickelt sich das Gift erst im Lauf der Pubertät in voller Gänze, trotzdem habe ich überall dort, wo du mit deinem Schnäuzchen hingekommen bist, einen fiesen Ausschlag bekommen. Ich glaube, dein Dad wusste es schon vor mir. Du weißt ja, wie er war – er musste alles unter die Lupe nehmen, was mit dem Tod zu tun hat –, deshalb kannte er die Legende von der Furie. Wir sind dann ziemlich schnell zu Fertignahrung aus dem Fläschchen übergegangen.«
    »Deshalb wolltest du mich nie in deiner Nähe haben und hast mich nie geküsst und all das?«
    »Ich habe mich so sehr danach gesehnt, Schatz. Aber es ging einfach nicht.«
    »Aber du hättest mich doch umarmen können, Mum. Du warst immer so kalt.«
    »Ich weiß, und es tut mir so leid. Ich glaube, das habe ich aus reinem Selbstschutz getan, nach dem Motto, solange ich dir nicht zu nahe komme, tut es nicht so weh, wenn …«
    »Wenn was?«
    Silvia seufzte und reichte April einen Becher Tee.
    »Du warst in ständiger Gefahr, April. Deshalb sind wir auch pausenlos umgezogen, als du noch klein warst. Wir haben das reinste Zigeunerleben geführt. Wir mussten ständig in Bewegung bleiben. Surrey, West Sussex, die Cotswolds, eine Zeitlang hatten wir sogar ein kleines Bauernhaus im Wye Valley. Es war ziemlich romantisch dort.«
    »Aber wieso? Wieso konnten wir nie lange an einem Ort bleiben?«
    Silvia musterte sie ernst.
    »Weil wir Angst hatten, die Vampire könnten uns finden und versuchen, dich zu töten.«
    »Und, haben sie? Uns gefunden, meine ich.«
    Silvia zögerte. »Die Wahrheit? Sicher war ich mir nie. Ich hatte den Verdacht, dass dein Großvater sich um alles kümmerte – er musste Spione gehabt haben, die uns gefolgt sind –, jedoch ist niemand uns je zu nahe gekommen. Aber da du ein Mitglied von Grandpas ›königlicher Linie‹ bist, bestand immer die Gefahr, dass sie versuchen könnten, dich zu eliminieren.«
    Eliminieren . April überlief ein Schauder. Sie hatte ihre Kindheit als eine Aneinanderreihung fröhlicher idyllischer Tage in Erinnerung – auf Bäume klettern, am Flussufer planschen und Hütten bauen. Dabei waren ihr die ganze Zeit die Blutsauger auf den Fersen gewesen. Silvia bemerkte Aprils besorgte Miene.
    »Kein Grund zum Traurigsein«, sagte sie. »Sie haben uns schließlich nie gefunden, oder? Vielleicht dachten sie ja auch, dass du keine Gefahr für sie darstellst. Irgendwann sind wir nach Edinburgh gezogen, wo dein Vater Karriere als Journalist und Schriftsteller gemacht hat.«
    »War Daddy deshalb so besessen vom Yeti, den Meerjungfrauen und all diesem Kram? Weil er wusste, dass sie real sind?«
    Wehmütig schüttelte Silvia den Kopf. »Nein, das sind sie nicht. ›Nur weil Vampire Wesen aus Fleisch und Blut sind, bedeutet das noch lange nicht, dass sich in den Bergen von Cheshire Einhörner versteckt halten‹ – ich habe keine Ahnung, wie oft ich das zu ihm gesagt habe. Aber es hätte auch schlimmer kommen können. Er hätte leidenschaftlicher Golfer sein können.«
    »Aber wenn in Edinburgh alles so prima lief, wieso sind wir dann hierher gezogen?«
    Silvia starrte in ihren Teebecher.
    »Wegen Ravenwood.«
    »Wegen der Schule? Aber wieso?«
    »Dein Großvater wr nicht der Einzige mit einem Netz aus Spionen. Auch ich hatte die ganze Zeit über das Ohr am Gleis, und als ich von Ravenwoods Verbindung zu Agropharm gehört habe, war mir sofort klar, dass Thomas hinter all dem stecken muss. Er war am Zug. Und ich wusste, dass er uns dadurch in schreckliche Gefahr bringen würde.
    April runzelt die Stirn.
    »Aber weshalb hätte Grandpa uns etwas antun wollen?«
    Silvias Züge verdüsterten sich.
    »Du hast ihn doch selbst gesehen, April. Er war paranoid, völlig verrückt, für vernünftige Argumente nicht länger zugänglich. Außerdem drohte uns von jedem Gefahr, der beschloss, sich gegen ihn zu stellen: Seine beiden Erbinnen als Geiseln zu halten, hätte jedem eine perfekte Verhandlungsposition verschafft.«
    Silvia seufzte.
    »Deshalb habe ich versucht, ihnen zuvorzukommen. Das Ganze war im Grunde ein Präventivschlag. Ich bin zu deinem Großvater gegangen und habe ihm erzählt, ich würde wieder in den Schoß der Familie zurückkehren und ihm helfen wollen. Ich war nicht sicher, ob er mir glauben

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